Die obstruktive Schlafapnoe OSA (auch obstruktives Schlafapnoesyndrom OSAS genannt) gehört zu den ‘schlafbezogenen Atemstörungen’. „Obstruktion’ bedeutet Einengung, es geht also um Aussetzen der Atmung im Schlaf aufgrund zu enger oder kollabierender Atemwege – im Gegensatz zu anderen Schlafstörungen, die vom Gehirn gesteuert werden.
Davon muss das banale „Schnarchen’ abgegrenzt werden, also störende Atemgeräusche im Schlaf ohne Verschluss der Atemwege – beides kann, muss aber nicht zusammen auftreten.
Reines Schnarchen ist vor allem ein soziales Problem, da der Schlafpartner gestört wird. Die obstruktive Schlafapnoe hingegen ist eine chronische fortschreitende Erkrankung, die die gesamte „Schlafstruktur’ stört. Traum- und Tiefschlafphasen laufen nicht mehr regelmäßig ab. Ursache ist ein zu enger Luftweg (Airway Space), meist im Bereich des Zungengrundes. Im Schlaf erschlafft die Muskulatur, die Zunge sinkt zurück und dadurch kann es zum kompletten Kollaps und Verschluss des Atemweges, der „Apnoe’ kommen, vor allem in Rückenlage.
Wenn die Atemwege blockiert sind, wachen die meisten Patienten auf und schütten dabei Stresshormone aus. Die Folge ist Tagesmüdigkeit durch fehlende Erholung im Schlaf, was z. B. beim Autofahren sehr gefährlich werden kann. Durch den ständigen „Alarm’ im Körper kommt es zu Blutdrucksteigerung und zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch die Risiken für Herzinfarkt oder Schlaganfall können sich erhöhen.
Am Anfang steht eine exakte Diagnosestellung, also eine schlafmedizinische Untersuchung, ggf. auch eine endoskopische Untersuchung. Des Weiteren eine genaue Analyse des Airway Space und der gesamten anatomischen Situation der oberen Atemwege. Diese Analyse kann durch eine 3D-Untersuchung mit einem modernen Großfeld-DVT, einer strahlenarmen Röntgenaufnahme, durchgeführt werden.
Oft stellt sich dann heraus, dass der Airway Space so eingeengt ist, dass der Patient das eigentlich auch tagsüber bemerken kann: Wenn das Kinn nach vorne gereckt und der Kopf überstreckt wird, werden die Atemwege erweitert, das Atmen fällt leichter. Viele Patienten haben deshalb unbewusst eine entsprechende Körperhaltung. Das führt wiederum zu Problemen im Bereich der Wirbelsäule und der Muskulatur, besonders im Nacken- und Schulterbereich.
Das Problem nimmt mit dem Alter zu und verstärkt sich durch Übergewicht – aber auch junge schlanke Menschen können betroffen sein. Oft ist der Zungenfunktionsraum verkleinert, z. B. durch eine frühere kieferorthopädische Behandlung, bei der Zähne wegen Engstand gezogen wurden. Auch ein schmaler Kiefer oder eine Kieferrücklage kann schuld sein.
Aufgrund der schwerwiegenden Folgen bei einer OSA besteht auf jeden Fall Behandlungsbedarf!
Die Standardtherapie im Schlaflabor ist die Überdruckmaske (CPAP = continuous positive airway pressure). Der erhöhte Druck soll die Atemwege offen halten. Viele Patienten kommen damit nicht gut zurecht und nutzen die Maske zu wenig oder gar nicht. Oft stört das Gerät an sich (Geräuschentwicklung, fehlende Mobilität z. B. auf Reisen). Häufig werden auch Probleme wie Platzangst oder Mundtrockenheit angegeben. Des Weiteren Druckstellen, Allergien auf das Material, Luft im Magen oder auf Dauer sogar eine gewisse Verformung des Gesichtes.
Die Maske stellt auch keine ursächliche Therapie der Erkrankung dar, sie behandelt nur die Symptome. Eine ursächliche Therapie muss den Luftweg, den „Airway Space’, erweitern.
