Team jameda
Pilzinfektionen sind ansteckend und verursachen alle möglichen Beschwerden: Der Körper juckt, das Haar fällt aus oder das Wasserlassen schmerzt. Lesen Sie hier alles über Definitionen, Häufigkeiten und Ursachen der Pilzinfektionen und was sie tun und essen sollten, um die lästigen Krankheitserreger loszuwerden.
Ungefähr 50 verschiedene Pilzarten können unterschiedliche Erkrankungen beim Menschen verursachen, sogenannte Mykosen. Am häufigsten treten Pilzinfektionen an den Nägeln und auf der Haut auf. Befallen Pilze die Kopfhaut, führen sie zu Haarausfall. Pilzinfektionen an den Nägeln werden Onychomykosen genannt, Pilzinfektionen der Haut werden dagegen als Dermatomykosen bezeichnet.
Fast alle Organe und Systeme sind anfällig für Pilzbefall, insbesondere wenn der Körper geschwächt ist, wie zum Beispiel im hohen Alter, nach einer Antibiotikatherapie oder wenn das Immunsystem erkrankt ist und den Körper nicht mehr richtig schützen kann. Im letzten Fall vermehren sich massenhaft Pilze, die Krankheiten auslösen. Normalerweise leben sie im Darm, auf den Schleimhäuten oder auf der Haut, ohne zu stören.
Die wichtigsten Pilzerkrankungen sind die Aspergillose, die Candida-Mykose und die Kryptokokkose.
Die Aspergillose ist eine Mykose, die vom Schimmelpilz Aspergillus fumigatus verursacht wird, den es fast überall gibt. Anstecken können Sie sich, indem Sie Pilzsporen einatmen, die sich in pflanzlichen Materialien anhäufen, wie zum Beispiel im Heu, Kompost oder in der Erde.
Betroffen sind meistens Menschen mit einer geschwächten Immunabwehr, wie zum Beispiel Krebs-, Tuberkulose- oder AIDS-Patienten sowie Zuckerkranke, Menschen mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung oder diejenigen, die auf eine Kortison-Therapie angewiesen sind.
Symptome und Komplikationen
Der Aspergillus besiedelt die Atemwege und äußert sich mit Husten und blutigen Auswurf, Verschlechterung des Allgemeinzustandes und Atemnot in der Form von Asthmaanfällen. Manchmal ballen sich die Pilze in der Lungenspitze zusammen und bilden das sogenannte Aspergillom, das einem Tumor ähnelt.
Die Aspergillose kann sich in den Bauchraum oder ins zentrale Nervensystem ausbreiten und eine Gehirn- oder Hirnhautentzündung auslösen. Weitere Organe, die vom Aspergillus fumigatus befallen werden, sind die Haut, die Ohren und die Nasennebenhöhlen. Selten breitet sich der Erreger auf Herz und Nieren aus.
Diagnose und Therapie
Die Diagnose ist mit der Untersuchung des Auswurfes, des Bronchialsekrets oder des Lungengewebes möglich, das während einer Bronchoskopie entnommen wird. Auf Röntgen- oder Computertomografieaufnahmen sind Aspergillosen an typischen Rundherden mit einer Luftsichel zu erkennen.
Eine Aspergillose wird mit Antimykotika behandelt, wie zum Beispiel Amphotericin B und Flucytosin. Es handelt sich dabei um Medikamente, die spezifisch gegen Pilze wirken. Sie werden inhaliert, als Tabletten geschluckt oder in die Vene gespritzt. Manchmal sind auch Kortikosteroide für die Therapie nötig. Aspergillome müssen operativ entfernt werden, um weitere Komplikationen zu vermeiden.
Die Candida-Mykose wird vom Hefepilz Candida albicans verursacht, der sich im Magen-Darm-Trakt und auf der Schleimhaut der Geschlechtsorgane oder auf der Haut vieler Menschen befindet. Ist der Körper geschwächt, vermehrt sich der Pilz und führt zu Beschwerden. Oft äußert sich eine Candida-Mykose nach einer Antibiotikatherapie, auch bei Kindern, weil die Medikamente die konkurrierende Bakterienflora schädigen.
Symptome
Die Symptome der Pilzerkrankung sind je nach Lokalisation weißliche Beläge auf der Mundschleimhaut, Schluckbeschwerden, Blähungen, Durchfall, Schmerzen beim Wasserlassen, Fieber, Husten oder Atemnot. Wenn die Geschlechtsorgane befallen sind, sind die Schleimhäute geschwollen und gerötet. Die Betroffenen leiden unter weißlichen Belägen, Knötchen, Pusteln und starkem Juckreiz.
Eine Blutvergiftung mit dem Candida-Pilz äußert sich mit Fieber und einer Vergrößerung der Leber und der Milz, wobei auch der Befall der Herzklappen möglich ist, der zur Herzschwäche führen kann.
