Das jameda-Interview: 10 Fragen an Herrn Prof. Reinhold

Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Prof. Reinhold interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Dermatologe.

jameda: Herr Prof. Reinhold, was hat Sie motiviert, Dermatologe zu werden?
Prof. Reinhold: Die Dermatologie ist ein breitgefächertes Fach und bietet besonders viele Möglichkeiten, Menschen zu helfen. Sie bietet verschiedene medikamentöse Behandlungen als auch zahlreiche operative und lasermedizinische Möglichkeiten. Als Arzt behandele ich alle Altersgruppen und das Spektrum reicht von Kinderkrankheiten über Hautkrebs bis zur Tropendermatologie und Reisemedizin. Weiterhin ist das Hautorgan das größte Organ des Menschen und in besonderer Weise immunologisch aktiv. Ich selbst bin über die immunologische Forschung zur Dermatologie gekommen.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen? 
Prof. Reinhold: Wenn man mit wenigen Hilfsmitteln wie allein mit meinen Augen und meinem Tastsinn bereits einen größten Teil der Hautprobleme diagnostizieren und behandeln kann. Die größte Freude bereitet es mir, wenn ich Menschen vorbestandene Ängste nehmen kann und es mir gelingt, sie zu beruhigen.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis? 
Prof. Reinhold: Häufig besteht eine Unsicherheit darüber, ob Ärzte wirklich die bestmögliche Behandlung durchführen oder aber durch gesundheitspolitische und krankenkassenbedingte Gründe in ihrer Verordnungsmöglichkeit stark eingeschränkt sind.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?  
Prof. Reinhold: Wir stehen Patienten in diesen Situationen zur Seite und lassen sie nicht alleine. Durch diese Hilfestellung können unangenehme Situationen besser gemeistert werden. Wichtig ist, dass Patienten uns ihr Vertrauen schenken.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Prof. Reinhold: Ich versuche ihm zu erklären, dass eine Verbesserung seiner Beschwerden nur möglich ist, wenn er die Behandlung konsequent durchführt.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Prof. Reinhold: Weg vom starren System der gesetzlichen Krankenversicherungen und hin zur Selbstentscheidung eines jeden Bürgers über den Anteil, den er in seine Gesundheit investieren möchte und kann.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Prof. Reinhold: Organisation und Serviceleistungen sind sicher ein Bereich, der vielfach Verbesserungspotential hat.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Prof. Reinhold: Gerade in unserem Fachgebiet hat es in den letzten Jahren dramatische Entwicklungen in der Diagnostik und Therapie gegeben. Hierzu zählt die simulierte Tageslicht-PDT zur Behandlung von aktinischen Keratosen, verschiedene apparative Methoden zur schmerzlichen Früherkennung von Hautkrebs ohne Biopsie sowie revolutionäre Entwicklungen in der Lasermedizin wie z.B. Nanolaser oder Laser zur Behandlung von Nagelpilz.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Prof. Reinhold: Ich hatte mal eine ältere Dame als Patientin, der man wegen eines kleinen Hautkrebses nach der Behandlung verboten hatte, sich jemals mehr der Sonne auszusetzen. Ihr größter Wunsch war es jedoch immer gewesen, mit ihrer Tochter einmal nach Mallorca zu reisen. Ich habe diese Patientin nochmal ausführlich über Lichtschutzmaßnahmen aufgeklärt und ihr dann grünliches Licht für eine Reise nach Mallorca gegeben. Daraufhin flossen in der Praxis ein paar Freudentränen.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben? 
Prof. Reinhold: Vertrauen Sie der modernen Medizin und der Kompetenz Ihres Arztes und vermeiden Sie vor einem persönlichen Gespräch mit Ihrem Arzt die Konfrontation mit möglichen Krankheitsdarstellungen aus dem Internet.  Erfahrungsgemäß sind Patienten nach Internetrecherchen häufig unnötig verängstigt und verunsichert.

Zur Person

• Leiter des Dermatologischen Zentrums Bonn Friedensplatz,
• er ist langjähriger Oberarzt und leitender Oberarzt der Universiäts-Hautkliniken Bonn und Homburg/Saar,
• Verfasser zahlreicher Fachbücher,
• Gewinner des Deutschen Hautkrebspreises,
• Vorsitzender des Verbandes niedergelassener Dermato-Onkologen Onkoderm e.V.

Zur Praxis

Das Dermatologische Zentrum Bonn Friedensplatz befindet sich im Herzen von Bonn. Weitere Standorte befinden sich in Bonn-Beuel sowie in der Internationalen Betaklinik in Bonn-Oberkassel. Das Ärzteteam verfügt über ein breites Spektrum aller modernen diagnostischen und therapeutischen Verfahren der Dermatologie.

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