Verengungen des Wirbelkanals führen im Alter oft zu massiven Beschwerden. So berichten Patienten, dass sie beim Gehen immer öfter eine Pause einlegen müssen, da die Beine schwer, schmerzhaft oder taub werden. Doch glücklicherweise gibt es heute moderne Therapiemöglichkeiten, die lumbale Spinalkanalstenose effektiv zu behandeln.
Der Wirbelkanal verengt sich in den meisten Fällen als Folge von Abnutzungserscheinungen der Wirbel und Bandscheiben. Es beginnt damit, dass die Bandscheiben zwischen den Wirbelkörpern zunehmend an Flüssigkeit verlieren, flacher werden und sich gegen das hintere Längsband der Wirbelsäule drücken. Die Folge: Die Nerven im Wirbelkanal geraten mächtig unter Druck.
Der Höhenverlust der Bandscheiben führt schließlich dazu, dass die paarig angelegten Wirbelgelenke wie ein Teleskop ineinander gleiten. Gleichzeitig verlieren die stabilisierenden Bänder an Spannung. Dies wiederum führt zu einer Instabilität der Wirbelsäule, einem Gleiten der Wirbel und einer Mehrbelastung der kleinen Wirbelgelenke.
Der Körper macht nun etwas sehr Sinnvolles: Er reagiert auf die Instabilität mit dem Anbau von knöcherner Spangen zwischen den benachbarten Wirbeln. Das Segment versteift und der Instabilitätsschmerz lässt nach. Allerdings engen die knöchernen Anbauten den Wirbelkanal noch weiter ein.
Die ausführliche Befragung und körperliche Untersuchung des Patienten lassen häufig schon erste Rückschlüsse auf das Vorliegen einer lumbalen Spinalkanalstenose zu. Gerade bei älteren Patienten müssen jedoch zusätzlich Vorerkrankungen wie Tumore, Gefäßleiden, Diabetes und Osteoporose abgeklärt werden, um andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen auszuschließen.
Um den Verdacht zu bestätigen und eine gezielte Therapie einzuleiten, sind Bildaufnahmen der Wirbelsäule mit Hilfe der Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) unverzichtbar.
Auch bei der Spinalkanalstenose gilt: Behandelt werden keine Bilder, sondern Menschen. Deshalb richtet sich die Art der Therapie immer nach dem Ausmaß der Beschwerden. Liegen keine akuten neurologischen Ausfälle vor, kann die Spinalkanalstenose der Lendenwirbelsäule zunächst konservativ behandelt werden. Dazu gehören in der akuten Phase die Gabe von schmerz- und entzündungshemmenden Medikamenten, um die Beschwerden zu lindern.
Darüber hinaus hilft ein gezieltes Rückentraining, die betroffenen Bewegungssegmente der Wirbelsäule wieder zu stabilisieren, funktionelle Einschränkungen zu beheben und die Mobilität wiederherzustellen.
Bei sehr starken Schmerzen empfiehlt es sich, schmerz- und entzündungshemmende Mittel direkt in den Wirbelkanal zu injizieren. Durch die hohe Wirkstoffkonzentration am Schädigungsort werden Schmerzen effektiv gelindert.
In der Regel kommen drei bis vier Injektionen im Abstand von einer Woche zum Einsatz. Dabei ist es vom Ausmaß der Einengung abhängig, wie lange die Wirkung anhält. Bei manchen Patienten wird über Monate und Jahre ein schmerzfreier Zustand erreicht, andere profitieren nur kurz.
Eine dauerhafte Linderung der Beschwerden ist allerdings häufig nur möglich, indem der Wirbelkanal operativ erweitert wird. Anders als bei einem Bandscheibenvorfall, der sich mit der Zeit von alleine zurückbildet, lässt sich die Verengung des Spinalkanals nicht rückgängig machen. Es gibt verschiedene Operationsmethoden, die sich nach dem Ausmaß der Einengung, dem Vorliegen eines zusätzlichen Wirbelgleitens oder einer Skoliose der Lendenwirbelsäule richten.
Die Therapie der Wahl ist nach wie vor die operative Dekompression mit dem Ziel den Wirbelkanal zu erweitern, die Nervenwurzeln zu entlasten und damit vor allem die Beinschmerzen zu lindern. Mithilfe eines Mikroskops trägt der Operateur knöchernen und bandhaften Strukturen, die für die Verengung verantwortlichen sind, millimetergenau ab. Durch den stark verkleinerten operativen Zugang bleibt das muskuläre Gewebe um den Wirbel weitgehend erhalten. Dadurch wird verhindert, dass sich der betroffene Wirbelsäulenabschnitt lockert. Aufgrund der geringen Beeinträchtigung von Herz und Kreislauf durch die OP ist das Verfahren auch für ältere Patienten optimal geeignet.
Wenn die Stabilität des betroffenen Segments gleichzeitig beeinträchtigt wird, ist eine zusätzliche Stabilisierung durch eine Fusions-OP erforderlich. Dazu setzt der Operateur aus Kunststoff oder Titan (Cages) zwischen die Wirbel Platzhalter, die die ursprüngliche Höhe und Neigung der Bandscheibe wiederherstellen und zu einer knöchernen ‘Fusion’ der beiden benachbarten Wirbel führen.
Um den Erfolg der Fusion sicherzustellen, wird der Wirbelsäulenabschnitt zusätzlich über ein Schrauben-Stab-System fixiert. Mittlerweile werden sogar flexible, so genannte dynamische Implantate, als Alternative zur Fusions-Operation eingesetzt. Damit lässt sich ein möglicher Verschleiß benachbarter Segmente verhindern.
Durch den Einsatz des Operationsmikroskops und die minimal-invasiven Operationstechniken sind die körperlichen Beeinträchtigungen des Patienten durch die Operation gering. Der Krankenhausaufenthalt nach der OP beträgt etwa drei Tage. Der Patient darf bereits am ersten Tag nach der Operation aus dem Bett aufstehen. Er erlernt Techniken, die es ihm ermöglichen, sich in den ersten Wochen nach der Operation rückenschonend zu bewegen. Sitzen ist sofort möglich.
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