Artikel 17/02/2017

Das jameda-Interview: 9 Fragen an Herrn Dr. med. Aristotelis Kaisidis

Prof. Dr. Aristotelis Kaisidis Orthopäde & Unfallchirurg
Prof. Dr. Aristotelis Kaisidis
Orthopäde & Unfallchirurg
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. med. Aristotelis Kaisidis interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Orthopäde.

jameda: Herr Dr. Kaisidis, was hat Sie motiviert, Orthopäde zu werden?
Dr. Kaisidis: Die Nähe der Orthopädie zum Sport und den verschiedenen Sportverletzungen war für mich schon als Jugendlicher ein Grund, dieses Fachgebiet als besonders interessant anzusehen. Die Faszination des Bewegungsapparates - sowohl der Statik als auch der Bewegungsabläufe und der Harmonie zwischen statischer Stabilität und dynamischen Bewegungsabläufen - sind besondere Aspekte, die für mich ausschlaggebend waren, um Orthopäde und Unfallchirurg zu werden. In der Orthopädie und Unfallchirurgie muss man besondere Sorgfalt in der Behandlung zeigen, sodass der Behandlungserfolg die Statik des Bewegungsapparates wieder herstellt, aber gleichzeitig auch die Bewegungsumfänge und –harmonie gewährleistet und wiederherstellt.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen? 
Dr. Kaisidis: Am meisten Freude macht mir die Diagnostik und Behandlung von Schulterbeschwerden, -pathologien. Dabei handelt es sich um das komplizierteste Gelenk des menschlichen Körpers, das eine besondere Bauweise sowie eine besondere Kinematik aufzeigt. Daher ist es für mich eine der größten medizinischen Herausforderungen, die Pathologien der Schulter richtig zu diagnostizieren und die entsprechende Behandlung speziell und fachgerichtet anzuwenden.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Dr. Kaisidis: Ein besonders hartnäckiges Vorurteil, was sich leider immer noch sowohl in der Ärzteschaft als auch bei Patienten aufzeigt, ist, dass das Schultergelenk relativ zweitrangig ist und man „sowieso nicht viel gegen Schulterbeschwerden und –schmerzen“ machen kann. Genau diese Vorurteile sind in der heutigen Zeit der Hightech-Schultermedizin absolut fehl am Platz und medizinisch indiskutabel und inkorrekt. Die heutigen Schulterspezialisten können fast jede Problematik des Schultergelenkes erfolgreich behandeln, d. h., man muss nicht mehr mit Schulterschmerzen leben und seine Lebensqualität einbüßen.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?  
Dr. Kaisidis: Tatsächlich ist es so, dass manche Schulterbeschwerden und –pathologien einer Behandlung bedürfen, sowohl nicht-operativ als auch operativ. Manche Beschwerden zeigen hierbei eine lange Rehabilitationszeit auf. Den Betroffenen muss definitiv und deutlich zu verstehen gegeben werden, dass sich diese längere Rehabilitationszeit (3-6 Monate, bei bestimmten Schulterpathologien) durchaus lohnt, weil danach die Lebensqualität wiederhergestellt wird. Somit kann man sagen: Diese Zeit-Investition in seine Schulter wird mit entsprechender Lebensqualität belohnt!

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Dr. Kaisidis: Das Nichtbefolgen eines Therapieplans (nach einem Eingriff oder bei konservativer Behandlung) hat nur Nachteile für den Patienten. In diesem Fall versuche ich, das Gespräch mit dem Patienten auszudehnen und dem Patienten zu verstehen zu geben, dass die Befolgung des Therapieplans absolut notwendig ist, um die Lebensqualität wieder zu erlangen. Dabei gehe ich auch auf einzelne Punkte ein, die den Patienten veranlassen, den Plan nicht zu befolgen. Ich versuche, zusammen mit dem Patienten diese Punkte zu analysieren, ihm Anregungen zu geben, den Therapieplan zu befolgen und Lösungen für die Gründe zu finden, die zur Nichtbefolgung des Plans geführt haben.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Dr. Kaisidis: Ich würde Limitierungen im Bereich der bezahlten und erlaubten Therapiemöglichkeiten für den Patienten aufheben, sodass alle Patienten auch auf sehr spezielle Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten Zugriff haben können, ohne entsprechende Zuzahlungen leisten zu müssen.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Dr. Kaisidis: Oft ist es so, dass nach langjähriger Ausübung des ärztlichen Berufes das Mitleiden und Mitempfinden mit einem Patienten abstumpft. Man könnte sagen, dass dies oft eine normale Entwicklung ist. Hier würde ich mir wünschen, dass man sich immer wieder, auch als Arzt, fragt, ob man immer noch sensibilisiert und mitfühlend gegenüber seinen Patienten ist und man die menschliche Nähe zu seinen Patienten auch pflegt. Diese Zwischenbilanzen von Zeit zu Zeit, von Seiten des Arztes, würde ich mir sehr wünschen. Die Rückbesinnung des Arztes den Patienten, auch auf fürsorglicher Ebene, zu unterstützen, würde ich mir immer wieder vor Augen führen.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden? 
Dr. Kaisidis: Ein besonderes neues Therapieverfahren, das wir anwenden, ist die arthroskopische Implantation eine Schulterprothese, d.h., die Implantation einer Schulterprothese mittels Schlüssellochtechnik. Das ist eine revolutionäre Technik. Des Weiteren wenden wir – vor allem bei besonderen kleinen Brüchen des Oberarmkopfes oder besonders komplizierten Sehnenrissen der Schulter (Rotatorenmanschettenruptur) mit schlechter Knochenqualität - die eigens entwickelte Kaisidis-Platte an. Ebenfalls setzen wir bei Sehnenrissen (Rotatorenmanschettenruptur) das arthroskopische Verfahren mit knotenloser Anker-Technik ein.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Dr. Kaisidis: Besonders am Herzen liegt mir das Motto „die Schulter nicht auf die leichte Schulter nehmen“. Wenn etwas an der Schulter von alleine kommt, heißt das nicht unbedingt, dass es auch von alleine wieder geht. Sehr oft werden Schulterbeschwerden nicht von alleine wieder rückläufig – man könnte sagen, dass ist der Regelfall. Die verschiedenen Schulterpathologien und –beschwerden weisen in den meisten Fällen nur ein gewisses Zeitfenster auf, in denen man sie adäquat behandeln kann. Daher rate ich allen Patienten mit Schulterbeschwerden rechtzeitig einen Schulterspezialisten aufzusuchen.

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