Artikel 16/07/2024

Hörsturz – Gezielte Kortisontherapie im Ohr

Prof. Dr. med. Thorsten Zehlicke Hals-Nasen-Ohren-Arzt
Prof. Dr. med. Thorsten Zehlicke
Hals-Nasen-Ohren-Arzt

Ein Hörsturz tritt meist plötzlich auf. Die Patienten hören schlechter oder gar nicht mehr. Weitere Symptome sind ein Druckgefühl und ein Gefühl wie Watte im Ohr, teilweise auch Schwindel und ein nervtötender Tinnitus.

Von einem Hörsturz können prinzipiell junge und alte Menschen betroffen sein, nur im Kindesalter tritt er selten auf. Das bevorzugte Erkrankungsalter liegt um das 50. Lebensjahr.

Die Leitlinie der Deutschen HNO Gesellschaft gibt Erkrankungsfälle von durchschnittlich 300 Fällen jährlich pro 100.000 Einwohnern in Deutschland an. Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen. Die Ursachen sind oft nicht genau zu klären. Meist wird eine Durchblutungsstörung des Ohres oder Stress als Ursache vermutet.

Foto eines Ohrs hinter das eine Hand gelegt wird. ktuelle Studien bestätigen, dass die intratympanale Behandlung möglicherweise genauso wirksam ist wie die systemische Verabreichung, aber ohne die typischen Nebenwirkungen.

Auch starke Lärmeinwirkung wie ein lauter Knall (Knalltrauma) können das Innenohr schädigen und einen Hörsturz hervorrufen. Zusätzlich kann durch starkes Pressen oder Heben ein Überdruck im Innenohr entstehen. Dies kann die Hörzellen bis hin zur Ertaubung schädigen.

Die Hörsturz-Diagnose stellt der HNO-Arzt. Der Arzt oder die Ärztin wird zunächst anhand der Krankheitsgeschichte und einer Untersuchung des Innenohrs feststellen, ob es sich überhaupt um eine Schädigung des Innenohrs handelt. Andere Ursachen für eine akute Hörminderung können Ohrenschmalz, ein grippaler Infekt oder eine Mittelohrentzündung sein.

Ein Hörsturz sollte therapiert werden. Die aktuell in Deutschland verfügbare Leitlinie der deutschen HNO Gesellschaft empfiehlt eine Behandlung mit Kortison.

Kortison wirkt gegen die Entzündung und Schwellung der Hörzellen, die beim Hörsturz im Ohr auftreten können.

Kortison kann man entweder

  • als Tablette oder Infusion verabreichen (sog. systemische Therapie)

    Dann ist die Kortisondosis im Körper hoch mit der Gefahr Nebenwirkungen und die Kortisondosis im Ohr niedrig

  • direkt ins Ohr einbringen (sog. intratympanale Therapie)

    Dann ist die Kortisondosis im Ohr sehr hoch und kein Kortison im Körper, die Gefahr von Nebenwirkungen durch das Kortison ist zu vernachlässigen.

Kortisontabletten oder Infusionen werden von vielen Patienten nur ungern angenommen, da sie die typischen Nebenwirkungen des Kortisons fürchten. Dazu gehören neben der Gewichtszunahme und Bluthochdruck auch Stimmungsschwankungen bis hin zur depressiven Verstimmung.

Das Kortison kann auch direkt in das betroffene Ohr gespritzt (Intratympanale Therapie) werden. So gelangt der Wirkstoff in hoher Konzentration ins Innenohr. Diese intratympanale Behandlung hat den Vorteil, dass das zugeführte Kortison nicht die o. g. Nebenwirkungen verursacht. Nach einer Oberflächenbetäubung des Trommelfells ist die Kortisongabe über das Trommelfell schmerzfrei.

Mehrere aktuelle Studien deuten daraufhin, dass die intratympanaler Therapie mindestens genau so wirksam ist wie die systemische Behandlung ohne Nebenwirkungen des Kortisons. Darin besteht aus meiner Sicht die deutliche Überlegenheit der Kortisonanwendung direkt im Ohr.

Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.

Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.


www.jameda.de © 2023 - Wunscharzt finden und Termin online buchen.

Diese Webseite verwendet Cookies.
Surfen Sie weiter, wenn Sie unserer Cookie-Richtlinie zustimmen.