Bei Stress und hoher körperlicher Anstrengung sondert unser Körper Schweiß ab. Das ist völlig normal, da das Schwitzen einer der wichtigsten Mechanismen ist, um unsere Körpertemperatur zu regulieren. Damit ist es unverzichtbar für unsere Gesundheit. Doch was kann ich tun, wenn Schweiß zum Beispiel an den Händen übermäßig und scheinbar krankhaft auftritt? Wie lässt sich extremes Schwitzen vermeiden und welche Behandlungen gibt es?
Eine übermäßige Schweißsekretion, auch Hyperhidrose genannt, betrifft selten den gesamten Körper, sondern meistens einzelne Körperpartien. Am häufigsten leiden Hände, Füße, der Achselbereich und das Gesicht darunter. Dabei unterscheidet man zwischen primärer und sekundärer Hyperhidrose.
Unter einer primären Hyperhidrose versteht man stark erhöhtes Schwitzen ohne eine zugrundeliegende Erkrankung. Eine sekundäre Hyperhidrose beschreibt verstärkte Schweißbildung, die z.B. durch hormonelle Störungen, Infektionen oder in seltenen Fällen durch Krebserkrankungen oder auch Rückenmarksverletzungen verursacht wird.
Im Achselbereich lassen sich die Schweißdrüsen bei einer Operation gut entfernen. Als Methoden werden hier die offene Teilresektion und die Saugkürettage bevorzugt. Bei der offenen Teilresektion wird ein Teilbereich der schweißdrüsentragenden Haut entfernt. Der Vorteil ist, dass die Drüsen danach sicher beseitigt sind. Der Nachteil ist jedoch eine Narbe, die teilweise auch unschön verlaufen oder Probleme bereiten kann.
Bei der Saugkürettage werden Schweißdrüsen abgesaugt. Von Vorteil ist, dass dabei kaum Narben entstehen. Der Nachteil: Die Therapie gelingt häufig nur teilweise und muss eventuell mehrfach wiederholt werden. Manchmal ist eine Kombination beider Verfahren erfolgversprechend. Lassen Sie sich dazu im Vorfeld von Ihrem Plastischen Chirurgen beraten.
Eine Saugkürettage lässt sich auf den Handflächen, an den Fußsohlen und im Gesicht natürlich nicht durchführen. Hier greift der Arzt auf alternative Behandlungsmethoden zurück.
Botox: Die Behandlung mit Botulinumtoxin wird immer häufiger durchgeführt und eignet sich für alle Körperregionen. Bei der Behandlung wird das Präparat in die oberen Hautschichten gespritzt, um so die Reizübertragung auf die Schweißdrüsen zu blockieren. Dadurch werden die Drüsen nicht mehr so leicht aktiviert und die Schweißbildung bleibt aus. Im Handbereich wird vorab meist eine leichte Lokalanästhesie durchgeführt, um die Schmerzen während der Behandlung zu mindern.
Die schweißunterdrückende Wirkung setzt nach einigen Tagen ein und hält einige Monate an. Dann muss die Behandlung wiederholt werden. Botulinumtoxin weist sehr gute Ergebnisse auf und hinterlässt keine Narben. Außerdem ist der Patient danach sofort gesellschaftsfähig. Die Behandlung selbst dauert nur wenige Minuten. Aus diesem Grund erfreut sie sich zunehmender Beliebtheit.
Antipersperantien: Dabei handelt es sich um lokal anwendbare Präparate, die Aluminiumchlorid enthalten, seltener auch andere Metallsalze. Ziel ist es, die Schweißdrüsenausgänge durch das Salz zu verschließen. Die Präparate sollten am Abend auf trockener Haut angewendet werden, um beste Ergebnisse zu erzielen. Bei einer schweren Hyperhidrose reicht diese Behandlungsmethode jedoch oftmals nicht aus.
Leitungswasser-Iontophorese: Hier werden zwei Kunststoffwannen mit Leitungswasser gefüllt, in die der Patient seine Hände oder Füße hineinhält. Dann wird ein schwacher Strom mithilfe von Elektroden durch das Wasser geleitet, um so die Reizschwelle für die Schweißsekretion an den betroffenen Stellen zu erhöhen. Damit sich die Probleme bemerkbar bessern, muss die Behandlung anfangs täglich für ca. zehn bis fünfzehn Minuten durchgeführt werden, später nur noch ein- bis zweimal pro Woche.
Thorakale Sympathektomie: Diese Behandlungsmethode eignet sich vor allem für extreme Fälle von Hyperhidrose an den Handflächen. Um die Schweißbildung zu unterbinden, werden die dafür zuständigen Nervenfasern in den Handflächen am Rückenmark durchtrennt oder abgeklemmt. Da es sich um einen komplizierten, endoskopischen Eingriff handelt, sollte er nur von erfahrenen Chirurgen durchgeführt werden. Folgeeingriffe sind nicht notwendig, da die Wirkung dieser Behandlungsmethode mit einer Erfolgsrate von 98 % dauerhaft ist. In seltenen Fällen kann es nach dem Eingriff an anderen Stellen zu Hyperhidrose kommen.
Die Krankenkassen tragen die Kosten der jeweiligen Behandlungsmethoden wie so oft nur in Einzelfällen. Ob ein Antrag auf Kostenübernahme in Ihrem Fall sinnvoll ist, wird Ihnen Ihr Plastischer Chirurg mitteilen.
Es gibt keine Hausmittel, die übermäßiges Schwitzen gänzlich verhindern. Allerdings kann so manches Mittel helfen, die Schweißmenge zu reduzieren. So kann es z.B. sinnvoll sein, die betroffenen Stellen vor dem Schlafengehen mit Apfelessig, Salbei oder Zitronen einzureiben. Auch Backpulver kann helfen, da es die Feuchtigkeit absorbiert und Gerüche neutralisiert. Bei starker Hyperhidrose helfen diese Methoden nur bedingt, daher empfiehlt sich hier immer der Gang zum Arzt.
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