Artikel 08/08/2018

Hüftarthroskopie: 8 Indikationen für die sanfte Schlüssellochtechnik

Dr. med. Andreas Scharpf Orthopäde & Unfallchirurg
Dr. med. Andreas Scharpf
Orthopäde & Unfallchirurg
hueftarthroskopie-8-anwendungsgebiete

Im Vergleich zu den meisten anderen Gelenken wurde das Hüftgelenk erst relativ spät für arthroskopische Operationstechniken „entdeckt“. Hier handelt es sich immer noch um eine relativ neue Technik. Welche Indikationen gibt es und wie funktioniert sie?

Durch kleine Hauteinschnitte werden die Zugänge zum Gelenk für die Kamera und die Arbeitsinstrumente angelegt. Wenn konservative Therapien nicht mehr erfolgreich sind oder ein mechanisches Hindernis vorliegt, stellt eine arthroskopische Technik die minimalinvasivste Therapie-Option dar.

Heutzutage können eine Vielzahl an Beschwerden in Schlüssellochtechnik behandelt werden. Eine Auswahl der Erkrankungen finden Sie hier:

1. Freie Gelenkkörper

Freie Gelenkkörper können im Hüftgelenk mechanische Konflikte verursachen und aufgrund ihrer Mobilität im Gelenk verschiedenste Beschwerden hervorrufen. In manchen Fällen können sie im Rahmen eines Unfalls entstehen.

Bei einer Kernspintomographie (MRT) können Gelenkkörper dreidimensional dargestellt und gut eingeschätzt werden. Im Rahmen einer Arthroskopie lassen sich diese freien Gelenkkörper mit feinen Zangen entfernen.

2. Chondromatose

Bei der sogenannten Chondromatose bilden sich eine Vielzahl knorpeliger Gelenkkörper. In aller Regel gehen sie von einer veränderten Gelenkschleimhaut aus. Sie sind meist mobil und verursachen sehr wechselhafte Beschwerden. Im Vordergrund stehen Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und teilweise ein Blockadegefühl im Gelenk. Diese Gelenkkörper können ebenfalls im Rahmen einer Spiegelung entfernt und anschließend feingeweblich untersucht werden.

3. Hüftgelenksimpingement

Darunter versteht man einen mechanischen Konflikt zwischen dem Schenkelhals und dem Pfannenrand, der häufig durch einen knöchernen Überstand am Schenkelhals entsteht, seltener durch eine übergreifende Pfanne. Dabei bilden sich Quetschungen zwischen den dazwischen liegenden Strukturen wie Knorpeln oder der Gelenklippe.

Patienten mit Impingement beklagen regelmäßig Beschwerden, wenn die Hüfte tief gebeugt wird. Klassischerweise ist die Kombinationsbewegung aus Beugung und Innendrehung der Hüfte schmerzhaft und eingeschränkt. Man geht heute davon aus, dass dieses Impingement eine Ursache für die Entwicklung einer Hüftarthrose darstellten kann. Im Rahmen einer Hüftarthroskopie lässt sich diese Formveränderung wieder korrigieren.

Bei der sogenannten „Epiphyseolysis capitis femoris“ verrutscht im Kindesalter der Hüftkopf in der Wachstumsfuge. Dadurch kann sich der Schenkelhals nur vermindert taillieren, sodass ein Impingement entsteht. Je nach Ausprägung und Begleitschäden können die Beschwerden auch in diesen Fällen durch eine arthroskopische Intervention gelindert werden.

4. Knorpelschäden

Es gibt eine Vielzahl an Ursachen für das Auftreten von Knorpelschäden. Sie reichen von traumatischen Ereignissen bis hin zum bereits beschriebenen Impingement.

Der Knorpel kann sich häufig erholen, indem die Knorpel-Knochen-Grenzschicht geöffnet wird. Dadurch bildet sich ein Blutpfropf, der u.a. Stammzellen enthält und sich im weiteren Verlauf in Ersatzknorpel umwandeln kann.

5. Schäden der Gelenklippe

Die Gelenklippe liegt wie ein Dichtungsring um das Hüftgelenk und dient der Schmierung des Gelenkes. Durch mechanische Ursachen oder in der Folge von Verschleiß können Schäden und Reizzustände entstehen.

Reize entwickeln sich, wenn die Oberfläche auffasert. Je nach Befund kann sie wieder geglättet werden. Wenn sich die Gelenklippe bei Verletzungen ablöst, kann sie mit einem sogenannten Fadenanker wieder fixiert werden.

Zur Beurteilung von Gelenklippenverletzungen ist eine Kernspintomographie mit Kontrastmittel am besten geeignet.

6. Schlecht verheilter Knochen

Im Rahmen einer Knochenbruchheilung kann es zu überschießender Knochenbildung kommen. Dadurch entstehen mechanische Konflikte. Die Beschwerden können denen eines Impingements ähneln.

Zur dreidimensionalen Beurteilung kann eine Computertomographie und zum Ausschluss von Begleitschäden eine Kernspintomographie im Rahmen der OP-Planung notwendig sein. Indem die Überstände abgetragen werden, können die Beschwerden beseitigt oder zumindest gemindert werden.

7. Psoastendinitis oder Psoasimpingement bei Hüft-TEP

Die Iliopsoassehne läuft nah am Hüftgelenk vorbei und kann Reizungen auslösen. Gelegentlich entstehen diese Reizungen durch Knochenüberstände über der Pfanne oder nachdem ein künstliches Gelenk eingesetzt wurde. Diese Sehne ist an der Beugung des Hüftgelenkes beteiligt und läuft vorne über die Hüfte.

Patienten mit diesem Problem haben in der Regel Beschwerden, wenn sie ihr Bein anheben, aufstehen wollen oder ähnliche Bewegungen ausführen. Typischerweise kann man diese Reizung an einem Flüssigkeitssaum um die Sehne in der Kernspintomographie erkennen.

Im Rahmen einer Spiegelungsoperation lässt sich die Spannung der Sehne reduzieren. Man kann auch Knochenüberstände abtragen.

8. Probenentnahmen

Es gibt Befundkonstellationen, deren Ursachen nicht ohne Weiteres „von außen“ erkennbar sind. Wenn bildgebende Verfahren an ihre Grenzen kommen, kann eine arthroskopische Probe entnommen werden. Der Vorteil der Probenentnahmen unter Kamerasicht ist, dass die auffälligsten Areale zur Untersuchung direkt ausgesucht werden können. Klassische Indikationen sind eine übermäßig geschwollene Gelenkschleimhaut und Neubildungen oder auch Verdacht auf einen Protheseninfekt.

Auf einen Blick

Anästhesie

in der Regel Vollnarkose

Behandlungsdauer

  • abhängig vom Ausmaß der Operation
  • bei Eingriffen am Knochen, am Knorpel oder an der Gelenklippe üblicherweise vier bis sechs Wochen Entlastung mit Gehhilfen.
  • zusätzlich Krankengymnastik, evtl. Bewegungsschiene, TENS, Lymphdrainage.

Krankenhausaufenthalt

in der Regel zwei bis drei Tage

Risiken

Es handelt sich um einen Routine-Eingriff, dennoch können immer individuelle Risiken entstehen.

Erfolgsraten

  • im Wesentlichen abhängig vom Ausmaß des vorbestehenden Schadens und dem Verschleiß des Gelenkes (Arthrose)
  • Sie müssen daher individuell bewertet werden.

Kostendeckung der Krankenkasse

Kosten für die OP werden üblicherweise von GKV und PKV übernommen. Im Zweifel bei der Krankenkasse nachfragen.

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