Artikel 30/06/2013

Parodontitis: Wenn das Zahnbett entzündet ist

Team jameda
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parodontitis

Parodontitis ist eine entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparates. Über Jahre oft unbemerkt, ist sie im fortgeschrittenen Stadium schmerzhaft und kann bis zum Zahnverlust führen. Über Entstehung, Behandlung und Vorbeugung von Parodontitis informiert die jameda Gesundheitsredaktion in diesem Gesundheitsspecial.

Durch die Entzündung verlieren Zähne verlieren ihren Halt
Bei Parodontitis ist das Zahnbett, das den Zahn fest in seiner Position hält, chronisch entzündet. Das Zahnbett (Zahnhalteapparat, Parodont) besteht aus dem umliegenden Gewebe, also dem Zahnfleisch, Zahnzement, Zahnfach und der Zahnwurzelhaut. Die Entzündung entwickelt sich schleichend, bleibt oft über Jahre unbemerkt und bereitet dann im fortgeschrittenen Stadium Schmerzen. Unbehandelt geht das Zahnfleisch zurück, Zähne können sich lockern und ausfallen. Auch den übrigen Körper belastet die chronische Entzündung im Mundraum deutlich.

Bakterien bilden einen Biofilm auf den Zähnen
Ausgelöst wird eine Parodontitis durch eine Verschiebung des bakteriellen Gleichgewichtes im Mundraum zugunsten von pathogenen (krankmachenden) Keimen. Diese lagern sich auf der Zahnoberfläche an und bilden durch ihre klebrigen Ausscheidungen einen festhaftenden Belag. Dabei ernähren sich die Keime von Eiweißen aus dem Speichel, Speiseresten und abgestorbenen Hautzellen. Wird dieser Belag nicht regelmäßig entfernt, entsteht nach wenigen Tagen ein Biofilm, der sowohl gegen den mechanischen Druck einer Zahnbürste als auch gegen antibakterielle Spüllösungen resistent ist. Durch Endotoxine (Gifte) der Bakterien entzündet sich das Zahnfleisch, es ist dann gerötet, geschwollen und druckempfindlich.

Bakterien wandern unter das Zahnfleisch
Im weiteren Verlauf gelangen die Bakterien unter das Zahnfleisch und dringen zur Zahnwurzel vor, so dass sich das umliegende Zahnhaltegewebe lockert. Es bilden sich die für Parodontitis typischen Zahntaschen: Geschwollene, entzündete Zahnfleischbereiche voller Bakterien, die für eine Zahnbürste nicht erreichbar sind. Zahnfleischbluten und Schmerzen treten auf. Oft schmerzt das Zahnfleisch punktuell, aber auch der gesamte Kiefer kann wehtun, da die Zähne lockerer stehen und leicht gegeneinander verschiebbar sind. Greift die Entzündung auf den Kieferknochen über, kann dies unbehandelt zum Knochenabbau und zu Zahnausfall führen.

Mangelnde Mundhygiene als Ursache Nr. 1
Ursache für Parodontitis ist in den meisten Fällen eine mangelnde Mundhygiene, aber auch eine genetische Veranlagung und hormonelle Veränderungen wie in der Schwangerschaft können ihre Entstehung begünstigen. Weitere Risikofaktoren sind Rauchen, langanhaltender Stress, Übergewicht sowie Magnesium- und Calciummangel. Wer generell wenig Flüssigkeit zu sich nimmt oder nachts durch den Mund atmet, lässt sein Zahnfleisch ebenfalls anfälliger für Parodontitis werden.

Im Alter leidet fast jeder unter Parodontitis
Parodontitis ist in der Bevölkerung weit verbreitet. Meist wird die Erkrankung im Alter von 40-50 Jahren erstmals festgestellt, bei Senioren ist fast jeder von Parodontitis betroffen. Auch hat die Erkrankung in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen. Schuld daran ist paradoxerweise die verbesserte Kariesprophylaxe. Viele Menschen können durch eine gründliche Kariesbehandlung ihre eigenen Zähne bis ins hohe Alter behalten, die natürlichen Zähne und das fortgeschrittene Alter machen das Zahnfleisch aber gleichzeitig anfälliger für entzündliche Erkrankungen.

Mögliche Folgen: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Lungenentzündung
Gelangen Parodontitis-Keime ins Blut, können sie den gesamten Körper schädigen. Blutgefäße entzünden sich, Ablagerungen an den Gefäßwänden treten auf, so dass sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall verdoppelt. Bei Diabetikern hat eine Parodontitis Einfluss auf den Blutzuckerspiegel: Wird die Entzündung effektiv behandelt, sinkt der Blutzuckerspiegel und somit auch der Insulinbedarf. Das Risiko für Frühgeburten und für ein geringes Geburtsgewicht des Neugeborenen erhöht sich um das Siebenfache, wenn die Schwangere unter Parodontitis leidet. Bei älteren Menschen können Infekte wie eine Lungenentzündung und Influenza durch eine gründliche Mundhygiene verhindert werden.

Behandlung: Entfernung der bakteriellen Beläge in mehreren Schritten
Zuerst werden durch eine professionelle Zahnreinigung Beläge, die sich oberhalb des Zahnfleisches befinden, entfernt. Kariöse Stellen werden behandelt und antibakterielle Mundspülungen durchgeführt, um die Bakterienzahl gering zu halten. Anschließend entfernt der Zahnarzt die unterhalb des Zahnfleisches liegenden Beläge, oft unter örtlicher Betäubung, da dies sehr schmerzhaft sein kann. Sehr tiefe Zahntaschen werden chirurgisch versorgt, bei schweren Formen mit aggressiven Keimen können zusätzlich Antibiotika gegeben werden. Wird eine Parodontitis rechtzeitig behandelt, heilt sie aus, die Gefahr eines Rückfalls ist jedoch relativ hoch. Deshalb sind eine gründliche Mundhygiene und regelmäßige zahnärztliche Kontrollen sehr wichtig.

Parodontitis vorbeugen

  • Regelmäßig Zähneputzen, um Speisereste zu entfernen und Säurebildung zu verhindern. Dazu am besten zweimal täglich mit einer fluoridhaltigen Zahncreme zwei Minuten lang die Zähne putzen.
  • Richtige Putztechnik anwenden, damit die Zähne gesäubert und das Zahnfleisch geschont werden: Eine weiche bis mittelharte Zahnbürste wird ohne Druck mit kreisenden Bewegungen von „rot nach weiß“ (vom Zahnfleisch zum Zahn hin) geführt.
  • Pflege des Zahnfleisches: Die Zahnzwischenräume sollten täglich mit einer Interdentalbürste, Zahnseide oder einer Munddusche gereinigt werden. Eine vorsichtige Massage des Zahnfleisches mit einer weichen Zahnbürste fördert die Durchblutung und Festigkeit des Zahnfleisches.
  • Ein Zungenschaber entfernt Bakterien-Beläge auf der Zunge.
  • Achtung bei Alarmzeichen wie gerötetem, entzündetem Zahnfleisch, Zahnfleischbluten, Mundgeruch, empfindlichen Zahnhälsen und lockeren Zähnen!
  • Entzündungen und Zahnfleischbluten kann man mit einer desinfizierenden Chlorhexidin-Spülung behandeln, auch fluoridhaltige Lösungen hemmen das Bakterienwachstum.
  • Zweimal im Jahr sollte der Zahnarzt die Zahngesundheit überprüfen. Eine professionelle Zahnreinigung zur Entfernung von Belägen wird alle drei bis sechs Monate empfohlen.

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