Artikel 04/03/2021

Das jameda-Interview: 10 Fragen an Herrn Dipl.-Psych.Dr. med. Johannes Hockmann

Dipl.-Psych. Dr.med. Johannes Hockmann Hautarzt (Dermatologe), Allergologe
Dipl.-Psych. Dr.med. Johannes Hockmann
Hautarzt (Dermatologe), Allergologe
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. Hockmann interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Hautarzt.

jameda: Herr Dr. Hockmann, was hat sie motiviert, Hautarzt zu werden?

Herr Dr. Hockmann: Auch wenn das für Nichtmediziner seltsam klingen mag: Mein erster universitärer Oberarzt hat mich gelehrt, genau auf die Feinheiten der einzelnen Hautveränderungen zu schauen und meinte nur: „Es gibt nichts Schöneres als eine seltene Hautkrankheit.“ Diese Liebe zu seinem Beruf zu entfachen ist der Schlüssel zur Zufriedenheit.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

Herr Dr. Hockmann: Wenn ein Patient hereinkommt und ich erkenne, dass ich das vor 20 Jahren schon einmal gesehen habe, schlage ich nach und finde das dazugehörige Konzept.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?

Herr Dr. Hockmann: Viele Menschen denken, Hautärzte hätten Cortison- und Pilzcreme und das wäre es gewesen. Auch mein ehemaliger universitärer Chef hat, als er die Klinik übernahm, schon früh begonnen, Schwerpunkte in innerlichen Behandlungskonzepten zu setzen.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?

Herr Dr. Hockmann: Genau richtig: Viele Patienten denken, sie könnten die Behandlung nach zwei Wochen absetzen. Das würde man mit einer Blutdrucktablette ja aber auch nicht machen.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?

Herr Dr. Hockmann: Mich drei Schritte zurücknehmen, dem Beweggrund des Patienten nachgehen und gemeinsam evtl. neue Ziele vereinbaren. Ansonsten: Jeder ist seines Glückes Schmied.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?

Herr Dr. Hockmann: Es kann nicht sein, dass die Honorierung für das kurze Ausstellen einer 2€-Pilzcreme die Gleiche ist wie das intensive Kümmern um hochkomplexe und zeitaufwendige Fälle.Jeder Handwerker, der eine Rechnung stellt, versteht das; da ist was schief im System.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?

Herr Dr. Hockmann: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen: Man lernt ein Leben lang.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?

Herr Dr. Hockmann: Auch als Referent bin ich viel auf nationalen und internationalen Kongressen. Die größten Innovationen passieren derzeit im Behandlungsbereich der Schuppenflechte (Psoriasis), Neurodermitis und des Melanoms.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?

Herr Dr. Hockmann: Mein erster großer „Erfolg“ in der Psychodermatologie war an der Universitätshautklinik bei einer liebenswürdigen älteren Dame mit einer knotigen, extrem juckenden Form der Neurodermitis (Prurigo). Die Klinik hatte schon alles ausprobiert und mein Oberarzt überantwortete mir diese Frau eher erleichtert: „Herr Hockmann, Sie sind doch Psychologe, machen Sie mal.’

Mit wenigen Fragen wurde deutlich, dass diese Frau unter enormem Ärger litt. Sie wurde von ihrem Neffen finanziell ausgenommen wie eine Weihnachtsgans. Als wir an diesem Thema arbeiteten, wurde in den folgenden Monaten auch der Juckreiz weniger. Jeder Mensch steht auch mit seinen Krankheiten in einem sogenannten biopsychosozialen Gesamtgefüge: Das wusste schon Hildegard von Bingen.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Herr Dr. Hockmann: Das Leben währt nur einen Augenblick. Es lohnt sich daher, sorgsam mit sich umzugehen.

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