Artikel 16/03/2015

Spinalkanalstenose - kann eine OP sinnvoll sein?

Dr. med. Thomas Haffke Neurochirurg, Wirbelsäulenchirurg
Dr. med. Thomas Haffke
Neurochirurg, Wirbelsäulenchirurg
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Bei der Diagnose „Spinalkanalstenose“ kommt es entscheidend darauf an, die für die Erkrankung typischen Beschwerden richtig zu erkennen und anhand einer exzellenten Bildgebung (in der Regel MRT oder CT) die Diagnose zu sichern.

Die typischen Beschwerden sind ausstrahlende Schmerzen in die Beine, die bei längerem Gehen deutlich zunehmen. Es gibt jedoch eine Vielzahl weiterer Beschwerden, die bei einer Spinalkanalstenose auftreten können. Um diese zu lindern, versucht der Patient, sich zu „entlasten“: Stehen bleiben, eine gebeugte Haltung oder das Hinsetzen bessern die Beinschmerzen, sodass der Patient nach einem kurzen Moment wieder weiterlaufen kann. Dann treten die Beschwerden erneut auf.

Auf dem MRT oder CT erkennt der Arzt eine Verengung des Wirbelkanals (Spinalkanalstenose) mit Druckwirkung auf die Rückenmarksnerven. Durch diesen Druck kommt es dazu, dass die Durchblutung der Rückenmarksnerven nicht mehr ausreichend gewährleistet ist. Das Resultat sind dann die ausstrahlenden Schmerzen in die Beine.

Bei der Feststellung der Diagnose können gravierende Fehler gemacht werden, wenn der Arzt sich keine Zeit nimmt, nicht aufmerksam zuhört und keine gründliche Untersuchung durchführt. Somit ist dieses Krankheitsbild für 3-Minuten-Termine nicht „geeignet“.

Ferner scheint es eine gewisse Mode geworden zu sein, dass Ärzte die angefertigten Bilder der Patienten nicht mehr anschauen. Eine zielführende Beratung setzt die Betrachtung der Bilder voraus - wer die Bilder des Patienten nicht selbst beurteilt, sollte auf jegliche Beratung vollständig verzichten! Somit ist es zwingend, dass ein erfahrener Spezialist die Beratung vornimmt: der Neurochirurg.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass gleich eine Operation erfolgen sollte! Bis auf sehr wenige Ausnahmen sollte zunächst eine konservative Therapie (also ohne Operation) durchgeführt werden. Hier ist insbesondere die gezielte Physiotherapie über einen längeren Zeitraum zu nennen. Auch eine PRT (periradikuläre Therapie) kann den Genesungsprozess nachhaltig unterstützen.

Sanfte Therapien, wie z.B. Akupunktur oder Magnetfeldtherapie, die bei anderen Erkrankungen sehr gezielt eingesetzt werden können, haben hier kaum Aussicht auf Erfolg und werden von uns deshalb auch nicht empfohlen.

Ist eine zufriedenstellende Besserung der Beschwerden nicht möglich und die Lebensqualität merklich eingeschränkt, ist eine Operation ratsam. Es ist jedoch zu betonen, dass diese Operation minimal-invasiv unter einem Hochleistungsmikroskop erfolgen sollte. Durch die feine Operationstechnik ist es möglich, dass der Patient bereits am Tag der Operation selbstständig aufstehen kann. Der Hautschnitt beträgt in der Regel nur 2 cm, die Natürlichkeit der Wirbelsäule wird nicht verändert. „Automatische“ Versteifungsoperationen sind bei einer Spinalkanalstenose grundsätzlich abzulehnen.

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