„Unter Post Covid oder Long Covid verstehen wir Symptome, die nach Abklingen der Akut-Erkrankung bestehen bleiben oder sich neu entwickeln. Dabei ist die Symptomatik durch keine andere Diagnose erklärbar.“ So die Definition des National Institute for Health and Care Excellence (NICE).
Der weitreichende Symptomkomplex umfasst Erkrankungen der Atemwege, kardiovaskuläre und gastrointestinale Beschwerden, aber auch Schmerzen an Muskulatur und Gelenken. Oftmals geht das Ganze mit einer undefinierbaren körperlichen und geistigen Schwäche einher. Viele Betroffene klagen auch über „Brain Fog“, ein vernebeltes Gehirn, mit gleichzeitigen Konzentrationsstörungen. Zu den häufig nach einer Covid19-Infektion auftretenden Symptomen zählen:
Schulmedizinisch wird entsprechend den Symptomen behandelt. Patienten absolvieren eine Atemtherapie, bekommen Beta-Blocker, werden verhaltenstherapeutisch betreut, um mit den Symptomen klarzukommen. Auch Singen, leichter Sport und eine Darmaufbau-Therapie werden eingesetzt. Um eine vorhandene systemische Entzündung zu hemmen, verwendet man unter anderem monoklonale Antikörper.
Was ist Mitochondriale Medizin überhaupt? In der Mitochondrialen Medizin arbeiten wir auf Zellebene an den Zellstrukturen, die unserem Körper Energie zur Verfügung stellen - den Mitochondrien. Im Biologie-Unterricht haben wir alle mal gelernt, dass die Mitochondrien die „Kraftwerke“ unsere Zellen sind. Dort wird zum großen Teil unsere Körperenergie ATP hergestellt. Nur um mal eine Hausnummer zu nennen: Wenn alles glatt läuft, produziert ein gesunder Körper von 70 kg Gewicht ungefähr diese Menge an ATP- 70 kg - und das Tag für Tag.
Aus unterschiedlichen Gründen kann es zu Beeinträchtigungen an den Mitochondrien kommen. Es wird nicht mehr ausreichend Energie produziert. Das ist wirklich fatal, denn genau im Moment einer Erkrankung, Infektion oder auch im Heilungsverlauf braucht unser Körper nicht weniger, sondern viel mehr Energie. Hier klafft die Lücke; und genau hier setzt die Mitochondriale Medizin an.
Die Akut-Erkrankung ist überstanden. Jetzt gilt es herauszufinden, was den Patienten/die Patientin davon abhält, wieder gesund zu werden. Gab es eine Vorgeschichte zur Covid 19 Erkrankung?
Ein wichtiger Bestandteil der Mitochondrialen Medizin ist die Anamnese. Im Erstgespräch gilt es herauszufinden, welche Prädispositionen/Vorerkrankungen/Schwachstellen vorhanden sind. Wo kann eine Therapie ansetzen?
Um das Ganze genauer abzustecken, werden Laboruntersuchungen (Blut, Stuhl, Urin, Speichel, Haarproben, u.a.) veranlasst. Diese Untersuchungen sind auf den Patienten zugeschnitten und enthalten weiterführende diagnostische Informationen zur Mitochondrienfunktion, dem Energieniveau des Patienten, einer chronischen Entzündungsneigung, vorhandenen Allergien, Umweltbelastungen und der Regenerationsfähigkeit.
Liegen alle Laborergebnisse vor, wird ein individuelles Therapiekonzept erstellt.
Was genau ist damit gemeint? Mit einer Behandlung der Mitochondrien wird am Energielevel des Körpers gearbeitet. Vorrangig geht es erst mal darum, das Energieniveau des geschwächten/erkrankten Körpers anzuheben. Der Patient/die Patientin muss stabilisiert werden. In dieser Behandlungsphase werden die Grundlagen für alle weiteren Therapien gelegt. Daraus ergibt sich ein erster, grundlegender Behandlungsansatz, der bei allen den oben genannten Erkrankungen (und auch bei allen anderen chronischen Erkrankungen übrigens) gleich ist.
A) Vitalstoffmängel werden gezielt ausgeglichen. Entsprechend dem Blutbild werden Aufbau-/Regenerations-Infusionen verabreicht. Auch können verschiedene Nahrungsergänzungsmittel zum Einsatz kommen.
