Artikel 08/11/2018

Was sind hormonelle Ursachen für Haarausfall? Diese Therapieansätze können helfen

Prof. Dr. med. Kai Joachim Bühling - Privatpraxis Frauenarzt (Gynäkologe), Endokrinologe & Diabetologe
Prof. Dr. med. Kai Joachim Bühling - Privatpraxis
Frauenarzt (Gynäkologe), Endokrinologe & Diabetologe
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Haare sind ein Schönheitsideal und einer guten Haarfülle wird Fruchtbarkeit zugesprochen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass bereits nur das Gefühl, dass mehr Haare als üblich ausfallen und sich das Haarbild verändern könnte, zu regelrechten Panikattacken der Betroffenen führt.

Wichtige Informationen rund um die Haare

In der Kopfhaut befinden sich rund 90.000 bis 150.000 Haarfollikel, die etwa zehn bis dreißig Mal ein Haar bilden können. Das Haarwachstum beträgt etwa 0,4 mm am Tag. In drei Tagen damit 1 mm, in 30 Tagen etwa 1 cm.

Die Haare durchlaufen drei „Lebensphasen“, deren unterschiedliche Länge dazu führt, dass man jeweils einen bestimmten Anteil an Haaren in den jeweiligen Phasen sieht. Eine kurze Phase ist dementsprechend auch seltener sichtbar als eine lange Lebensphase:

  • **Wachstumsphase:**zwei bis sechs Jahre (85 % der Haare)
  • **Übergangsphase:**zwei Wochen (3 % der Haare)
  • **Ruhephase:**zwei bis vier Monate (12 % der Haare)

Pro Tag können bis zu 100 Haare ausfallen, was völlig normal ist.

Welche Ursachen können für einen Haarausfall sorgen?

Es gibt verschiedene Ursachen für einen verstärkten Haarausfall, der das Kopfhaar ausdünnen kann.

  • genetische Faktoren (z.B. Haarausfall der Mutter)
  • Infektionskrankheiten (z.B. Lues, das ist aber sehr selten)
  • Infektionen der Kopfhaut (z.B. Pilze)
  • Anwendung von Medikamenten (z.B. Heparin)
  • jahreszeitliche Schwankungen (z.B. „Fellwechsel“)
  • hormonelle Ursachen

So funktioniert die Diagnistik bei Haarausfall

Zunächst sollte eine Diagnostik erfolgen:

  • Ist der Haarausfall kreisrund oder betrifft er die gesamte Kopfhaut?
  • Wann hat er begonnen?
  • Wurden Medikamente, z.B. Heparin angewendet?

Sind alle diese Fragen geklärt, sollten eine bildgebende sowie eine hormonelle Diagnostik eingeleitet werden. Auch heute noch ist das Trichogramm der goldene Standard, bei dem man einige Haare herauszieht und dann nach Häufigkeit der Stadien untersucht. Alternativ gibt es inzwischen die Möglichkeit, die Haaranalyse digital durchzuführen.

Dafür werden an markierten Punkten an der Kopfhaut mit der Lupe Bilder aufgenommen und in einem Server analysiert. Für die Auswertung gibt es eine sehr große Datenbank, in der die verschiedenen Haarerkrankungen hinterlegt sind.

Die weiteren Untersuchungen sind hormonell. So können beispielsweise erhöhte männliche Hormone die Haare ausfallen lassen.

  • Ferritin: Ein Eisenmangel kann zu Haarausfall führen. Ist der Eisenspeicher, das Ferritin, erniedrigt, sollte der Haushalt wieder aufgefüllt werden.
  • Zinkmangel: Auch ein Zinkmangel kann zu einem erhöhten Haarausfall führen.
  • Schilddrüsenerkrankungen: Bei einer Schilddrüsenüber- oder unterfunktion ist ebenfalls das Haarwachstum beeinträchtigt. Das lässt sich leicht feststellen und ebenso einfach durch die Gabe von Schilddrüsenhormonen behandeln.
  • Männliche Hormone: Das Testosteron ist dabei am häufigsten beteiligt. Im Haarfollikel wird aus Testosteron das wirksame Dihydrotestosteron gebildet. Zu viel Dihydrotestosteron lässt die Haare verkümmern. Bemerkenswerterweise gibt es Frauen, die zwar einen normalen Testosteronwert im Blut haben, bei denen aber das Dihydrotestosteron im Haarfollikel sehr aktiv umgewandelt wird. Das führt dann auch zu einem vermehrten Haarausfall, obwohl die Testosteronwerte normal sind.

Welche Therapie kommt bei hormonbedingtem Haarausfall in Frage?

Der Therapie-Erfolg bei Haarveränderungen lässt sich immer erst sehr spät gut beurteilen. Der Grund ist, dass man nur die Haare in der Wachstumsphase erwischt und sich daher jeglicher Therapie-Effekt erst nach etwa drei Monaten zeigt. Das sollte in der Betrachtung berücksichtigt werden.

Mikronährstoffmangelerkrankungen, wie Eisen- oder Zinkmangel, können leicht behoben werden. Eine Schilddrüsenerkrankung ist ebenfalls recht einfach zu behandeln. Bei einer Unterfunktion gibt man etwas Schilddrüsenhormone als Unterstützung.

Sind männliche Hormone beteiligt, was häufig auch erblich bedingt sein kann, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die männlichen Hormone zu senken bzw. deren Wirkung im Haarfollikel zu vermindern:

  • „Pille“: Jede Pille senkt die Wirkung der männlichen Hormone. „Pillen“ mit einem sogenannten „anti-androgenen Gestagen“ hemmen die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron im Haarfollikel. Letztere sollten in der Regel bevorzugt werden.
  • Die anti-androgenen Gestagene gibt es auch als Monopräparate. Insbesondere „Chlormadinon“ sowie „Cyproteronacetat“ seien hier zu nennen.

Fazit

Haarausfall ist recht häufig und bedeutet für die Betroffenen eine große psychische Belastung. Zunächst sollten immer mögliche Ursachen abgeklärt werden. Dann kann die Therapie gewählt werden, wobei man immer daran denken sollte, dass sie sich an den Bedürfnissen der Patientinnen orientiert.

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