Das jameda-Interview: 9 Fragen an Dr. med. & Dipl.- Sportwiss. Boris-G. Böttenberg

Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. med. Boris-G. Böttenberg interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Orthopäde.

jameda: Herr Dr. Böttenberg, was hat Sie motiviert, Orthopäde zu werden, und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?

Herr Dr. Böttenberg: Als sportbegeisterter Mensch hatte ich selber zahlreiche sporttraumatische Verletzungen (z. B. 3 Kreuzbandrupturen, Schulterecksgelenkssprengung Tossy3, Syndesmosenruptur, HWS-Fraktur, usw.). Mann kann also sagen, ich bin nicht nur Medizin-, Sport- oder Verletzungs-Theoretiker, sondern auch -Praktiker. Gerade weil ich Betroffener bin/war, hat mich dies besonders motiviert, das jeweilige bestmögliche Therapieergebnis zu erreichen.

Unter anderem habe ich mich aufgrund meiner Verletzungen intensiv mit der Kniechirurgie und der Knorpeltherapie (Doktorarbeit Medizin) beschäftigt. Ich habe aber auch mögliche sportinduzierte Schädigungen aufgezeigt (Diplom-Arbeit Sportwissenschaften). Ich möchte die Erfahrungen, die ich über die bestmögliche Diagnostik und Therapie erworben habe, gerne weitergeben.

jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht ihn so besonders?

Herr Dr. Böttenberg: Die Schwerpunkte meiner Tätigkeit liegen zuerst einmal in der exakten Diagnostik und der Erfassung des Problems des Patienten. Nur hierdurch ist es möglich, auch die bestmögliche Therapie anzuwenden. Eine Besonderheit ist, dass ich mich als Leistungssportler in die jeweilige ‘Störung / Schmerz / Problem’ des Patienten besonders gut hineinversetzen kann.

jameda: Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?

Herr Dr. Böttenberg: Früher hätte ich ggf. gesagt, es gibt ein Vorbild. Aber umso erfahrener man als Arzt wird, desto eher sieht man, dass viele Kollegen ‘mit heißem Wasser kochen’. Heute würde ich sagen (das mag sich narzisstisch anhören), dass ich selbst mein Vorbild bin. Ich orientiere mich stets an mir selbst.

jameda: Gibt es aktuell Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?

Herr Dr. Böttenberg: Ja gibt es, gerade z. B. die Stoßwellentherapie funktioniert hervorragend bei Patienten mit Beschwerden wie z. B. dem Tennisellenbogen, der Kalkschulter und Achilles- und Faszienproblemen am Fuß. Auch die Eigenbluttherapie bietet viele neue Möglichkeiten – leider wird sie aber von vielen Kollegen inflationär eingesetzt und verliert damit an Qualität.

jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?

Herr Dr. Böttenberg: Die größten Herausforderungen bestehen für mich in der regenerativen Therapie wie z. B. der Knorpeltherapie des Kniegelenks. Ich habe den Eindruck, dass es hier seit ca. 10-15 Jahren zu einem therapeutischen Stillstand gekommen ist und dass es hier dringenden Nachholbedarf gibt.

jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?

Herr Dr. Böttenberg: Ich nehme mir besonders viel Zeit für die Patienten – in der Regel 30 Minuten. Ich bin der Meinung, dass man sich häufig nur so ein Bild machen kann. Denn häufig haben Patienten zu Ihren anatomischen ‘Defekten’ auch funktionelle Störungen und umgekehrt.

Und gerade diese ‘Mischfelder’ gilt es herauszufinden. Nur dann ist es möglich, kausal zu behandeln. Bei der Untersuchung fallen dann häufig Sätze wie: ‘Da hat noch niemand nach gefragt’ oder ‘Ich dachte immer mein Becken wäre gerade’ usw.

jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?

Herr Dr. Böttenberg: Das kann ich nicht sagen. Die Frage ist nicht gut. Man kann kann natürlich schreiben, was alle gerne hören würden. Was soll ich an den Patienten besonders schätzen? Ich denke, es geht um ein professionelles Verhältnis, damit man das Therapieoptimum erreicht.

jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?

Herr Dr. Böttenberg: Natürlich gibt es einige, z. B.: 2006 wurde ich als Mannschaftsarzt mit RheinEnergie Köln Deutscher Meister und 2005 und 2007 mit dem gleichen Verein Pokalsieger.

Neulich war eine Patientin bei mir in der Praxis und hat Ihre Rechnung über ca. 450€ bezahlt – mit Kleingeld (0,10-, 0,20- und 0,50€-Stücke). Der Anmeldetresen und die Praxis sahen eher aus wie ein Casino. Es gibt nichts, das es nicht gibt.

Oder wir haben eine Frau Mitte 40 wieder fit gemacht für den IRON Man auf Hawai – eigentlich war es aussichtslos – aber Sie gewann und hält immer noch den Rekord auf dem Rad. Natürlich gibt es zahlreiche andere Geschichten vor allem aus dem Sport usw.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Herr Dr. Böttenberg: Ganz klar: Wer rastet, der rostet. Aber zuviel ist auch nicht immer gut. Man sollte auf den Körper hören, denn Schmerz ist ein überaus wichtiges ‘sinnvolles’ Signal.

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