Artikel 11/11/2014

Hüftprothese mit Keramik-Gleitpaarung - eine Alternative bei Hüftarthrose?

Dr. med. Martin Rinio Fußchirurg, Orthopäde & Unfallchirurg, Spezieller Unfallchirurg
Dr. med. Martin Rinio
Fußchirurg, Orthopäde & Unfallchirurg, Spezieller Unfallchirurg
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Die Hüftprothese ist seit Jahrzehnten sehr erfolgreich: Sie verhilft bei Hüftarthrose zuverlässig zu schmerzfreier Beweglichkeit. Die Langlebigkeit und Ausfallsicherheit der gewählten Hüftprothese ist dabei das wichtigste Kriterium für Patienten und Arzt, um eine komplizierte Wechseloperation der Hüftprothese zu vermeiden.

Mit der Metall-Polyethylen-Gleitpaarung liegen die meisten Erfahrungen vor. Es handelt sich um eine sogenannte Hart-Weich-Gleitpaarung: Ein härterer Gelenkpartner (Prothesenkopf aus Metall oder Keramik) trifft auf einen weicheren Gelenkpartner (Pfanneninlay aus Polyethylen). Um den Verschleiß der Hüftprothese zu minimieren und die Haltbarkeit zu verbessern wurden auch Hart-Hart-Gleitpaarungen entwickelt: Zwei gleich harte Gelenkpartner (Prothesenkopf und Pfanneninlay sind beide aus Metall oder Keramik) laufen ineinander.

Wie lange hält eine Hüftprothese?
Die Wahl der Hüftprothese ist abhängig von Alter, Gewicht und Lebensweise des Patienten. Bei einer optimalen Prothesenversorgung sind Standzeiten der Hüftprothese von bis zu 25 Jahren und darüber möglich. Der Aktivitätslevel des Patienten spielt hierbei eine große Rolle. Hüftprothesen scheinen schneller zu versagen, wenn der Patient jünger ist. Das hat neben anderen Faktoren sicher auch etwas mit dem Aktivitätsniveau des Patienten zu tun. Es sind vor allem die jüngeren Patienten, für die man haltbarere Lösungen sucht, als die bewährten Metall-Polyethylen-Gleitpaarungen.

Gründe für das Versagen einer Metall-PET-Gleitpaarung der Hüftprothese
Vor allem die Kunststoffkomponente hat einen Abrieb, also eine Abnutzung von ca. 0,1-0,2 mm im Jahr. Die Partikel lösen auch eine Reaktion aus, die durch beschleunigten Knochenabbau die Verankerung der Hüftprothese im Knochen lockert (aseptische Osteolyse). Ziel ist es daher, Gleitpaarungen zu entwickeln, die möglichst wenig Abrieb erzeugen.

Eigenschaften einer Metall-Metall-Gleitpaarung der Hüftprothese
Metall-Metall-Prothesen vermeiden den Kunststoffabrieb. Bei Oberflächenersatzprothesen bestehen seit über 20 Jahren Erfahrungen mit der Metall-Gleitpaarung. Diese Gleitpaarung ist durch die höhere Elastizität von Metall im Vergleich zu Keramik bruchsicher und abriebarm. Die Wirkung des Metallabriebs auf den Körper ist nicht vollständig erforscht. Die klinischen Ergebnisse sind sehr gut, wenn gleich in einigen Untersuchungen die möglicherweise toxische Wirkung von Metallabrieb auf den Körper nicht ausgeschlossen werden konnte. Deswegen verzichten wir bei Frauen im gebärfähigen Alter vollständig auf Metall-Metall-Prothesen. Bei jüngeren männlichen Patienten erfolgt der Einsatz eher zurückhaltend.

Welche Vorteile hat eine Hüftprothese mit Keramikgleitpaarung?
Vor allem für jüngere Patienten, unter 60 oder sogar 50 Jahren, suchen wir deshalb haltbarere Hüftprothesen. Hier bietet sich schon seit vielen Jahren die Keramikgleitpaarung an. Keramikoberflächen sind wesentlich härter und glatter als Metall- oder gar PET-Gleitpaarungen. Bei der reinen Keramik-Gleitpaarung tritt kein Plastik- oder Metallabrieb auf. Das Risiko einer Prothesenlockerung ist deutlich minimiert. Der im Vergleich zu allen anderen Gleitpaarungen geringe Abrieb hat auch im Körper keine negativen Auswirkungen und verhält sich biologisch neutral.

Nachteile einer Hüftprothese mit Keramikgleitpaarung
Keramik ist ein sehr sprödes Material, das sich bei sehr hoher Belastung, anders als Metall oder Plastik, nicht elastisch deformiert, sondern bricht. Das kann bei einer Hüftprothese zu einem Prothesenversagen führen. Dieses Risiko wurde bei älteren Keramik-Gleitpaarungen mit ca. 1:10.000 angegeben. Deswegen waren Orthopäden beim Einsatz der Keramikgleitpaarung eher zurückhaltend. In den letzten Jahrzehnten wurden aber Hochleistungskeramiken mit deutlich verbesserter Bruchsicherheit entwickelt. Immer mehr unserer Patienten zwischen 40 und 60 Jahren entscheiden sich daher für eine Keramiklösung bei Ihrer Hüftprothese.

Wie kann die Stabilität von Keramikgleitpaarungen weiter erhöht werden?
Durch Einarbeitung von “Nano-Partikeln” in die Keramik wurden deren Härte und Bruchsicherheit um ein Vielfaches erhöht. Die klinischen Daten dieser neuen Hochleistungskeramik sind vielversprechend. Voraussetzung für ein gutes Funktionieren der rein keramischen Gleitpaarung bleibt die optimale Positionierung von Prothesenkopf und Gelenkpfanne: Das reduziert übermäßige Belastungen der Keramikflächen. Zum optimalen Einsatz der Keramik-Hüftprothese ist daher eine operative Erfahrung und vorausschauende Planung notwendig.

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