Artikel 16/07/2018

Schulterluxation: Was tun, wenn sich beim Sport die Schulter auskugelt?

Prof. Dr. med. Frank Martetschläger Orthopäde & Unfallchirurg
Prof. Dr. med. Frank Martetschläger
Orthopäde & Unfallchirurg
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Das Schultergelenk kugelt am häufigsten aus. Diese Verletzung tritt gehäuft bei jungen Sportlern auf und kann die Schulterfunktion dauerhaft beeinträchtigen. Sie kann einen langen Sportausfall oder sogar das Ende der Karriere bedeuten.

Wann ist das Risiko besonders hoch?

Die Wahrscheinlichkeit, sich die Schulter auszukugeln, wird in der Literatur mit ca. 2 % für die Normalbevölkerung angegeben. Männer sind dreimal häufiger betroffen als Frauen. Etwa 40 % der Ausrenkungen treten im Alter von bis zu 22 Jahren auf. Die Rate nimmt mit steigendem Alter deutlich ab.

Etwa 95 % der Ausrenkungen sind nach vorne und unten gerichtet. Lediglich 5 % weisen nach hinten oder unten.

Das Risiko, sich erneut die Schulter auszurenken, steigt durch sportliche Aktivität, insbesondere bei

  • Handball
  • Fußball
  • Rugby
  • American Football
  • verschiedene Kampfsportarten
  • Überkopf- und Wurfsportarten
  • Skifahren
  • Snowboard
  • Skateboard
  • Rollerblade

Was passiert im Gelenk?

Wenn sich die Schulter auskugelt, reißt die Gelenkkapsel in 90 % der Fälle aus der Gelenkpfanne aus und überdehnt sich. Dadurch verlieren diese Stabilisatoren einen Teil ihrer Funktion und das Gelenkvolumen vergrößert sich, was zu einer bleibenden Instabilität und einer erneuten Ausrenkung führen kann.

Eine Pfannenrandfraktur oder „knöcherne Bankart Läsion“  findet sich bei 4-70% der Patienten nach einer vorderen Schulterausrenkung. Zusätzlich muss auf eine Impression im Bereich des Humeruskopfes, die sogenannte „Hill-Sachs“ Läsion, geachtet werden. Sie treten bei bis zu 67% der Erstausrenkungen und 84% der erneuten Ausrenkungen auft. Diese knöchernen Verletzungen erhöhen ebenfalls das Risiko, sich erneut die Schulter auszurenken.

So wird ein Bild der Schulter erstellt

Im Anschluss an die konventionelle Röntgendiagnostik hat sich die Magnetresonanztomographie (MRT) zur exakten Beurteilung der Labrum-Ligament- und der Kapsel-Läsion nach einer Schulterausrenkung durchgesetzt. Im Falle knöcherner Defekte bietet die Frontalansicht der Schulterpfanne im CT die beste Option zur präoperativen Planung.

Art und Zeitpunkt der Therapie korrekt bestimmen

Die Indikationsstellung für ein Therapieverfahren ist beim Sportler oft äußerst schwierig. Neben klinischen und patientenspezifischen Faktoren müssen zahlreiche sportspezifische Aspekte berücksichtigt werden. Sie können allesamt großen Einfluss auf Art und Zeitpunkt einer bestimmten Therapie haben.

Allgemein muss heute darauf hingewiesen werden, dass beim jungen Sportler unter 30 Jahren bereits nach der ersten Ausrenkung eine operative Stabilisierung empfohlen wird, um die häufig auftretenden erneuten Ausrenkungen und einen damit verbundenen frühzeitigen Gelenkverschleiß zu vermeiden.

Je nach Sportart und wie wichtig der sportliche Einsatz ist, kann die Stabilisierung in der Saisonpause geplant werden. Spezielle Schulterbandagen können das Risiko einer erneuten Ausrenkung in dieser Zeit verringern, sind jedoch aufgrund der Einschränkung für die Schulterfunktion für einige Sportarten ungeeignet, wie z.B. Überkopf- und Wurfsportarten.

Wann kommt eine OP in Frage?

Die operative Therapie kann das Risiko einer erneuten Ausrenkung stark verringern und wird daher vor allem bei jungen Sportlern und Kontaktsportler bereits nach der ersten Ausrenkung empfohlen. Allerdings zieht eine Operation eine längere Rehabilitation nach sich, was häufig das Ende der Wettkampfsaison für den Sportler bedeutet. Im Falle einer operativen Therapie sind vor allem folgende Faktoren für die Wahl einer OP entscheidend:

  • Alter des Sportlers
  • Vorliegen und Größe knöcherner Defekte
  • übermäßige Beweglichkeit der Schulter

Bei der ersten Ausrenkung kann in den meisten Fällen eine Schlüssellochoperation mit Fadenankern durchgeführt werden. Bei knöchernen Bankart-Läsionen kann das Fragment offen oder arthroskopisch fixiert werden. Beim knöchernen Pfannendefekt muss hin und wieder Knochen rekonstruiert werden. Nahezu alle Patienten können einer neuen Studie zufolge ihren Sport nach der Operation wieder zu ihrer Zufriedenheit ausüben.

In jedem Fall ist es unerlässlich, dass vor der Therapie-Entscheidung die exakte Art der Verletzung mit einer klinischen und radiologischen Untersuchung analysiert wird. Dadurch können Art und Ausmaß der Instabilität beurteilt und die bestmögliche Therapie eingeleitet werden.

Auf einen Blick

Behandlungsdauer

Die Operationsdauer beläuft sich bei einer akuten Verletzung auf ca. 30 Minuten

Schmerzen

Die Schmerzen nach einer Stabilisierungsoperation sind mit einer Nervenblockade oder Infusionen problemlos zu kontrollieren. Nach Entlassung reichen leichte Schmerzmittel aus.

Krankenhausaufenthalt

im Durchschnitt zwei bis drei Nächte

Arbeitsunfähigkeit

  • bei schwerer körperlicher Arbeit bis zu 4 Monaten
  • bei sitzender Tätigkeit (PC) ca. zwei bis vier Wochen.

Verhaltenstipps nach der Behandlung

  • leichte zu Beginn passive Physiotherapie und eine Ruhigstellung für 3 Wochen
  • ab der 7. Woche aktives Training und Muskelaufbau
  • Kontaktsperre nach 5 Monaten

Risiken

Es gelten die üblichen Risiken einer jeden Operation wie Blutung, Infektion oder Nervenverletzungen. Aufgrund der guten Visualisierung bei der Arthroskopie und der kleinen Hautschnitte sind sie jedoch äußerst selten. Zudem besteht das Risiko der erneuten Luxation (ca 6%), v.a. bei zu frühem Aktivitätsbeginn.

Erfolgsraten

Über 90 % können ihrem Sport wieder nachgehen.

Folgen bei ausbleibender Behandlung

Eine bleibende unbehandelte Instabilität kann zum Verschleiß des Schultergelenkes (Arthrose) führen.

Behandlungsalternativen

konservative Therapie beim älteren und weniger aktiven Patienten ohne knöcherne Beteiligung.

Kostendeckung der Krankenkasse

Kosten komplett gedeckt

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