Artikel 16/12/2020

PSI – Der Kniegelenksersatz der Zukunft: Vorteile, Risiken & Ablauf

Team jameda
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Arthrose ist weltweit die häufigste Gelenkerkrankung des erwachsenen Menschen. In Deutschland sind gut die Hälfte der Frauen und ein Drittel der Männer über 60 Jahre von Arthrose betroffen. Die Erkrankung befällt besonders häufig die Hüft- und Kniegelenke, wodurch mehr oder weniger die Mobilität und Lebensqualität der Betroffenen eingeschränkt ist.

Wenn konservative Therapiemaßnahmen mit medikamentöser Behandlung und Krankengymnastik ausgeschöpft sind, kann ein künstliches Gelenk die Chance auf eine beschwerdefreie Mobilität bieten.

Untersuchungen zum Gelenksersatz konnten zeigen, dass Unterschiede in der Form des Knochens berücksichtigt werden müssen, damit die Knieprothese optimal sitzt. Daher wurden patientenspezifische Instrumente entwickelt, um die individuelle Patientenanatomie beim Kniegelenkersatz noch mehr zu berücksichtigen.

Wie funktioniert ein Kniegelenk?

Das Kniegelenk ermöglicht neben der Streckung und der Beugung auch geringe Drehungen des Unterschenkels. Die Gelenkflächen sind mit einer Knorpelschicht überzogen. Die dazwischen liegenden Menisken führen die Gelenkbewegung und federn einwirkende Kräfte ab.

Das Kniegelenk wird von einer Gelenkkapsel umschlossen, die die Gelenkflüssigkeit produziert, welche für die Ernährung des Knorpels wichtig ist und ein weitestgehend reibungsfreies Gleiten der Gelenkflächen ermöglicht.

Verschleiß des Kniegelenks (Gonarthrose)

Arthrose des Kniegelenks bedeutet eine fortschreitende Abnutzung des Gelenkknorpels und der weichteiligen Strukturen wie Bänder und Gelenkkapsel, die unbehandelt in eine unumkehrbare, chronische Zerstörung des Gelenkes mündet. Häufig ist die Ursache eine Fehlstellung wie X- oder O-Beine. Das führt zu starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Wenn die Schmerzen und die Behinderung im Kniegelenk zunehmen und konservative Behandlungen wie Physiotherapie und Schmerzmittel ausgeschöpft sind, empfiehlt der Arzt ein künstliches Kniegelenk.

Was ist eine Knie-Endoprothese?

Eine Knie-Endoprothese ersetzt die Knorpeloberflächen von Oberschenkel und Schienbeinkopf durch eine Oberschenkel(Femur)-Komponente, eine Unterschenkel(Tibia)-Komponente und gegebenenfalls auch durch einen künstlichen Kniescheibenrückflächenersatz.

Bei Endoprothesenimplantation müssen individuelle Unterschiede wie Körperbau und Knochenqualität, Gesundheitszustand, Lebensgewohnheiten und auch das Geschlecht berücksichtigt werden. Neben unilateralen (halbseitigen) Knie-Endoprothesen, die nur einen Teil des erkrankten Gelenks ersetzen, werden auch der Verschleißsituation entsprechende totale Gelenkersatzendoprothesen implantiert.

Was sind patientenspezifische Instrumente?

Zimmer Patient Specific Intruments (PSI) beruhen auf Schnittschablonen, die auf der Basis der ganz persönlichen Patientenanatomie gefertigt werden. Mithilfe eines bildgebenden Verfahrens, der Magnetresonanztomographie (MRT) oder der Computertomographie (CT) wird das Kniegelenk vermessen. Anhand dieser Daten berechnet der Arzt mittels einer speziellen Software die Operationsplanung, die die Grundlage für eine Kunststoffschablone darstellt. Sie entspricht einem exakten Negativabdruck der Oberfläche des Patientenknies.

Die Schablone dient zur Ausrichtung der erforderlichen Knochenschnitte und sorgt für die richtige Platzierung der Implantat-Komponenten. Bei der Operationsplanung entscheidet der Arzt auch, ob ein einseitiger oder totaler Kniegelenkersatz implantiert werden kann.

Welche Vorteile ergeben sich für Sie als Patient für die individuell auf Sie abgestimmte Kniegelenkersatzoperation?

Zimmer Patient Specific Instruments (PSI) wurde entwickelt, um eine absolut exakte Ausrichtung und Passform des Implantats zu erreichen und darauf beruhende postoperative Beschwerden ausschließen zu können.

Bereits vor der Operation plant der Arzt mit einer exakten Planung die Größe, Form und Ausrichtung des Knieimplantats. So werden die patientenindividuelle Anatomie genau berücksichtigt und das optimale Implantat ausgewählt.