B) Die Sauerstoffversorgung der Zellen wird angeregt. Patienten bekommen ein leichtes, regelmäßiges Bewegungsprogramm an der frischen Luft. In der Mitochondrientherapie wird auch oft das intermittierende Hypoxie-Hyperoxie-Training IHHT angewandt. Hier nutzt man unterschiedliche Sauerstoffkonzentrationen, um den Körper gezielt anzuregen. Der gesamte Trainingsprozess wird per Computer überwacht und an das individuelle Leistungsniveau des Patienten angepasst.
Oftmals verändert diese Basisbehandlung mit Vitalstoffen und Sauerstofftraining schon mal die Ausgangssituation des/der Betroffenen.
Im Schritt 2 gilt es, genau hinzuschauen und an den Ursachen zu arbeiten. Ein „Runterdrücken“ der Symptome bringt zwar kurzfristig Erleichterung, ist aber, auf lange Sicht gesehen, eher kontraproduktiv.
Das Ziel ist es, den Patienten langfristig zu stabilisieren und seine Erkrankungsneigung herabzusetzen.
Dafür nutzt die Mitochondriale Medizin verschiedene Ansätze:
Um die Mitochondrien wieder aufzubauen und zu regenerieren, braucht es eine gezielte Vitalstoffversorgung. Mehr und konzentrierter, als das über eine Ernährung machbar ist. Auch hier kommen wieder gezielte Infusionskonzepte zum Einsatz.
Ähnlich wie bei einem Feuer, dass es zu entfachen gilt, braucht es Holz (wie schon erwähnt, die Vitalstoffe aus der Infusion) und den Sauerstoff. Auch die Mitochondrien sind auf eine ausreichende Sauerstoffzufuhr angewiesen, um wieder ihre zu Leistung hochzufahren. Doch wie kommt jetzt eine ausreichende Menge an Sauerstoff in die Zellen zu den Mitochondrien?
In der Mitochondrialen Medizin nutzen viele Therapeuten das schon oben erwähnte IHHT-Sauerstoff-Training. Die Anwendung dieser Methode ist seit Jahrzehnten im klinischen Alltag erprobt und wird auch von Sportlern im Rahmen des Höhentrainings zur Leistungssteigerung genutzt. 2019 gab es für die Erforschung der in diesem Zusammenhang angeregten molekularen Prozesse (betrifft den Hypoxie-Induzierenden-Faktor: HIF 1α) den Medizin-Nobelpreis. Anders als in Phase 1, wo es lediglich darum ging, mehr Energie bereitzustellen, geht es hier um ein gezieltes Stimulieren der Mitochondrien. Dies wird nicht durch eine bloße Sauerstoffzufuhr erreicht. Wir brauchen einen Trainingsimpuls. Der während des Trainings stattfindende gesteuerte Wechsel von sauerstoffarm und sauerstoffreich soll den Mechanismus der Energiegewinnung anregen. Der Körper muss sich wechselnd anpassen, er kommt wieder in Bewegung.
Forscher des Max-Planck-Zentrums für Physik und Medizin in Erlangen konnten im Juni diesen Jahres erstmals zeigen, dass Long Covid eine Auswirkung auf die Größe und Steifigkeit der roten und weißen Blutkörperchen hat. Diese bleibt, nach deren Ansicht, über Monate bestehen und könnte auch eine Erklärung für einige Post-Covid-Symptome wie Atemnot, Müdigkeit und Kopfschmerz sein. Klar ist, dass auch die Blutzirkulation und der Sauerstofftransport im Blut beeinträchtigt ist.
Es wird sich zeigen, ob das Sauerstofftraining in diesem Zusammenhang in den Fokus der Forscher gelangt, und ob dieses Verfahren weiter untersucht wird.
Um sicherzustellen, dass eine ausreichende Vitalstoffversorgung langfristig sichergestellt ist, braucht es einen intakten, funktionsfähigen Darm.
Dann schauen wir uns das Ernährungsverhalten unseres Patienten an.
Um langfristig gesund zu bleiben, braucht es eine ausgewogene, den Bedürfnissen und Umständen entsprechende Ernährungsweise und einen gesunden Darm. Die Mitochondrientherapie beinhaltet oft auch eine Darm-Sanierung.
Im Rahmen der Mitochondrialen Therapie gilt es, schädigende Lebensgewohnheiten zum Wohle der eigenen Gesundheit zu verändern. Die Patienten setzen sich gezielt mit diesen Themen auseinander:
Je nachdem, welche Vorerkrankungen oder zusätzlichen Belastungen ein Patient/eine Patientin hat, kommen noch weitere Maßnahmen zum Einsatz:
Resumee: Für Post Covid-Erkrankte ist die Mitochondriale Medizin auf alle Fälle ein vielversprechender ergänzender Therapieansatz zur Schulmedizinischen Behandlung.
Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.
Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.