Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. med. Volker Stolzenbach interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Orthopäde & Schmerztherapeut.
jameda: Herr Dr. Stolzenbach, was hat Sie motiviert, Orthopäde zu werden, und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?
Herr Dr. Stolzenbach: Anfangs hat mich an der Orthopädie fasziniert, durch Operationen z. B. an der Wirbelsäule und Gelenkersatz Patienten Schmerzen zu nehmen und ihnen damit wieder Lebensqualität zurückzugeben.
In meiner Facharztausbildung habe ich dann gemerkt, dass die Operationen nicht immer den gewünschten Erfolg hatten und immer öfter stand ich vor der Frage: „Ist die Operation für diesen Patienten wirklich notwendig und die beste Behandlung?“
Nach meiner Facharztprüfung habe ich mir dann zunehmend zur Aufgabe gemacht, Operationen zu vermeiden und meinen Patienten mit konservativen Behandlungen zur notwendigen Schmerzlinderung und besserer Lebensqualität zu verhelfen. Dabei hilft mir meine zweite Facharztqualifikation ‘Spezielle Schmerztherapie’.
Verkrampfte und verkürzte Muskeln mit schmerzhaften Triggerpunkten sind die häufigste Ursache für Schmerzen am Bewegungsapparat. Das ist leider zu wenig bekannt. Die Behandlung von schmerzhaften Triggerpunkten ist deshalb zu einem Spezialgebiet für mich geworden.
jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht diesen so besonders?
Herr Dr. Stolzenbach: Ich habe in meiner Praxis mehrere Tätigkeitsschwerpunkte.
Regenerative Behandlungen, die die Selbstheilungskräfte des Körpers unterstützen oder auslösen, vor allem bei Gelenkverschleiß, aber auch bei Schmerzen der Wirbelsäule.
Es geht immer wieder um das Thema: unnötige Operationen vermeiden.
jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?
Herr Dr. Stolzenbach: Ich nehme mir viel Zeit für meine Patienten. Sie können mir ausführlich ihre Beschwerden und ihre Krankheitsvorgeschichte schildern. Das ist heute beim Arztbesuch nicht mehr selbstverständlich und wird von meinen Patienten sehr geschätzt.
Ich versuche immer, den individuell besten Behandlungsweg für jeden einzelnen Patienten zu finden. Dabei erkläre ich genau, warum ich welche Behandlung empfehle, mit ihren Vor- und Nachteilen, ihren Erfolgsaussichten und Risiken und natürlich auch die Alternativen.
jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?
Herr Dr. Stolzenbach: Ich schätze an meinen Patienten, dass sie mir ihr Vertrauen schenken und mir nicht nur ihre Beschwerden, sondern oft auch ihre anderen Probleme und Nöte anvertrauen.
Auch hilft es bei der Behandlung sehr, wenn meine Patienten ihre Mitarbeit bei der Behandlung anbieten, indem sie fragen, was sie selbst für die Unterstützung des Heilungsprozesses tun können.
jameda: Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?
Herr Dr. Stolzenbach: Als Leitbild meiner Tätigkeit gilt ein zweitausend Jahre alter Satz, der dem römischen Arzt Scribonius Largus im 1. Jh. n. Chr. zugeschrieben wird.
'Primum non nocere (erstens nicht schaden), secundum cavere (zweitens vorsichtig/sorgfältig sein), tertium sanare (drittens heilen).“
‘Non nocere’ heißt, dass die Behandlung nicht schaden soll, zumindest nicht mehr als die Erkrankung selbst. Das bedeutet, dass ich immer sorgfältig zwischen Notwendigkeit, Risiken und erwartetem Nutzen der Behandlung abwägen muss.
‘Cavere’ bedeutet für mich aufmerksam zu sein, eine sorgfältige Anamnese zu erheben, genau zu untersuchen und die eingeleitete Behandlung ständig auf Erfolg und Nebenwirkungen zu überprüfen.
‘Sanare’ beschreibt mit Heilen die eigentliche Aufgabe und das Ziel des Arztes.
jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?
Herr Dr. Stolzenbach: Die Orthopädie hat in den letzten 30 Jahren enorme Fortschritte bei den Operationen, vor allem an der Wirbelsäule und an den Gelenken gemacht. Das Gleiche gilt für die bildgebende Diagnostik, allen voran der Kernspintomografie. Damit einhergegangen ist eine zunehmende Spezialisierung der Orthopäden, die sich dann hervorragend in ihrem Spezialgebiet, z. B. der Wirbelsäule oder der Schulter oder dem Kniegelenk auskennen. Das führt dazu, dass der ganzheitliche Blick auf den Patienten verloren geht und Zusammenhänge zwischen verschiedenen Beschwerden nicht erkannt werden.
Auch beobachte ich, dass die „alten’ Tugenden der Medizin, die ausführliche Anamneseerhebung, die Untersuchung des Patienten mit den Händen und die Zuwendung zum Patienten vernachlässigt werden. Der Arzt beschäftigt sich oft zu sehr mit MRT-, CT- und Röntgenbildern und mit seinem Computer, in dem er alles dokumentieren muss.
Ich sehe die größte Herausforderung in der Orthopädie, aber auch in der ganzen Medizin, darin, den Patienten trotz aller technischen Fortschritte wieder in den Mittelpunkt all unseres Tuns zu stellen.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr Dr. Stolzenbach: Regelmäßiger Sport ist die wichtigste Maßnahme, um die Funktion des Bewegungsapparates zu erhalten. So wie Ausdauersport besonders wichtig für das Herz und die Durchblutung ist, ist dosiertes Muskeltraining besonders wichtig für die Gelenke und die Wirbelsäule. Eine gute Muskulatur bremst den Verschleiß der Gelenke.
Mit zunehmendem Alter kann zwar die Intensität der Trainingseinheiten verringert werden, dafür sollte aber die Häufigkeit erhöht werden. Ideal sind tägliche Übungen.
In den letzten Jahren hat man herausgefunden, dass beim Muskeltraining Botenstoffe, sogenannte Myokine freigesetzt werden, die entzündungshemmend wirken, die Immunabwehr regulieren, in den Fett- und Zuckerstoffwechsel eingreifen und vieles mehr positiv beeinflussen. Ein weiterer Grund für täglichen Übungen.
Nach dem Studium der Humanmedizin in Düsseldorf von 1978 bis 1985 habe ich meine Facharztausbildung an der berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik in Duisburg und an der orthopädischen Klinik Markgröningen erhalten. Schwerpunkt der Weiterbildung war die operative Behandlung von Erkrankungen der Wirbelsäule wie Bandscheibenvorfällen, Spinalkanalstenose, Instabilitäten, etc.
Seit 1990 bin ich in eigener Praxis niedergelassen. Seit mehreren Jahren bin ich Präsident der IGTM (Int. Ges. für Schmerz- und Triggerpunktmedizin e. V.).
Seit ich 2016 meine große Kassenpraxis an einen jungen Kollegen übergeben habe, betreibe ich eine kleine Privatpraxis für Orthopädie und Schmerztherapie.
Sie richtet sich konsequent nach den wichtigsten Interessen der Patienten. Niemand will lange auf einen Termin warten, wenn er Schmerzen hat und jede/r möchte, dass der Arzt sich Zeit für sie/ihn nimmt.
Wenn meine Patienten mit einem akuten Problem bis 9.00 Uhr anrufen, bekommen sie fast immer noch für denselben Tag einen Termin.
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