Artikel 03/03/2021

Riss des vorderen Kreuzbandes: Ursachen & Behandlung

Dr. med. Julian Dexel Orthopäde & Unfallchirurg, Chirotherapeut, Sportmediziner
Dr. med. Julian Dexel
Orthopäde & Unfallchirurg, Chirotherapeut, Sportmediziner
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Was ist ein Kreuzband?

Der vordere Kreuzbandriss ist eine häufige Sportverletzung. In der Mitte des Kniegelenks befinden sich zwei sich überkreuzende Bandstrukturen, die als vorderes und hinteres Kreuzband bezeichnet werden und deren Aufgabe es ist, das Gelenk passiv zu stabilisieren.

Wie kann ein Kreuzband reißen?

Meistens führen Bagatelltraumen zu Knieverletzungen. Durch das Verdrehen des Beines (z. B. beim Skifahren oder bei Ballsportarten) kann das Kreuzband – meistens das vordere – reißen oder überdehnt werden. Auch eine zu starke Dehnung des vorderen Kreuzbandes ohne Riss kann zu einem Stabilitätsverlust im Kniegelenk führen.

Eine länger bestehende Instabilität im Kniegelenk verursacht Folgeschäden an den Menisken und am Knorpel, welche wiederum eine Arthrose (schmerzhafte Abnutzung des Gelenkknorpels mit Bewegungseinschränkung) bedingen können.

Welche Krankheitserscheinungen ergeben sich?

Oftmals verspürt der Patient die Instabilität des Gelenkes gar nicht oder nur minimal. Es kann beispielsweise ein Gefühl des Wegsackens oder Wegdrehens des Gelenkes bei Bewegung auftreten. Man nennt dies „giving-way“. Bei ausgeprägteren Verletzungen im Kniegelenk sind aber auch deutlich spürbare Instabilitäten möglich, insbesondere wenn mehrere Bänder im Kniegelenk betroffen sind.

Das Gelenk schmerzt dann häufig und schwillt nach Bewegung oder auch in Ruhe an. Auch hierbei treten im Verlauf wiederum Schäden am Knorpel oder am Meniskus auf. Im Rahmen von Kniegelenkspiegelungen, welche aufgrund von fortgeschrittenen Schäden oder starken Schmerzen durchgeführt werden, wird gelegentlich eine länger zurückliegende Kreuzbandschädigung als Ursache ausgemacht, welche initial nicht diagnostiziert wurde.

Wie wird die Erkrankung erkannt?

Üblicherweise fällt eine Instabilität im Gelenk durch eine orthopädische Untersuchung auf. Im weiteren diagnostischen Verlauf erfolgen Röntgenaufnahmen und eventuell eine Magnetresonanztomographie (MRT / Kernspin), um Begleitverletzungen am Knochen oder Verschleißerscheinungen im Gelenk zu erkennen.

Wie wird die Erkrankung behandelt?

Je nach Schweregrad der Verletzung kommen konservative oder operative Therapien in Frage. Frische Verletzungen im Bereich des hinteren Kreuzbandes oder nur leichte Instabilitäten des vorderen Kreuzbandes heilen oftmals gut aus. Hierbei kann durch gezieltes Muskeltraining und Propriozeptionstraining eine ausreichende Stabilität im Gelenk erlangt werden, ohne dass eine operative Versorgung notwendig wird.

Ist die gefühlte Instabilität im Gelenk für den Patienten deutlich spürbar und beeinträchtigend, sollte eine Operation in Erwägung gezogen werden. Ebenso bei jungen Menschen oder Sportlern sowie bei Patienten, welche bereits Folgeschäden erlitten haben.

In den meisten Fällen ist eine arthroskopische Operation möglich. Diese minimal invasive Technik bietet für den Patienten im Vergleich zu einer offenen Operation mit größerem Hautschnitt viele Vorteile: Die Operationszeit ist kürzer, es entsteht ein geringeres Trauma im Gewebe und das kosmetische Ergebnis ist besser.

Wann sollte das Kreuzband ersetzt werden?

Es gibt Verletzungen, die eine rasche operative Versorgung innerhalb der ersten 24 bis 48 Stunden nach dem Unfall erforderlich machen. Hierzu zählen knöcherne Ausrisse oder die Verletzung von mehreren Strukturen im Kniegelenk, welche zu komplexen Instabilitäten führen.

Kann die Operation nicht zeitnah durchgeführt werden, sollte ein Zeitraum von vier bis sechs Wochen abgewartet werden, bis die entstandene Entzündungsreaktion und die Gelenkschwellung abgeklungen sind. Eine Operation während der Entzündungsphase birgt ein hohes Risiko für eine Bewegungsstörung (sogenannte Arthrofibrose).

Die operative arthroskopische vordere Kreuzbandplastik

Die Stabilisierung des Kreuzbandes erfolgt arthroskopisch unter Verwendung einer körpereigenen Sehne als Bandersatz. Die Technik unter Nutzung der Oberschenkelsehne hat sich in den letzten Jahren sehr bewährt und oftmals die Patellarsehnenplastik, bei der die Kniescheibensehne verwendet wird, abgelöst. Über einen kleinen Schnitt am Schienbeinkopf wird die Sehne mit speziellen Instrumenten in der Länge von 28 bis 30 cm entnommen.

Anschließend wird die Sehne präpariert und so vernäht, dass ein ca. 7 bis 9 cm langes und ca. 7 bis 10 mm dickes Transplantat als Ersatzsehne entsteht. Knochenkanäle im Ober- und Unterschenkel werden angelegt. Das Transplantat wird dort eingezogen und mit speziellen Implantaten fixiert. Dort wachsen die Sehnen innerhalb weniger Monate fest ein. Die Sehne übernimmt dann die stabilisierende Funktion eines Kreuzbandes.

Wie erfolgt die Nachbehandlung nach arthroskopischer vorderer Kreuzbandplastik?

Um den Heilverlauf nach einer Operation zur unterstützen, erhalten die Patienten eine Orthese für sechs Wochen. Während dieser Zeit soll erreicht werden, dass das Bein wieder voll belastet werden kann. Hierbei ist eine physiotherapeutische Mitbetreuung ganz wichtig.

Regelmäßige Krankengymnastik unter Anleitung soll die Muskulatur stärken und die Koordination schulen. Ziele sind sowohl die Rückkehr zur schmerzfreien Bewegung im Alltag als auch die sportliche Vollbelastung.

Die ausreichende Einheilung der transplantierten Sehne dauert mindestens sechs Monate. Patienten benötigen Geduld bis zur Rückkehr zur Vollbelastung im Rahmen von (leistungs-)sportlichen Anforderungen. In Abhängigkeit vom Verletzungsausmaß und vom Heilverlauf werden hierzu individuelle Nachbehandlungsempfehlungen erfolgen.

Auf einen Blick

Operationsdauer

ca. 60 bis 90 min je nach Ausmaß der Begleitverletzungen

Krankenhausaufenthalt

nur bei schweren Begleiterkrankungen,
kurzstationär für 1 bis 2 Tage, in den meisten Fällen ambulante Operation

Nachbehandlung

Rehabilitation Physiotherapie und Eigenübungen ggf. ambulante Rehabilitation über ca. 3 Wochen

Arbeitsunfähigkeit

ca. 6 bis 12 Wochen, je nach beruflicher Belastung
Risiken

Risiken

  • Wundheilungsstörung
  • Vereiterung/Infektion
  • Gelenkvernarbungen mit eingeschränkter Beweglichkeit (Arthrofibrose)

Volle Belastbarkeit

nach 6-9 Monaten

Behandlungsalternativen

Konservative Therapie

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