Gute Nachrichten für Migränepatienten: Seit 1. November 2018 ist auch in Deutschland ein Präparat mit neuem Wirkprinzip zur Migräne-Vorbeugung zugelassen: ein CGRP-Rezeptor-Antikörper.
Ab 1. April 2019 kommt ein weiteres ähnliches Präparat hinzu. Die neuen vorbeugenden Migränemedikamente haben ein völlig neues Wirkprinzip: das Protein CGRP. Es wird während der Migräneattacke ausgeschüttet und mittels eines Antikörpers abgefangen bzw. der entsprechende Rezeptor durch den Antikörper blockiert.
Das neue Präparat ist zugelassen ab vier Migränetagen pro Monat und wird subkutan alle 28 Tage gespritzt. Umgangssprachlich wird es auch als Migräne-Impfung oder Migräne-Spritze bezeichnet.
Einen Nachteil gibt es: Antikörper-Präparate können nicht geschluckt werden, sondern müssen als Spritze, meist subkutan, gegeben werden.
Jedoch haben sich die Präparate in den Studien als gut verträglich gezeigt. Das liegt daran, dass die Rate an Nebenwirkungen in den Placebo- und Medikamentengruppen ungefähr gleich war. Häufigste Nebenwirkungen waren Schmerzen und Reaktionen an der Injektionsstelle sowie teils Atemwegs-Infektionen oder Magen-Darm-Symptome (Verstopfung). Ob es langfristig weitere Nebenwirkungen gibt, wird die Anwendung an vielen Patienten zeigen. Auch für Patienten mit Clusterkopfschmerz wurden die Substanzen getestet.
In absoluten Zahlen ausgedrückt erscheint die Wirkung nicht ganz so spektakulär. In Studien konnten Patienten mit episodischer Migräne mit dem Präparat im Vergleich zum Placebo die Zahl der Kopfschmerztage um 2-4 Tage im Monat senken. Eine Reduktion um vier Kopfschmerztage pro Monat ist für einen schmerzgeplagten Migränepatienten natürlich eine wesentliche Besserung. Vor allem wenn die Nebenwirkungen gering sind.
Besonders interessant sind die neuen Substanzen jedoch vor allem für sogenannte Super-Responder, also Patienten, die besonders gut auf eine Behandlung ansprechen. Es gibt eine kleinere Gruppe von Patienten, die unter der Behandlung mit Botulinumtoxin fast kopfschmerzfrei werden. Die kennt man schon von der Behandlung der chronischen Migräne mit Botulinumtoxin-Injektionen. Leider weiß man nicht im Vorhinein, wer besonders gut auf ein bestimmtes Präparat ansprechen wird.
Antikörperbasierte Medikamente sind in der Herstellung sehr teuer. Um wirtschaftlich zu verordnen wird daher zunächst eine Vorbeugung mit den klassischen Substanzen wie Betablocker, Antidepressivum, Antiepileptikum oder Kalziumkanalblocker, bei einer chronischen Migräne auch Botulinumtoxin, angestrebt. Auch der Hersteller strebt eine eingeschränkte Zulassung an. Ab Herbst 2019 könnte auch in der Zulassung eine Einschränkung stehen.
Somit wird sich für Migränepatienten nicht alles ändern. Sie müssen zunächst ausprobieren, welche Präparate gut wirken und ob sie sie gut vertragen. Und da nicht alle zu den Super-Respondern gehören werden und nicht alle Migräne-Patienten so schlimm betroffen sind, dass die Migräne-Spritze bei ihnen in Frage kommt, wird weiterhin (in Kurzform) gelten:
Und: Die Zuversicht nicht verlieren. Auch wenn nicht jedes Medikament bei allen wirkt, ein individuell wirksames Präparat findet man fast immer. Außerdem wird die Migräne mit dem Alter meist besser und an neuen Methoden und Präparaten wird geforscht.
Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.
Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.