Artikel 31/12/2014

Lebensmittelunverträglichkeit: Welche Tests bei der Diagnose helfen

Team jameda
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Herzhaft zubeißen, ohne lang zu überlegen? Nicht für jeden eine  Selbstverständlichkeit. Umfragen zufolge klagen 15 bis 20 Prozent der Deutschen über  Magenschmerzen nach dem Essen. Wie viele tatsächlich eine Lebensmittelunverträglichkeit haben, ist allerdings unklar. Welche Symptome auf eine Intoleranz hinweisen und mit welchen Tests Sie herausfinden können, ob Sie wirklich betroffen sind, verrät dieser Artikel.

Der Magen rebelliert, die Nase läuft, die Haut juckt: Wer nach dem Essen immer wieder an denselben Symptomen leidet, verträgt vielleicht nicht, was der Magen gerade verdaut. Manchen bekommt Milch nicht, andere reagieren empfindlich auf Fruchtzucker, Gluten oder Histamin.

Selbsttests bei Lebensmittelunverträglichkeiten

Wer bestimmte Lebensmittel nicht verträgt, leidet entweder an einer Allergie oder an einer Intoleranz. Beide gehen mit ähnlichen Symptomen einher. Wenn Sie während oder nach dem Essen unter folgenden Beschwerden leiden, sollten Sie aufhorchen:

  • geschwollene Lippen, Schluckbeschwerden, Juckreiz im Hals
  • Niesattacken, Schnupfen, Schleimhautschwellungen
  • Husten, Asthma, Atembeschwerden
  • Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Verstopfung, Blähungen
  • juckende Haut, Rötungen, Quaddeln, Ekzeme, Nesselfieber
  • Hitzewallungen, Schwindel, Kopfschmerzen, Herzrasen, Kreislaufprobleme

Die Symptome können unterschiedlich stark auftreten. Im Gegensatz zu Allergien stehen bei Lebensmittelunverträglichkeiten vor allem Schleimhautschwellungen, Hautreaktionen und bronchiale Symptome im Vordergrund.

Hinweise auf eine Unverträglichkeit gibt auch Ihr Puls: Zählen Sie nach dem Essen mindestens sechs Schläge mehr, könnte ein Bestandteil Ihrer Mahlzeit schwer verdaulich für Ihren Magen sein. Doch Vorsicht: Auch Aufregung und Streitgespräche beim Essen können den Pulsschlag erhöhen.

Selbsttests, wie sie zum Beispiel auch in der Apotheke zu kaufen sind, ersetzen allerdings nie die exakte Diagnose eines Arztes, da es ihnen oftmals an Genauigkeit fehlt. Wer vermutet, unter einer Lebensmittelunverträglichkeit zu leiden, sollte sich beim Arzt testen lassen, um nicht mit unnötigen Einschränkungen leben zu müssen.

Allergie oder Intoleranz?

Lebensmittelallergien und Intoleranzen unterscheiden sich in einem wichtigen Punkt: Bei einer Allergie sorgt eine überschießende Immunreaktion für Beschwerden, bei der Intoleranz, auch Pseudoallergie genannt, ist der Stoffwechsel gestört. Der IgE-Test, oft bei Heilpraktikern durchgeführt, sei für die Diagnostik ungeeignet, so die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Stattdessen sind die Patienten gefragt, ihre Ernährung unter die Lupe zu nehmen, damit der Arzt spezifische Tests einleiten kann. Wenn Sie vermuten, an einer Lebensmittelunverträglichkeit zu leiden, können Sie ein Ernährungstagebuch führen, zum Beispiel anhand dieser Vorlage des österreichischen Bundesministeriums für Gesundheit. Darin halten Sie auch fest, wann welche Beschwerden aufgetreten sind, um schließlich Zusammenhänge herstellen zu können.

Welcher Arzt testet auf Lebensmittelunverträglichkeiten?

Wenn nach dem Genuss eines bestimmten Lebensmittels immer wieder Beschwerden auftauchen, lohnt sich ein Arztbesuch. Spezielle Tests führen Innere- und Allgemeinmediziner, Gastroenterologen und Allergologen durch. Der Facharzt findet auch heraus, ob wirklich eine Nahrungsmittelunverträglchkeit hinter den Symptomen steckt – oder nicht doch ein Reizmagen, eine Erkältung, ein Ausschlag oder eine psychosomatische Abwehrreaktion die Beschwerden verursachte. Bei begründetem Verdacht kommen die Krankenkassen für ärztliche Tests auf. Die Kosten des IgE-Tests tragen sie aufgrund mangelnder Genauigkeit in der Regel nicht.

Wie der Arzt vorgeht

Eine Lebensmittelunverträglichkeit festzustellen, ist gar nicht so einfach. Zunächst findet ein ausführliches Beratungsgespräch statt, um Symptome, Lebensstil und Familiengeschichte des Patienten abzufragen. Hat sich der Arzt ein Bild gemacht, bittet er den Patienten, zwei bis vier Wochen ein Ernährungstagebuch zu führen, um schließlich anhand von Haut- und Bluttests die Diagnose zu bestimmen. Folgende Tests werden bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten angewandt:

Atemtests bei Fruktose- und Laktose-Unverträglichkeit
Obst und Milch sind Teil einer gesunden Ernährung, bekommen aber nicht jedem. Ärzte führen bei Verdacht einer Laktose- oder Fruktose-Unverträglichkeit den sogenannten H2-Atemtest durch. Der Test dauert nicht lang: Der Patient nimmt eine Fruktoselösung zu sich, um dann in ein Wasserstoff-Messgerät zu atmen. Da Wasserstoff entsteht, wenn Zucker abgebaut wird, lassen sich anhand der festgestellten Konzentration Rückschlüsse auf etwaige Zuckerstoffwechselstörungen ziehen. Zusätzliche kann der Arzt Blut abnehmen, um die Lebensmittelunverträglichkeit eindeutig nachzuweisen.

