Zahnärzte und speziell Kinderzahnärzte sehen seit Jahren bei ihren jungen oder jugendlichen Patienten immer häufiger eine neue Zahnerkrankung: Zähne voller gelber, brauner und häufig kalkweißer Flecken auf den Kauflächen oder den Fronten im Bereich der Schneidezähne.
Diese verfärbten Zähne neigen zu Rissen und können im schlimmsten Fall beim Kauen sogar stückchenweise abbröckeln, da der Zahnschmelz an den Verfärbungen weich und porös wird. Betroffene Zähne zeigen sich außerdem oft sehr sensibel und schmerzempfindlich beim Kontakt mit heißen oder kalten Speisen und Getränken.
Erste Berichte dazu stammen schon aus den Achtzigerjahren. Seitdem hat sich aus diesen Fällen eine Volkskrankheit unter Kindern und Jugendlichen entwickelt. Die Zahnmedizin nennt sie Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH). Besser bekannt ist die Krankheit als Kreidezähne.
Die Deutsche Mundgesundheitsstudie von 2018 konstatierte sie bei 10 bis 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen. Bei den Zwölfjährigen trat sie sogar häufiger auf als Karies. Wie können Sie als Eltern erkennen, ob auch Ihre Kinder betroffen sind?
Das Auftreten von Kreidezähnen zeigt eine Störung der Mineralisation im Zahnschmelz an. Er dient Milchzähnen und bleibenden Zähnen als natürlicher Schutzmantel mit einer äußerst feinen kristallinen Struktur. Sie macht ihn zum härtesten Biomaterial im menschlichen Körper. Bei den Milchzähnen der Kinder entsteht er schon im Mutterleib, braucht nach dem Durchbrechen der Zähne aber noch etwa bis zum vierten Lebensjahr, bis er sich voll ausgebildet hat. Genauso verlangt der Schmelz bleibender Zähne Zeit, um seine ganze Schutzwirkung zu entwickeln.
Diese Entwicklung wird durch MIH jedoch gestört. Der Grad der Störung mit
fällt jedoch sehr unterschiedlich aus. Eltern können die Anzeichen nur an einzelnen, mehreren oder auch allen Zähnen beobachten. Öfters sind Kreidezähne bereits beim Durchbrechen erkennbar. Zahnmediziner unterteilen die Erkrankung dann in drei Grade.
Der erste Grad beschreibt nur vereinzelte kleine Verfärbungen. Im zweiten Grad sind bereits größere Teile des Zahnschmelzes betroffen und das Risiko eines Abbröckelns ist erhöht. Beim dritten Grad sind Zähne oder Zahnschmelz tatsächlich schon beschädigt.
Was die Erkrankung auslöst, ist unklar. Zahnmediziner und andere Ärzte haben schon verschiedene Verdächtige verfolgt: von Antibiotika über Umweltgifte bis zu Weichmachern in Plastik wie BPA, das sich lösen und in den Blutkreislauf gelangen kann. Zuletzt deuteten Studien mit Ratten, die durch kontinuierlicher BPA-Aufnahme MIH-ähnliche Symptome entwickelten, in diese Richtung. Ohne Kenntnis der Ursache ist leider keine effektive Prävention möglich.
Genauso fehlt es bisher an einer Therapie für Kreidezähne, die eine nachhaltige Heilung bewirken könnte. Es gibt aber durchaus Möglichkeiten zur Behandlung, um die Zähne besser zu schützen und in den meisten Fällen zu erhalten.
Schmerzempfindliche Zähne schränken Kinder sehr ein und lassen sie eventuell die Zahnhygiene vernachlässigen. Bei dem hier bereits geschwächten Zahnschmelz kann das schlimme Folge haben. Deswegen richtet sich eine Behandlung – besonders bei leichten Kreidezähnen – zunächst an den Zahnschutz: Dabei werden die Zähne drei- oder viermal im Jahr fluoridiert und Risse oder Fissuren versiegelt.
Für ein fortgeschrittenes Krankheitsbild kommen auch Restaurierungen mit Füllungen infrage. Bei Grad-III-Erkrankungen kann eine Überkronung den Zahn oft noch retten. Allerdings muss er manchmal auch entfernt werden. Regelmäßiges Zähneputzen mit fluorhaltiger Zahnpasta und einmal wöchentlich die Anwendung eines Fluorid-Gels sind hilfreiche Schritte, mit denen Eltern diese Behandlungen ihrer Kinder immer unterstützen können.
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