Artikel 01/11/2009

Kann ein gesunder Zahn intensive Zahnschmerzen verursachen?

Team jameda
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Aber auch der tote Zahn beginnt nach geraumer Zeit wieder zu schmerzen wie vorher. Weil er auch durch Belastung beim Essen schmerzt, wird eine Entzündung an den Wurzelspitzen vermutet und die Kürzung derselben durch einen chirurgischen Eingriff empfohlen. Aber auch diese Behandlung führt nicht zu einer Schmerzlinderung. Ganz im Gegenteil, die Schmerzen nehmen sogar noch zu. Schließlich entschließt man sich, den Zahn zu entfernen und der Spuk hat ein Ende. Die Zahnlücke wird versorgt und alle sind zufrieden – oder doch nicht? Häufig kommt es im Anschluss an diese Zeit früher oder später zu Gewöhnungsproblemen mit der neuen Zahnersatzsituation (Prothetik) oder das Schauspiel wiederholt sich mit einem anderen Zahn.

Wie sind solche und ähnliche Abläufe zu erklären? Sieht man einmal davon ab, dass die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) und die klinische Untersuchung (Befund) unersetzlich sind, um dem Patienten und seinem Schmerzproblem gerecht zu werden, so führt doch die Kenntnis über die Schmerzübermittlung zu einem verbesserten Verständnis: Für die Übermittlung der Schmerzinformation vom Zahn in das Gehirn ist der Nervus trigeminus zuständig. Dieser Nerv teilt sich, wie der Name schon sagt, in drei Äste auf. Von diesen führt ein Ast zum Oberkiefer und einer zum Unterkiefer. Der Nerv fasert sich dabei zunehmend auf wie ein Pinsel und erreicht schließlich mit seinen Endästen sowohl die Zähne, als auch die Trennschicht zwischen den Zähnen und dem Knochen (Parodontium), den Kieferknochen und das Zahnfleisch. Abhängig von der Intensität und dem Schmerzort ist das Gehirn nur unvollständig in der Lage, den Ort der Schmerzentstehung genauestens zu registrieren. Um sich Gewissheit darüber zu verschaffen, ob die theoretische Analyse des Schmerzgeschehens mit dem tatsächlichen Geschehen bei dem Schmerzpatienten übereinstimmt, sind Testbehandlungen ein probates Mittel.

Derartige Testbehandlungen bestätigen, dass Zahnschmerzen, wie oben beispielhaft beschrieben, ihren Ursprung im PA-Spalt haben können. Das erklärt, warum das Abtöten eines schmerzenden Zahnes keine Linderung bringt, denn das Gehirn ist nicht in der Lage, zwischen der Nervenfaser aus der Zahnwurzelspitze und den Fasern aus dem Spalt zwischen Zahnwurzel und Knochen (Parodontalspalt) einschließlich des gereizten Zahnfleisches (Gingiva) zu unterscheiden.

Gelingt es, durch Testbehandlungen, möglichst mehrmals, die beklagten Zahnschmerzen deutlich zu lindern oder gar vollständig zu beseitigen, ist der Entstehungsmechanismus (Pathomechanismus) mit hoher Wahrscheinlichkeit erkannt und das Therapiekonzept für eine dauerhaft erfolgreiche Schmerzbehandlung kann entwickelt werden. Die Gründe für eine Reizung der sehr feinen Nervenenden im direkten Umfeld des Zahnes (Parodontium) können sehr vielschichtig sein: Sie reichen von einer übermäßigen Belastung des Knochens über mechanisch bedingte Störungen (Traumata) bis hin zu Veränderungen des chemischen Milieus im Zahnfleischsaum. Gelingt es, auf Dauer die Nervenenden zu beruhigen und einem Rückfall (Rezidiv) vorzubeugen, darf die Behandlung als erfolgreich gewertet werden. Das therapeutische Vorgehen richtet sich nach dem Grad des aktuellen Beschwerdebildes. Man sollte dabei zwischen Akutbehandlung und chronischem Leiden unterscheiden. In jedem Fall müssen akute Schmerzen vordringlich mit gezielten Behandlungsmaßnahmen symptomatisch angegangen werden, um von dem Schmerzpatienten qualitativ verwertbare Aussagen zu bekommen. Nach Klärung des Pathomechanismus ist dann eine möglichst kausal gestützte Therapie einzuleiten. Diese reicht von einer umfassenden Entlastung des gesamten Kiefer- und Gesichtsmuskelsystems über die Kontrolle der Passgenauigkeit (Okklusion) der Zähne bis hin zu „Unterfütterungsmaßnahmen“ am Zahnfleischsaum, um dort das Reizmilieu an den Nervenenden allmählich und dauerhaft abzubauen. Am Ende sollte der, die Behandlung ursprünglich auslösende schmerzhafte Zahn erhalten bleiben und der Patient schmerzfrei entlassen werden können.

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