Vertragen Sie Gluten? Blutproben geben Aufschluss
Wer das Klebe-Eiweiß Gluten nicht verträgt, hat oftmals mit Durchfall, fettigem Stuhl oder Bauchschmerzen zu kämpfen. Um den Symptomen auf den Grund zu gehen, müssen sich Betroffene Blut abnehmen lassen. So kann der Arzt Antikörper feststellen, die auf eine Glutenunverträglichkeit hinweisen. Liegt tatsächlich eine Intoleranz vor, muss der Patient eine strikte glutenfreie Diät einhalten, damit die Beschwerden nachlassen. Welche Produkte Betroffene besser weglassen, erfahren Sie hier.

Histaminintoleranz: Von der Diät zur Diagnose
Schnupfen, Herz-Kreislaufprobleme, Magen-Darm-Beschwerden oder Hustenreiz können viele Ursachen haben – eine davon ist die Histaminintoleranz. Besonders viel Histamin enthalten Lebensmittel, die langen Reifungsprozessen unterliegen, wie beispielsweise Käse oder Rotwein. Wenn Sie vermuten, dass Sie Histamin etwa aufgrund eines Enzymmangels nicht gut verdauen können, sollten Sie sich testen lassen.

Um herauszufinden, ob eine Histaminintoleranz vorliegt, müssen Ernährungsgewohnheiten und Symptome genau analysiert werden. Treten die Beschwerden immer dann auf, wenn der Patient histaminhaltige Nahrungsmittel zu sich genommen hat? Auch Labortests helfen bei der Diagnose. Wird tatsächlich eine Histaminintoleranz festgestellt, muss der Patient von nun an eine histaminarme Diät einhalten.

Positives Ergebnis – und nun?

Zwar glauben viele Deutsche, eine Lebensmittelunverträglichkeit zu haben, aber so weit verbreitet wie befürchtet ist sie nicht. Aber was ist, wenn die Tests doch positiv ausfallen? Nicht immer bedeutet ein positives Ergebnis, dass tatsächlich eine Nahrungsmittelunverträglichkeit vorliegt. Um ganz sicher zu gehen, muss der Patient alle verdächtigen Lebensmittel sieben bis 14 Tage lang meiden oder stark reduzieren. Führt ein anschließender Provokationstest mit den verdächtigen Substanzen zum erneuten Ausbruch der Symptome, ist eine endgültige Diagnose möglich. Ernährungsberater helfen den Patienten im Anschluss, Speisepläne ohne die problematischen Substanzen zu erstellen. Nach ein bis zwei Jahren können die Tests wiederholt werden, denn häufig verschwinden Allergien und Intoleranzen mit der Zeit von selbst.

Leben mit einer Nahrungsmittelunverträglichkeit

Beim Einkauf müssen Betroffene genau hinschauen: Die Zutatenliste auf Fertigpackungen verrät, ob problematische Inhaltsstoffe enthalten sind. Der Lebensmittelverzehr sollte so stark wie nötig, aber so wenig wie möglich eingeschränkt werden, um den Speiseplan abwechslungsreich zu gestalten und Mangelernährung zu vermeiden. Bei Fruktose-Intoleranz ist meist nur eine vorübergehende Ernährungseinschränkung notwendig.

Ernährungstipps für Betroffene

Aufpassen bei:

Diese Produkte & Inhaltsstoffe besser meiden:

Problematische Lebensmittel sind ersetzbar mit:

Glutenunverträglichkeit

(Getreide)

Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel, Kamut, modifizierte Stärke (Weizen), Paniermehl (Weizen), Stärke (Weizen)

Glutenfreies Brot, glutenfreie Backwaren

Fruktose-Unverträglichkeit

(Obst & Gemüse, Sorbit)

Alle Obstsorten (außer den individuell verträglichen), Trockenfrüchte, Fruchtsaft, Konfitüre, Kompott, rote Grütze, Agavendicksaft, Maissirup

Fruchtzucker- und ballaststoffhaltiges Gemüse wie frische Erbsen, Rot- & Weißkohl, Lauch, grüne Paprika, Linsen, Knoblauch, Zwiebeln, Sauerkraut, Fenchel, rote & weiße Bohnen

Sorbit, Sorbitol, Mannit, Mannitol, Maltit, Lactit

Wein, Sekt, stark kohlensäurehaltige Getränke

Individuell verträglich: Geringe Mengen Aprikosen, Mandarinen, Zuckermelonen, Bananen, Litchi, Avocado, Rhabarber

Fertigprodukte mit Fruktose & Sorbit meiden

Laktoseintoleranz

(Milch & Milchprodukte)

Milch, Butter, Buttermilch, Casein, Créme fraiche, Joghurt, Käse, Kefir, Laktalbumin, Laktoglobulin, Molke, Rahm, Sahne, Schmand, Speisequark, Kartoffelpüree

Produkte mit Milchzucker in veränderlichen Anteilen (geringe Mengen evtl. verträglich):, Fertigprodukte, Brot & Gewürzmischungen mit Milchzucker, Milchbrötchen, Knäckebrot, Kuchen, Waffeln, Kekse, Kräcker, Pizza, Mayonnaise, Eis, Nuss-Nougat-Creme, Schokolade, Fertigdesserts, Margarine, Müsli- & Gewürzmischungen, Senf, Ketchup

Laktosefreie Milch & Milchprodukte, Soja-,Reis-, Mandel- und Haferdrinks, Soja-Joghurt, vegetarischer  Brotaufstrich, Tofu, Reis-Sahne, Brot & Süßwaren, die ohne Milch hergestellt wurden

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