Schmerzen im Bereich des Kniegelenkes sind eine der häufigsten Angaben von Beschwerden in der orthopädischen Sprechstunde. Die Ursache für die Empfindung von Schmerz am, im oder um das Kniegelenk sind jedoch sehr verschieden. Sie können einen rein funktionellen Grund haben, also sich als Schmerzempfindung am Knie äußern, obwohl die Schmerzursache anderswo liegt oder die Schmerzursache liegt tatsächlich im Kniegelenk. Außerdem ist für die Beurteilung eines Kniegelenkes wichtig, ob es sich um ein akutes Unfallgeschehen oder aber um ein sich allmählich entwickelndes Beschwerdebild handelt. Selbstverständlich unterscheiden sich die erforderlichen Behandlungsmethoden bei den verschiedenen Beschwerdeursachen und Krankheitsbildern ganz entscheidend.
Beginnen möchte ich mit der Erläuterung von funktionellen Störungen, welche sich als Knieschmerz äußern können. Am häufigsten sind hier Störungen im Bereich der Oberschenkel- und Hüftregion. Dies können Spannungsstörungen in der Muskulatur sein, wir sprechen dabei von sog. Triggerpunkten.
Triggerpunkte sind dauerhaft verkürzte und verdickte Muskelfaserareale, die als harte Stränge und Knoten tastbar sind. Durch diese Triggerpunkte werden einzelne Muskelfasern, ganze Muskeln oder auch Muskelgruppen anfällig für Verletzungen und Überlastungsschäden. Durch den Teilverlust der elastischen Elemente wird der Muskel geschwächt, was zu einer Verminderung von Kraft- und Ausdauerleistung führt. Folgeschäden sind außerdem durch die ständige erhöhte Zugspannung des Muskels hervorgerufenen Veränderungen an Sehnen, Sehnenscheiden und Sehnenansätzen. Muskeltrigger haben darüber hinaus die Eigenschaft sogenannte Übertragungsphänomene wie Schmerzen, Kribbeln, Taubheitsgefühle oder auch Muskelverkrampfungen und Muskelzucken auszulösen. Übertragungsphänomen bedeutet, dass die Schmerzen entfernt von ihrem eigentlichen Entstehungsort im sogenannten Triggerareal empfunden werden - beispielsweise eben im Kniegelenk. Daher ist die Diagnose der eigentlichen Schmerzursache schwierig und aufwendig. Es bedarf fundierter Kenntnisse zum einen der Anatomie und zum anderen auch der Stoffwechselsituation in Triggerpunkten.
Blockierungen und somatische Dysfunktionen des Beckens führen häufig zu Änderungen der Körperstatik, was zu entzündlichen Veränderungen durch Überlastung der Sehnenansätze am Kniegelenk führen kann - auch dies ist dann entsprechend schmerzhaft.
In den letzten Jahren wird ein zunehmend starkes Augenmerk auf das Fasciengewebe gelegt. Fascien sind Bindegewebshüllen, welche verschiedene Körperareale umhüllen. Sie sind jedoch nicht nur nutzloses „Verpackungsmaterial“, sondern mit reichlich Schmerzfasern versehen und spielen bei der Körperstatik und auch im Schmerzerleben eine wesentlich größere Rolle als ihnen in der Vergangenheit zugestanden wurde.
Die Schwierigkeit in der Auswahl der effektivsten Behandlungsmethode ist nun herauszufinden, welche die führende Dysfunktion ist, also wo das ursprüngliche Problem sitzt. Dafür ist eine gründliche körperliche Untersuchung der gesamten Körperstatik erforderlich, bei der nicht nur mit hochgekrempelter Hose das Knie angesehen wird. Apparative Untersuchungen wie Röntgen, Ultraschall und auch Kernspintomographie helfen dabei oft nicht weiter, sie dienen allenfalls zum Ausschluss von anderen Erkrankungen.
Danach kann entschieden werden, ob beispielsweise durch eine osteopathische Behandlung diese Dysfunktion gelöst werden kann. Eventuell sind ergänzende Maßnahmen, wie die Triggerpunktbehandlung mit focussierter Stoßwelle oder eine oszillierende Vibrationsbehandlung der Fascien, z.B. mit der Matrix-Rhythmus-Therapie erforderlich.
Es handelt sich in solche Fällen um reversible Störungen (Dysfunktionen), sobald diese behoben sind, werden auch die Knieschmerzen schwinden. Lassen Sie sich also von niemandem eine Operation empfehlen, der Sie nicht entsprechend untersucht hat.
Eine ganz andere Situation besteht, wenn es durch einen Unfall zu Verletzungen von Knochen, Gelenkknorpel, Bändern, Sehnen oder Menisken gekommen ist. Oft ist dann eine Operation erforderlich. Neben einer gründlichen Untersuchung sind dann die o.g. apparativen Untersuchungen eine wertvolle Hilfe, um die Art und das Ausmaß der Verletzung zu bestimmen. Dies sollte vor einer Operation möglichst exakt bekannt sein, um die Operation genau zu planen und auf alle Eventualitäten gefasst zu sein.
Die Operationsmöglichkeiten bieten uns heute ein großes Spektrum. Knochenbruchbehandlung mit verschiedensten Metallimplantaten zur Stabilisierung, Knorpel- und Meniskusrefixation, Kreuzbandersatz etc…
Es würde diesen Rahmen sprengen auf Einzelheiten der verschiedenen Operationstechniken einzugehen, da die Verletzungen eben sehr unterschiedlich sein können. Sicher müssen nicht alle Verletzungsfolgen am Kniegelenk operiert werden. Häufig spielt neben der einzelnen Verletzung die Kombination mit weiteren Verletzungen eine wesentliche Rolle bei der Entscheidung zur Auswahl der Behandlungsmethode. Selbstverständlich sind auch das Alter und der Gesundheitszustand des Patienten wie auch der Anspruch an den eigenen Körper Faktoren, welche in diesen Entscheidungsprozess mit einbezogen werden müssen.
Morgen wird der zweite Teil des Artikels veröffentlicht.
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