Artikel 24/09/2024

Pacing bei Long COVID: Warum ein angepasstes Tempo essenziell für die Genesung ist

M.Sc. Anja Hirth Psychologe, Heilpraktiker für Psychotherapie
M.Sc. Anja Hirth
Psychologe, Heilpraktiker für Psychotherapie

Long COVID beschreibt eine anhaltende gesundheitliche Beeinträchtigung, die Wochen oder Monate nach einer COVID-19-Infektion bestehen bleibt. Zu den häufigsten Symptomen zählen extreme Müdigkeit (Fatigue), Konzentrationsprobleme (Brain Fog), Muskelschmerzen und Atembeschwerden. Für Betroffene ist der Alltag oft stark eingeschränkt, und es kann schwierig sein, den richtigen Umgang mit der eigenen Belastbarkeit zu finden. Hier spielt das Konzept des Pacing eine entscheidende Rolle.

Was ist Pacing?

Pacing bedeutet, die eigenen Aktivitäten so zu dosieren, dass sie im Einklang mit den vorhandenen Energiereserven stehen. Es geht darum, sich nicht zu überfordern, sondern bewusst Pausen einzulegen, die eigenen Grenzen zu respektieren und das Energielevel über den Tag hinweg stabil zu halten. Ziel ist es, symptomatische Rückfälle zu vermeiden und den Körper allmählich wieder an ein höheres Aktivitätsniveau zu gewöhnen.

Foto eines Wegs auf dem eine Frau mit Walkingstöcken zwischen grünen Wiesen von der Kamera weggeht. Pacing, ein effektives Konzept zur Anpassung Ihrer Aktivitäten an Ihre Energiereserven, hilft Ihnen, die Herausforderungen von Long Covid besser zu bewältigen.

Warum ist Pacing bei Long COVID so wichtig?

  1. Vermeidung von Überanstrengung und Rückfällen:
    Eines der größten Probleme bei Long COVID ist der sogenannte Post-Exertional Malaise (PEM), bei dem sich die Symptome nach körperlicher oder geistiger Anstrengung drastisch verschlimmern. Diese Rückfälle können Tage oder sogar Wochen dauern. Durch Pacing kann der Kreislauf von Überanstrengung und Verschlechterung der Symptome durchbrochen werden, indem Aktivitäten in kleinen, gut verträglichen Einheiten ausgeführt werden.

  2. Schutz der Energiereserven:
    Menschen mit Long COVID haben oft das Gefühl, dass ihre Energiereserven erschöpft sind und sich nur langsam wieder auffüllen. Pacing hilft, diese Energie besser einzuteilen, indem körperliche und geistige Belastungen gezielt dosiert werden. Pausen und Ruhephasen verhindern eine Überlastung und sorgen dafür, dass die verfügbaren Energieressourcen effizient genutzt werden.

  3. Förderung der langfristigen Genesung:
    Es kann verlockend sein, an “guten” Tagen möglichst viel zu erledigen. Doch dies führt häufig dazu, dass sich die Betroffenen in den darauffolgenden Tagen erschöpft fühlen. Pacing ermöglicht es, die Aktivität langsam und schrittweise zu steigern, ohne den Körper zu überfordern. Dadurch kann die Genesung stabiler und nachhaltiger verlaufen.

  4. Besseres Management der Symptome:
    Pacing ist nicht nur wichtig, um die körperlichen Symptome zu managen, sondern auch die geistige Belastung zu reduzieren. Konzentrationsprobleme und “Brain Fog” können durch zu hohe mentale Anstrengung verschärft werden. Indem man sich geistig fordert, ohne die Belastung zu übertreiben, können auch diese Symptome besser bewältigt werden.

  5. Psychische Entlastung:
    Long COVID bringt oft Unsicherheiten und Frustrationen mit sich. Viele Betroffene empfinden es als belastend, nicht wie gewohnt aktiv zu sein oder sich schnell zu erholen. Pacing ermöglicht es, realistische Erwartungen an die eigene Belastbarkeit zu entwickeln und damit besser umzugehen. Dies kann helfen, das Gefühl von Kontrolle über die eigene Gesundheit zurückzugewinnen und psychische Belastungen zu reduzieren.

Wie wird Pacing umgesetzt?

  • Selbstbeobachtung: Ein Tagebuch oder eine App kann helfen, die Symptome und Aktivitäten über den Tag hinweg zu verfolgen. Dies ermöglicht, Muster zu erkennen und die Aktivität so zu planen, dass Überanstrengung vermieden wird.

  • Regelmäßige Pausen: Pausen sollten nicht erst eingelegt werden, wenn Erschöpfung spürbar wird. Geplante, regelmäßige Pausen sind essenziell, um das Energielevel stabil zu halten.

  • Realistische Ziele: Anstatt den Anspruch zu haben, den alten Lebensrhythmus schnell wiederherzustellen, sollten realistische und kleine Ziele gesetzt werden. Dies erleichtert es, Fortschritte zu erkennen und Überforderung zu vermeiden.

  • Flexibilität: Es ist wichtig, den eigenen Zustand täglich neu zu bewerten und das Aktivitätslevel entsprechend anzupassen. An Tagen mit stärkeren Symptomen sollte die Belastung reduziert werden.

Fazit: Pacing – Der Schlüssel zur Genesung bei Long COVID

Pacing ist eine unverzichtbare Strategie, um den Alltag mit Long COVID besser zu bewältigen und den Heilungsprozess zu fördern. Es ermöglicht, Rückfälle zu vermeiden, die Symptome zu managen und die Energiereserven zu schützen. Wer lernt, sich im eigenen Tempo zu bewegen und die eigenen Grenzen zu respektieren, kann langfristig zu einer stabileren Genesung und einer besseren Lebensqualität beitragen.

Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.

Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.


www.jameda.de © 2023 - Wunscharzt finden und Termin online buchen.

Diese Webseite verwendet Cookies.
Surfen Sie weiter, wenn Sie unserer Cookie-Richtlinie zustimmen.