Team jameda
Wer hat es nicht schon erlebt - der langersehnte Urlaub steht kurz bevor und plötzlich fängt
mal wieder – dieser dumme Zahn rechts oben fürchterlich zu schmerzen an! Bei der heutigen, riesigen Auswahl von Urlaubszielen, den beliebten, günstigen Last-Minute-Reisen etc., ist es umso wichtiger, sich auch mit dem Zustand seines Gebisse (d.h. Zähne, Mundschleimhaut, Zahnersatz wie Kronen, Brücken oder Prothesen) zu beschäftigen.
Denn je nach Urlaubsland könnte man unangenehme Überraschungen erleben. Gemeint sind nicht die eher höheren finanziellen Belastungen – in den meisten Nicht -EU-Ländern (und auch in einigen EU-Mitgliedsstaaten) sind zahnärztliche Behandlungen sofort in bar zu zahlen – sondern eher die Problematik, dass man in vielen Fernreisegebieten wie Afrika, Asien, Indien, Südamerika etc. (aber auch auf Hochsee – Segelturns, Hochgebirgs – Trecking – Touren etc.) nicht unbedingt gleich einen Zahnmediziner findet.
Dass die Eustachischen Röhren frei sein müssen, wissen die Taucher und Flieger meist selbst, dass ein sog. „hohler Zahn“ (undichte Füllungen oder wurzelanbehandelte, provisorisch
verschlossene Zähne) in großen Tiefen bzw. Höhen erhebliche Schmerzen verursachen könnte, ist eher unbekannt. Der Zahnarzt ist sicher schon mit dem Problem der „Aerodontalgie“ konfrontiert worden, sie beschreibt das primär physikalische Phänomen, dass sich abgeschlossene Luft- oder Gasräume den äußeren Druckverhältnissen anpassen wollen. Dies bedeutet, dass beim Abtauchen auf mehrere Meter unter Wasser oder Aufstieg über viele Meter mit dem entsprechenden Druckanstieg diese kleinen eingeschlossenen Lufträume in den Zähnen ausdehnen wollen. Die Folge könnten große Zahnschmerzen sein. In großen Passagierflugzeugen gibt es zwar einen Druckausgleich durch entsprechende Geräte, in kleinen Flugzeugen eher nicht.
Doch als ebenso unangenehm und gefährlich könnten sich auch provisorisch oder schlecht befestigte Kronen, Brücken, Inlays oder sonstiger Zahnersatz erweisen, wenn sie sich in ungeeigneten Momenten aus den Zähnen lösen und ggf. in der Mundhöhle oder gar im Mundstück des Lungenautomaten eines Tauchers landen. Auch ein Weisheitszahn kann Probleme verursachen, wenn sich eine schlagartige Entzündung entwickelt, die durch eine allgemeine Abwehrschwäche, Infektionen etc. begünstigt wird. Dies kann bis zur Kieferklemme führen und stellt eine ernstzunehmende Notfall-Situation dar. Viele Extrem- Touristen wissen dies und lassen sich oft die Weisheitszähne aber auch die Mandeln und den Blinddarm frühzeitig entfernen. Ihr Zahnarzt kennt Sie und Ihren Gebisszustand und wird Sie auf ihre „dentalen Problemzonen“ hinweisen.
Trotzdem können plötzlich Zahnschmerzen auftreten. Was tun, wenn plötzlich mitten auf hoher See, im Hochgebirge, in den Everglades, auf dem Jakobsweg oder im griechischen Katara-Kloster mitten im Meditations-Workshop ein bislang völlig harmloser Zahn plötzlich zu explodieren droht? Kein Zahnarzt in Reichweite – also müssen Sie selbst versuchen die Ursache zu finden und ggf. etwas dagegen tun!
Sollten Sie wirklich mal mehrere Tage oder Wochen auf sich selbst (bzw. in einer Gruppe von Nicht- Zahnärzten) gestellt sein, wäre es sinnvoll sich über ein Zahn-Notfall-Set Gedanken zu machen. Eine normale Reise-Apotheke wird sich ohnehin jeder vernünftigerweise besorgen, zur Zahnversorgung sollten Sie noch einige wichtige, kleine Dinge zusammentragen.
Mit diesen Dingen können Sie schon eine Menge ausrichten und richtig aber auch falsch machen! Deshalb ist ein gewisses Grundwissen nötig. Mit Hilfe der Lampe und des Spiegels und ggf. auch eines zweiten Spiegels (z.B. Kosmetikspiegel) können Sie Ihre Mundhöhle und die Zähne inspizieren und so „um die Ecke schauen“. Mit der Sonde oder dem Scaler können Sie ungeahnte Tiefen in Zähnen, Zahnfleischtaschen o.ä. ergründen und ggf. längst vergessene Speisereste, Vollkorn-Nahrung oder lose Füllungsreste zu Tage fördern. Dies ist nicht angenehm, aber lindert oft die Beschwerden! Manchmal hilft auch schon ein Stück Zahnseide, ggf. auch mit einem Knoten in der Mitte versehen um größere Teile aus den Zwischenräumen zu entfernen.
Mit der abgewinkelten Pinzette und etwas Watte kann man schließlich reinigende oder schmerzstillende Substanzen (im Notfall auch Whiskey oder Wodka, besser
Chlorhexamed oder Salviathymol) applizieren. Auch Nelken lindern den Schmerz. Gewürznelken waren schon unseren Urahnen und auch den Indianern als gutes Hausmittel gegen Zahnschmerzen bekannt. Ihr Wirkstoff ist Eugenol (Nelkenöl).
Am Rande noch ein paar kleine Tipps zum Verschließen eines Loches im Zahn: nach gründlicher Reinigung könnte man den Zahn mit zuckerfreiem Kaugummi zumindest kurzfristig abdichten. Besser wäre „Guttapercha“ (ein thermoplasisches, biologisches Präparat, welches man auch im Fachhandel bekommt). Das sind dünne Stangen, die man über dem Feuerzeug erwärmt, als kleine Kugel formt und noch warm in den Zahn drückt. Das klingt einfacher als es ist - der Zahn sollte möglichst sauber und trocken sein. Zur Befestigung einer losen Krone / Brücke könnte man ebenso zuckerfreien Kaugummi (angekaut!) oder auch Prothesen-Haftcreme verwenden. Aber Vorsicht: Ist kein ausreichender Halt zu erreichen, besser im Gepäck verstauen, bevor Sie etwas verschlucken oder gar einatmen.
Natürlich könnte man auch eine Menge Unsinn mit diesen Werkzeugen und Medikamenten anstellen, daher begeben Sie sich lieber frühzeitig in einem zivilisierten Land mit hohen hygienischen Maßstäben in Behandlung eines/-r Fachmannes/ -frau. Diese Entscheidung ist allemal einfacher und billiger als die eventuelle Entscheidung einem angeblich Fachkundigen in einem Dritte-Welt- Land mit einer unsterilen Mehrwegspritze in der Hand gegenüber zu sitzen und sich auszumalen was nun besser wäre.
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