Im Laufe der Jahre wurden verschiedene chemische Abtragungen und chirurgische Techniken zur Entfernung von Tätowierungen angewendet. Diese hatten jedoch viele Nebenwirkungen, insbesondere Narbenbildung und Pigmentrückstände. Das Erhitzen und Verbrennen der Haut zur Entfernung von Tätowierungspigmenten wird seit Jahrhunderten angewendet, unter anderem mit Feuer, Holzkohle und Zigaretten. In den 1980er Jahren wurde mit einem Infrarot-Koagulator versucht, Tätowierungen durch Wärme kontrolliert zu entfernen. Aufgrund der unspezifischen Hitzeschäden am Hautgewebe kam es jedoch häufig zur Narbenbildung.
Anschließend wurden Versuche mit Lasern gestartet, z. B. mit Argonlasern, jedoch waren die Wellenlängen für die Tätowiertinte unspezifisch und wurden deshalb stattdessen weitgehend von Melanin und Hämoglobin absorbiert. Damit endete das Verfahren oft ebenfalls mit Narbenbildung.
Eine weitere Alternative war zu dieser Zeit der Kohlendioxidlaser (CO2-Laser), dessen Hauptmechanismus die Verdampfung der oberen Hautschichten ist. Dabei wird die die Tätowiertinte durch transepidermale Migration entfernt. Allerdings gab es in ein und derselben Sitzung oft große Tiefenunterschiede, was häufig zu dicken Narben und Restpigmenten führte.
Die Wissenschaftler Anderson und Parrish schlugen vor, dass die vom Laser erzeugte Wärme auf das Ziel begrenzt wird, wenn eine Wellenlänge vom Ziel gut absorbiert wird und die Pulsbreite gleich oder kürzer als die thermische Relaxationszeit des Ziels ist. Da die Tintenpartikel sehr klein sind und die Wärme in nur einem Bruchteil einer Sekunde speichern, müssen extrem kurze Pulse verwendet werden.
Mit der Einführung der sogenannten Q-switched-Laser in den 1990er Jahren, die spezifische Wellenlängen hatten die von den Tintenpartikeln gut absorbiert werden, wurde die Pulsdauer von nur Nanosekunden der Goldstandard für die Tattooentfernung. Es gibt auch immer mehr Hinweise darauf, dass ein weiterer Mechanismus photoakustischer Wellen, die durch Wärmeunterschiede in der Haut erzeugt werden, zur Wirkung beiträgt.
Die häufigste Farbe einer Tätowierung ist Schwarz, gefolgt von Blau, Grün, Rot, Gelb und Orange. Alle diese Farben haben eine unterschiedliche Wellenlängenabsorption, die von etwa 420 bis 800 nm reicht. Nach diesem Prinzip wird ein geeigneter Laser mit einer bestimmten Wellenlänge ausgewählt. Schwarze Pigmente absorbieren das ganze Spektrum und lassen sich somit am besten entfernen.
Heutzutage gibt es jedoch, insbesondere bei professionellen Tätowierungen, eine breite Palette von Farbmischungen, so dass es manchmal schwierig ist, die Reaktion des Pigments auf eine bestimmte Laserwellenlänge vorherzusehen. Dieses Problem tritt insbesondere bei so genannten Cover-up-Tätowierungen auf, die auf einer früheren Tätowierung angebracht werden.
Wenn die richtige Wellenlänge und einstellbare Parameter wie Spotgröße und Energiedichte (Fluence) gewählt werden, führt der Wärmestau in der Zielfarbe zur Fragmentierung der Tinte, wobei das umliegende Gewebe geschont wird. Unmittelbar nach der Laserbehandlung ist eine Aufhellung der Haut zu beobachten, was in der Regel ein Zeichen für eine gute Lichtabsorption durch die Tinte ist.
Die Reaktion stellt eine dermale und epidermale Gasblasenbildung aufgrund lokaler Dampfbildung dar und wird oft von normalen punktuellen Blutungen von mäßigem Ausmaß begleitet, die ein Zeichen für eine leichte epidermale Störung sind. Die Haut heilt innerhalb der nächsten 2-7 Tage ab. Um bakterielle Infektionen zu vermeiden, empfehlen wir in dieser Zeit das Auftragen einer antiseptischen Salbe oder eines Verbandes.
In den Wochen nach der Laserbehandlung wird das zerkleinerte Pigment der Tätowierung allmählich durch Immunzellen wie Makrophagen und Lymphozyten über die Lymphknoten abtransportiert Es ist jedoch noch nicht geklärt, wohin die Farbe nach den Lymphknoten gelangt. Noch lange nicht sind alle beteiligten immunologischen Wege vollständig bekannt. Grundsätzlich bietet sich eine Aktivierung der Entgiftungssysteme im Körper an, um die Fremdstoffe auszuleiten.
Auch im Hinblick auf ihre potenzielle Giftigkeit, Allergene und Krebsfördernde Wirkung sowohl vor als auch nach der Laserbehandlung gibt es noch viel zu diskutieren. Das zeigt sich auch an der lebhaften Debatte um die neue europäische Tätowiermittelverordnung.
Ab Januar 2022 dürfen laut REACH-Verordnung neben gewissen Pigmenten auch einige wichtige Bestandteile, wie bestimmte Konservierungs- oder Bindemittel, nur noch stark begrenzt in Tätowierfarben enthalten sein. Zum aktuellen Zeitpunkt betrifft dies bis auf wenige Schwarz- und Weißtöne, das komplette Sortiment an Farben. Das Ziel sei es laut Bundesinstitut für Risikobewertung BFR jedoch nicht, Tätowierungen zu verbieten, sondern Tätowierfarben und Permanent Make-up sicherer zu machen.
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