Weitere Vorteile durch die bereits vor der Operation abgeschlossene vollständige Planung des Eingriffs ergeben sich durch eine Verkürzung der Operationsdauer, eine Reduzierung der Schnittgröße und der damit verminderten Kompromittierung der Weichteile, was eine schnellere Rekonvaleszenz verspricht.

Das Verfahren der PSI-Kniechirurgie bedeutet für den Patienten keinen Eigenkostenanteil. Es ist zu 100% eine Kassenleistung.

Welche Vorteile bietet ein MRT?

Die Operationsplanung mittels Kernspintomographie (MRT) bietet den großen Vorteil einer zusätzlichen Knorpeldickemessung, die dem Arzt zeigt, wie viel Restknorpel auf den durch Verschleiß geschädigten Gelenkflächen verblieben ist und wo Defektzonen besonders ausgeprägt entstanden sind.

Die Knorpeldarstellung ermöglicht in der Zusammenschau mit der klinischen Untersuchung des Kniegelenkes eine Information zur Ausbalancierung der Weichteilspannung während der Operation. So kann der Arzt die nötige Resektion des Knochens für die Implantation gut beurteilen. Beim MRT gibt es keine Strahlenbelastung für den Patienten.

Welche Vorteile bietet ein CT?

Eine CT-basierte Planung bietet eine kurze Untersuchungszeit von wenigen Minuten. Davon profitieren besonders für Patienten, die sich in engen Räumen ängstigen. Außerdem kann ein CT auch bei voroperierten Patienten eingesetzt werden, denen bereits das MRT störende Metallteile am Kniegelenk implantiert wurden. Es bietet weiterhin auch Patienten mit Herzschrittmachern, Stents oder anderen elektronischen Geräten eine Option die Vorteile der PSI-Methode in Anspruch nehmen zu können.

Wie lange dauert die Herstellung des PSI?

Sofort nach Erhalt der CT- oder MRT-Aufnahmen wird mit der Planung begonnen. Dies dauert circa 20 Werktage. Der Patient sollte die Zeit nutzen, um sich so gut wie möglich vorzubereiten. Ziel der Vorbereitung sollte sein, in der Klinik in einem möglichst guten Allgemeinzustand aufgenommen werden zu können.

Mit gezielten Übungen und Krankengymnastik lässt sich ein Muskelaufbau erzielen. Hierzu eignen sich Übungen wie Schwimmen und Radfahren. Informieren Sie Ihren Arzt bereits vor der Planung, wenn Sie auf bestimmte Materialien allergisch reagieren, insbesondere gegen Nickel oder Chrom.

Wie lange dauert der Klinikaufenthalt?

Der stationäre Aufenthalt in der Klinik beträgt zirka fünf bis sieben Tage. Darauf folgen entsprechende Rehabilitationsmaßnahmen, die ambulant oder stationär in einer Reha-Klinik durchgeführt werden können.

Die Operation

Sie dauert in der Regel etwa eine Stunde und kann in Voll- oder Teilnarkose durchgeführt werden. Der Arzt entfernt die zerstörten Knorpeloberflächen von Oberschenkel und Schienbein. Mittels der für Ihre Anatomie individuell angefertigten Spezialschablonen wird der Knochen exakt zur Aufnahme der Femur- und Tibia-Komponente vorbereitet. Bei Bedarf wird auch die Kniescheibenrückfläche ersetzt.

Gibt es Risiken?

Die Implantation einer Knie-Endoprothese ist ein häufiger Eingriff in orthopädisch-chirurgischen Gelenkzentren. Dennoch dürfen Risiken wie Blutergüsse, Infektionen, Allergien oder Thrombosen nicht unerwähnt bleiben. Ob die Vorteile eines Eingriffs überwiegen, muss im Einzelfall in Absprache mit dem behandelnden Arzt geklärt werden.

Wie sieht das Leben mit dem neuen Kniegelenk aus?

Bleiben Sie auch weiterhin in Bewegung und treiben Sie möglichst gelenkschonende Sportarten mit gleichmäßigen fließenden Bewegungen und geringem Kraftaufwand. Moderater Sport fördert den Aufbau natürlicher Knochensubstanz und stärkt die Muskulatur, die das künstliche Gelenk stützt und ihm Halt gibt. Empfehlenswert sind alle gelenkschonenden Sportarten wie

  • Wandern
  • Walking
  • Radfahren
  • Schwimmen
  • Gymnastik
  • Skilanglauf

Hingegen sind Leistungs- und Wettkampfsportarten mit abrupten Bewegungsabläufen wie Squash, Handball oder Fußball eher ungeeignet. Die Auswahl der geeigneten Sportart sollte immer in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.

Wie wichtig ist die Nachsorge?

Nutzen Sie das Angebot für regelmäßige Nachuntersuchungen. Ihr Arzt kann Ihre Rehabilitation verfolgen und eventuelle Komplikationen frühzeitig erkennen.

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