Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. König interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als plastischer und ästhetischer Chirurg.
jameda: Herr Dr. König, was hat Sie motiviert, Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie zu werden?
Dr. König: Im Studium wollte ich immer ein berühmter Herzchirurg werden. Durch Zufall bin ich aber an die plastische und ästhetische Chirugie mit Schwerpunkt Tumorchirurgie geraten. Eine riesige Abteilung mit teils schwerkranken Patienten und ein liebevoller Chef, der in den nächsten Jahren zu meinem Mentor werden sollte, haben mir die Möglichkeit gegeben, meinen Traumberuf zu realisieren. Nichts ist für mich befriedigender gewesen, als Menschen von Tumoren oder angeborenen Fehlbildungen zu befreien. Der Sprung war klein, dann auch gesunden Menschen bei ihrer Problematik zu helfen. Noch heute ist es für mich ein überwältigendes Gefühl, wenn Patienten dankbar sind und Freudentränen fließen. Wenn die Operation geglückt ist, macht mich das auch glücklich!
jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Dr. König: Wir lernen täglich neue Menschen mit vollkommen neuen Problemstellungen kennen. Jeden Menschen individuell zu behandeln, ihm seine Persönlichkeit wiederzugeben und ihm ein neues Lebensgefühl zu verschaffen, ist mein täglichen Schaffen.
Die größten Herausforderungen sind Patienten, die mit übersteigerten Erwartungen an mich herantreten. Häufig muss ich ihnen sagen, dass selbst ich diese Wünsche nicht mit Sicherheit realisieren kann. Alle möchten gerne Garantien für einen guten Verlauf und ein bestimmtes Ergebnis haben. Doch die kann ich als seriöser und ehrlicher Arzt nicht geben. Gemeinsam können wir versuchen, das Beste für jeden herauszuholen.
jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Dr. König:
jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Dr. König: Ich versuche zu ergründen, warum sich der Patient für eine andere Behandlung entschieden hat. Sollte sie zu einem ähnlich guten Ergebnis geführt haben, belasse ich es dabei. Sollte sich eine schlechtere Heilung durch Missachtung unserer Vorgaben ergeben, muss der Patient deutlich darauf aufmerksam gemacht werden, dass er das in erheblichem Maße mitverschuldet hat. Wir werden dann gemeinsam einen Weg finden, eine gute Heilung zu erreichen. Als Mediziner ist man gerade in Grenzsituationen gefragt, Ruhe zu bewahren und Patienten wieder auf den richtigen Weg zu bringen.
jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Dr. König: Ich würde gesundheitsbewusstes Handeln belohnen. Ein gesundes Gewicht, kein Nikotin und regelmäßige Voruntersuchungen werden viele Volkserkrankungen wie Übergewicht, Diabetes, Herzerkrankungen und ganz bestimmte Krebserkrankungen sicher deutlich verringern. Dafür muss es einen Ansporn geben.
jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Dr. König: In der Psychologie und der Personalführung. In meiner mehr als 26-jährigen Karriere habe ich viele Kollegen kennengelernt, die einfach nicht auf ihr Büro vorbereitet waren und sich selbst später auch nicht aufgearbeitet haben. Viele sind verhärtet und emotionslos geworden. Das hat Auswirkungen auf die Führung von Kollegen, meist in einem nicht so guten Sinne. Bei der hohen Arbeitsbelastung - gerade in Krankenhäusern und Kliniken - wäre eine psychologische Begleitung meines Erachtens ein Muss. Ich denke, dass Krankenstände und viele Streitigkeiten innerhalb des Personals durch Gelassenheit und Respekt vermieden werden könnten.
jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Dr. König: Jedes Jahr bilden wir uns international weiter, um Strömungen wie neue Operationsverfahren, neue Implantate oder Techniken in unseren Alltag zu integrieren. Minimalinvasive und schonende Verfahren sind sowohl bei der Brust als auch bei der Gesichtschirurgie ein langjähriger Schwerpunkt. Hightech im Operationssaal ist für uns seit 25 Jahren Standard.
jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Dr. König: In meiner Klinikzeit habe ich ein Neugeborenes mit einer angeborenen Fehlbildungen im Gesicht operiert. Nach 22 Jahren saß dieser Mann dann in meiner Praxis in einer ganz anderen Stadt. Er hatte mich über das Internet gefunden, nachdem er sich wohl dafür interessiert hatte, wer ihn als kleiner Junge operiert hat. Er bedankte sich. Vor mir saß ein erwachsener hübscher junger Mann, dem man nicht mehr ansah, mit welcher Fehlbildung er damals zur Welt gekommen war. Ein sehr emotionaler Moment für mich, der mich sehr gerührt hat.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Dr. König: Bleiben Sie gesund und achten Sie auf Ihre Ernährung. Lassen Sie das Rauchen sein und sagen Sie „Nein“ zu Stress und Aggressionen. Lieben Sie die Sonne, aber schützen Sie sich mit einem hohen Lichtschutzfaktor. Genießen Sie Ihr Leben. Wenn Sie wünschen, beginnen Sie lieber früh mit kleinen feinen Korrekturen der sichtbaren Alterung, bevor Sie 20 Jahre auf eine große Operation hinarbeiten. Bleiben Sie immer Sie selber!
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