Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Priv.-Doz. Dr. med. Jan Schmitges interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Urologe.
jameda: Herr Priv.-Doz. Dr. med. Jan Schmitges, was hat Sie motiviert, Urologe zu werden, und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?
Herr Dr. Schmitges: Die Arbeit als Jugendlicher im Krankenhaus während der Schulferien auf der urologischen Station und dem OP haben bei mir das Interesse für die Medizin und das Fachgebiet geweckt. Die Vielseitigkeit der Urologie, die viele nicht kennen, hat mich von Anfang an beeindruckt.
Meistens denkt man, der Urologe behandele nur alte Männer. Das ist aber gar nicht so. Etwa 40 % unserer Patienten sind weiblich. Es gibt auch viele Kinder und Jugendliche, die urologische Probleme haben.
Und zuletzt waren es natürlich die urologischen Kolleginnen und Kollegen während der verschiedenen Stationen meiner Ausbildung, die mich mit ihrer oft humorvollen Art für das Fach gewonnen haben.
jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht diesen so besonders?
Herr Dr. Schmitges: Neben meiner breiten allgemeinurologischen Ausbildung habe ich mich im Bereich der Krebserkrankungen und der Kinderurologie spezialisiert. Während meiner Tätigkeit als Oberarzt musste ich viel operieren. Das kommt mir jetzt zum Beispiel bei kleineren ambulanten Eingriffen wie der Vasektomie zugute.
Wissenschaftlich habe ich mich viel mit Prostatakrebs auseinandergesetzt. Dass die neuesten Erkenntnisse in der Praxis auch angewendet werden, ist mir ein besonderes Anliegen. Darum haben wir uns auch als Prostatakrebszentrum zertifiziert.
Damit ich den Kontakt in das Krankenhaus nicht verliere, arbeite ich immer noch als Oberarzt in einer nahegelegenen Klinik und als Fachexperte für die Deutsche Krebsgesellschaft. Hierbei bekomme ich Einblicke in viele verschiedene Kliniken in ganz Deutschland. Das ist sehr inspirierend. Oft komme ich mit neuen Ideen zurück, die unsere Patientenversorgung besser machen können.
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jameda:** Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?
Herr Dr. Schmitges: Ja, natürlich. Mein ehemaliger Chef in Hamburg. Er ist mittlerweile im Ruhestand, hat aber bis in seine 70er weitergearbeitet. Die Urologie war seine Berufung, das hat jeder gemerkt.
Er hat am Ende seiner Laufbahn sogar ein Buch darüber geschrieben, wie in seinen Augen Spitzenmedizin erreicht werden kann. Spezialisierung, Ergebnistransparenz und Patientenorientierung sind für ihn der Schlüssel für eine hochqualitative Patientenversorgung. Und er hat immer das Team neue Kolleginnen und Kollegen aussuchen lassen. Das hat zu einem tollen Arbeitsklima geführt, in dem alle ihr bestes gegeben haben. In so einem Umfeld arbeiten zu können, ist pure Freude.
jameda: Gibt es aktuell Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?
Herr Dr. Schmitges: Ganz klar: die Digitalisierung. Dass das Sprechstundenmanagement online und selbsttätig läuft, ist eine tolle Erleichterung für uns und alle Patientinnen und Patienten. Am besten ist jedoch aktuell die Kommunikation mit unseren Patienten über eine App, mit der sie mit der Akte verbunden sind. Wir können unsere Informationen in Echtzeit übermitteln und Kommentare hinterlassen, Dokumente wie Blutwerte, Spermiogramm- oder Röntgenbefunde digital freigeben und noch einiges mehr. Die Zufriedenheit auf allen Seiten ist dadurch enorm gestiegen.
jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?
Herr Dr. Schmitges: Dass die neuesten medizinischen Erkenntnisse auch wirklich in der Praxis ankommen und und auch weiterhin von den Krankenkassen bezahlt werden können. Die größte Herausforderung für uns Ärztinnen und Ärzte ist aber sicherlich die individuelle Tumortherapie bei Krebspatienten.
Auf diesem Gebiet hat sich in den letzten Jahren enorm etwas getan. Wir machen mittlerweile Genanalysen, um zu schauen, welche der verfügbaren modernen Therapien wirksam sind. Das ist aufwendig und benötigt Zeit.
Für uns Medizinerinnen und Mediziner ist auch die Bereitschaft wichtig, sich dauernd fortzubilden.
jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?
Herr Dr. Schmitges: Wir haben eine klare Zuordnung zu einer Ärztin oder einem Arzt in unserer Praxis. Das ist ganz wichtig, denn nur so kann man ein Vertrauensverhältnis aufbauen.
Das fängt im Kleinen an, dass zum Beispiel der für einen Eingriff aufklärende Arzt auch die OP und alle Nachsorgen persönlich durchführt. Man fühlt sich dadurch als Patient einfach besser aufgehoben. Und es steigert die Versorgungsqualität. Beide Seiten wissen immer, woran sie sind.
Und klar, es ist wichtig in besonderen Situationen genügend Zeit zu haben. Bei der Erstdiagnose einer schwerwiegenden Erkrankung muss man einfach zu 110 % da sein. Und auch schon mal seine Mittagspause opfern.
jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?
Herr Dr. Schmitges: Man bekommt als Arzt, wenn man helfen konnte, meistens Dankbarkeit entgegengebracht. Und ich erlebe in meinem Alltag sehr oft einen respektvollen Umgang miteinander. Das weiß ich zu schätzen. Genauso wie die rheinländische Art, die nie um eine Antwort verlegen ist.
jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?
Herr Dr. Schmitges: Letzte Woche hat mir die Mutter eines achtjährigen Jungen, der einnässt, erzählt, dass die Stromkosten für die immer laufende Waschmaschine für die Familie problematisch geworden sind. Es sind nicht immer die medizinischen Dinge, über die man sich nach der Sprechstunde Gedanken macht.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr Dr. Schmitges: Männer, geht zur Vorsorge! Und wenn wirklich mal ein Problem da ist, nicht zu viel im Internet lesen, sondern sich einen Ruck geben und die kostenfreien Beratungsmöglichkeiten in der Arztpraxis in Anspruch nehmen.
Herr Priv.-Doz. Dr. Jan Schmitges ist in Mönchengladbach geboren und hat seine medizinische Ausbildung in Hamburg, Schleswig-Holstein und Montréal durchlaufen.
Er ist Oberarzt einer urologischen Klinik, Fachexperte Prostatakarzinom der Deutschen
Krebsgesellschaft und lehrt als Dozent das Fach Urologie an der Universität Hamburg. Seit 2018 arbeitet er mit weiteren Kolleginnen und Kollegen zusammen in einer Praxis in Mönchengladbach.
Seine Schwerpunkte sind neben der allgemeinurologischen Versorgung die operative Tätigkeit, die Versorgung von Krebspatienten und von Kindern.
Die moderne urologische Praxis mit zertifiziertem Prostatakrebszentrum liegt im größten Facharztzentrum Nordrhein-Westfalens in Mönchengladbach-Rheydt. Sie verfügt über eigene OP-Räume, in denen ambulante Eingriffe in allen Formen der Narkose durchgeführt werden. In den modernen, hellen und großzügigen Praxisräumen erfolgt mithilfe modernster Ausstattung eine urologische Versorgung auf höchstem Niveau.
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