Das Kreuzband ist der zentrale Stabilisierungsfaktor im Knie. Ist es einmal durchtrennt, heilt es nicht von alleine. Zahlreiche Patienten ziehen sich einen Kreuzbandriss beim Sport zu. Weil jede Operation mit Unannehmlichkeiten verbunden ist, sollten sich die Betroffenen gut überlegen, was sie tun möchten. Menschen sind verschieden und so gibt es keine Standard-Antwort, wie ein Kreuzbandriss zu behandeln ist.
Die meisten Frischverletzen können ihr Knie nicht mehr richtig durchstrecken. Hinzu kommt eine verminderte Stabilität des Knies. Manche können keine drei Treppenstufen steigen, ohne dass das Knie wegrutscht. Andere dagegen machen ohne große Einschränkungen Sport. Knickt das Knie weg, so vergrößert sich der Schaden an bislang intakten Bestandteilen des Gelenks wie dem Meniskus und dem Knorpel. Die Instabilität des Knies kann langfristig Arthrose auslösen. Deutliche Schlotterbewegungen sind hierfür gar nicht vonnöten, es genügt eine Mikroinstabilität, bei der sich das Knie ständig nur um wenige Millimeter verschiebt - und das über Jahre und Jahrzehnte.
Um eine spätere Arthrose auszuschließen, wird Patienten bis zum 40. Lebensjahr eine Operation dringend empfohlen. Gleiches gilt für den 18-jährigen (Amateur-)Fußballer. Bei Menschen jenseits der 40 ist zu fragen, was sie noch machen möchten. Wer sportlich aktiv ist, die Welt bereisen will und ein voll funktionstüchtiges Knie braucht, sollte sich operieren lassen. Meine älteste Patientin ist über 70. Wer dagegen einen ruhigeren Lebensstil pflegt, kommt mit konservativen Maßnahmen über die Runden.
Einerseits geht es darum, die Belastung für das Knie zu reduzieren und Situationen wie unebene Waldböden zu meiden. Dieser Hinweis ist aber andererseits keine Aufforderung zum Nichtstun, denn die Patienten sollten unbedingt die muskuläre Führung des Knies und ihre koordinativen Fähigkeiten verbessern. Übungen zum Muskelaufbau, das Vibrationstraining oder das Tragen eines besonderen Schuhs sind zu empfehlen. Auch kann das Knie durch das Tragen einer Gelenkschiene, die mit Klettbändern befestigt wird (Orthese), gestützt werden.
Die minimal-invasive Kreuzbandoperation hinterlässt nur kleinste Narben. Die Kreuzbänder werden durch Sehnen ersetzt, die fast unsichtbar aus der Kniekehle entnommen werden. Während der Operation wird die Sehne über Knochenkanäle in Schienbein und Oberschenkel exakt an der Stelle platziert, an der sich das intakte Kreuzband befindet. Die Ersatzsehne wird so fixiert, dass unmittelbar nach dem Eingriff eine ausreichende Stabilität besteht, um das Kniegelenk zu bewegen und zu belasten. Der Krankenhausaufenthalt beträgt drei bis vier Tage. Die modernste Operationsmethode zur Reparatur des vorderen gerissenen Kreuzbandes ist die Doppelbündeltechnik. Die beiden an verschiedenen Stellen fixierten Sehnenstränge bringen mehr Stabilität ins Knie. Der neueste Trend ist die All-Inside-Technik, bei der keine Kanäle von außen gebohrt werden. Das reduziert die Schmerzen und beschleunigt die Heilung.
Eine Woche lang soll das operierte Bein mit Gehstöcken entlastet und für sechs Wochen mit einer Orthese stabilisiert werden. Eine intensive Physiotherapie ist zur Wiedererlangung der vollen Beweglichkeit und zur Kräftigung der Muskulatur erforderlich. Je nach OP-Technik und individuellem Heilungsverlauf kann zwei bis vier Monate nach der OP mit Joggen begonnen werden. Nach vier bis acht Monaten dürfen die Patienten ihren gewohnten Sport treiben. Die Arbeitsunfähigkeit dauert je nach beruflicher Belastung vier Wochen bis sechs Monate.
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