Das Eigenbrauer-Syndrom
Das Eigenbrauer-Syndrom ist eine generalisierte Candida-Infektion, die Lungen, Herz, Magen, Darm, Leber, Milz und das Zentralnervensystem befällt. 14 Prozent aller Patienten, die auf Intensivstationen behandelt werden, sind davon betroffen, insbesondere ältere Menschen. Jedes Jahr erkranken ungefähr 40.000 Deutsche daran. Generalisierte Candida-Infektionen verlaufen in 70 Prozent der Fälle tödlich.
Diagnose und Behandlung
Zur Diagnostik einer Candida-Mykose gehören Abstriche aus den Schleimhäuten, die unter dem Mikroskop untersucht werden. Bei einer Blutvergiftung ist der Pilz auch im Blut nachweisbar.
Schleimhäute und Haut sprechen gut auf eine örtliche Behandlung mit Antimykotika an, wie zum Beispiel Econazol, Nystatin, Amphotericin B oder Miconazol. Desinfizierende Farbstoffe und spezielle Reinigungsmittel sind auch wirksam.
Halten Sie die befallene Haut so trocken wie möglich. Auch einige Hausmittel unterstützen die medikamentöse Therapie. Dazu gehören ätherische Öle von Zimt, Thymian, Oreganon und Teebaumöl. Ihre Ernährung sollte während der Therapie so wenig Weißmehl und Zucker wie möglich enthalten. Es gibt allerdings keine Studien, die zeigen, ob Schüßler Salze ebenfalls hilfreich sind.
Für generalisierte Candida-Mykosen gibt es wirksame Medikamente, die in die Vene gespritzt werden.
Den Sprosspilz Cryptococcus neoformans gibt es überall, aber besonders wohl fühlt er sich in der Erde und im Staub. Die Pilzsporen werden eingeatmet oder gegessen. Von der Lunge oder dem Magen-Darm-Trakt aus verbreitet sich der Pilz über die Blutbahnen im ganzen Körper und verursacht die Kryptokokkose, auch europäische Blastomykose genannt.
Symptome und Diagnose
Die Symptome hängen vom befallenen Organ oder System ab und reichen von Husten mit Auswurf, Fieber, eitrigen Hautgeschwüren und Milz- und Lebervergrößerung bis zur Lymphknotenschwellung und Kopfschmerzen, Erbrechen, Nackensteifigkeit, Sprachstörungen, Krampfanfällen, Lähmungen und Bewusstseinsstörungen.
Zur Diagnose wird der Erreger in Körperflüssigkeiten, wie zum Beispiel Bronchialschleim, Auswurf, Blut, Urin oder Gehirnwasser und in Gewebeproben nachgewiesen. Die mikroskopische Untersuchung hilft, die Pilzsporen zu erkennen, die von einer Schleimkapsel umgeben sind.
Komplikationen
Jährlich werden weltweit allein bei Personen mit einer HIV-Infektion rund eine Million Fälle von kryptokokkenbedingten Gehirn- und Hirnhautentzündungen diagnostiziert und mehr als 600.000 Menschen sterben pro Jahr an der Erkrankung. Für Menschen mit schwachem Abwehrsystem ist eine Kryptokokkose praktisch immer lebensbedrohlich. Unbehandelt verläuft sie meist tödlich und selbst mit der richtigen Behandlung sterben fast 20 Prozent der AIDS-Patienten daran.
Die neurologischen Defizite, die durch die Hirnhautentzündungen verursacht werden, bilden sich meistens nicht mehr zurück. Rezidive sind bei dauerhaft Immungeschwächten Patienten sehr häufig und können auch bei Menschen ohne Immunschwäche auftreten.
Risikofaktoren für einen komplizierten Verlauf sind hoher Hirndruck und hohe Erregervermehrung im Nervenwasser mit einer beschränkten Entzündungsreaktion. Die Erregervermehrung beurteilt der Arzt anhand der Erniedrigung des Zuckerspiegels im Nervenwasser oder anhand der Anzahl der Antigene. Patienten, bei denen der lichtmikroskopische Nachweis aus Blut oder Nervenwasser gelingt, haben auch ein hohes Risiko.
Therapie
Zur Therapie der Erkrankung stehen die Antimykotika Amphotericin B und Flucytosin sowie die Gruppe der Azole, wie zum Beispiel Fluconazol, Voriconazol, Posaconazol oder Itraconazolund zur Verfügung. Bei schwerem Atemwegsbefall können Kortikosteroide als unterstützende Behandlung genutzt werden.
Pilze leben auf unserer Haut, den Schleimhäuten und im Darm, aber sie stören uns normalerweise nicht. Schwächelt jedoch unser Abwehrsystem oder wird die konkurrierende Flora zerstört, wie zum Beispiel durch eine Antibiotikatherapie, kann es zu einer Pilzinfektionen kommen. Die harmlosen winzigen Erreger können uns unter Umständen sogar töten. Bei den meisten Menschen jedoch haben Pilzinfektionen eine gute Prognose und werden mit speziellen Medikamenten geheilt.
Informationen des Robert Koch-Instituts über Mykosen (Pilzinfektionen)
Deutschsprachige Mykologische Gesellschaft>
[Österreichische Gesellschaft für Medizinische Mykologie
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