Eine echte Heilung der Schlafapnoe ist auf längere Sicht nur durch eine dauerhafte Erweiterung des Airway Space möglich. Dadurch wird auch tagsüber die Atmung verbessert, was zu verbesserter Körperhaltung führt und positive Wirkung auf das Aussehen hat, neben den Haupteffekten des erholsamen Schlafes und der Reduktion der Stresshormone, also der positiven Wirkung auf Blutdruck, Herz und Kreislauf.
In leichteren Fällen kann eine Unterkieferprotrusionsschiene helfen, also eine Apparatur, die verhindert, dass Unterkiefer und Zunge im Schlaf zurücksinken. Diese Therapie hilft auch meist beim einfachen „Schnarchen’. Sie sollte von einem schlafmedizinisch ausgebildeten Zahnarzt durchgeführt werden. „Leichtere Fälle’ werden damit sehr erfolgreich behandelt, wenn die Situation der Zähne und der Kiefergelenke es zulässt. Die Schiene stellt in diesen Fällen eine sehr gute Alternative zur CPAP dar.
Auch der Einbau eines Schrittmachers in die Zungengrundmuskulatur, ein relativ neuer Therapieansatz, funktioniert grundsätzlich. Er benötigt aber wieder dauerhaft „ein Gerät’, wie dies auch bei der „Schnarchschiene’ der Fall ist. Alle diese Methoden verbessern den Airway Space nicht dauerhaft, also rund um die Uhr.
Das Behandlungsziel kann in der Regel auch nicht durch einzelne Eingriffe erreicht werden, z. B. am Gaumensegel, den Rachenmandeln oder womöglich der Nase. Dabei besteht eher die Gefahr, dass diese funktionellen Strukturen durch Narbenbildung geschädigt werden. Das reduziert die Lebensqualität noch weiter, insbesondere bei Eingriffen am funktionell sehr wichtigen Gaumensegel. Eine eventuell bessere Nasenatmung kann bei Bedarf unabhängig von OSA diskutiert werden.
Zur wirksamen und dauerhaften Therapie der OSA, also einer echten Heilung in den meisten Fällen, müssen Ober- und Unterkiefer insgesamt nach vorne verlagert werden (bimaxilläres Advancement). Die am Unterkiefer befestigte Zunge wird damit automatisch mit vorverlagert und so der Airway Space massiv vergrößert.
Wenn bei der Verlagerung zusätzlich noch eine Rotation gegen den Uhrzeigersinn erfolgt (bimaxilläres Rotationsadvancement), werden die Atemwege noch größer erweitert.
In aller Regel ändert sich durch die Straffung der Gewebe dabei das Aussehen zum Vorteil. Nur bei einem ausgeprägten Vorgesicht, das aber selten ist, muss man vorsichtig sein. Der Eingriff erfolgt schmerzlos in Vollnarkose mit einem Klinikaufenthalt von wenigen Tagen. Er sollte allerdings von einem erfahrenen Mund- Kiefer- Gesichtschirurgen durchgeführt werden, der die entsprechende schlafmedizinische Qualifikation hat. Am besten durch einen, der auch auf die Korrektur von Kieferfehlstellungen spezialisiert ist.
Bei der Operationsplanung müssen die Veränderungen des Gesichts berücksichtigt werden. Eventuell bestehende Fehlbiss-Situationen können gleichzeitig mitkorrigiert werden. Vorab ist eine genaue Analyse des Airway Space notwendig. Vorteilhaft ist es, wenn der Operateur den Eingriff routinemäßig, also nicht nur in Einzelfällen durchführt. Eine postoperative Überwachung auf der Intensivstation sollte möglich sein, da viele betroffene Patienten Vorerkrankungen haben.
Das bimaxilläre (Rotations)advancement ist ein umfangreicher chirurgischer Eingriff zur Therapie der Schlafapnoe OSA, einer schwerwiegenden chronischen Erkrankung. Da sie zu einem hohen Prozentsatz erfolgreich dauerhaft heilt, ist die aufwendige OP gerechtfertigt. Es wird in aller Regel kein Gerät oder sonstiges Hilfsmittel mehr benötigt. Die Patienten berichten von einer schnellen spürbaren Verbesserung der Schlafqualität und einem großen nachhaltigen Effekt auf Gesundheit und Lebensqualität.
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