Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. Dirk Kujat interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Zahnarzt.
jameda: Herr Dr. Kujat, was hat sie motiviert, Zahnarzt zu werden?
Dr. Kujat: Schon in der Jugend interessierte ich mich für den medizinischen Bereich. Durch Praktika im Zahnlabor und die Tätigkeit im Krankenhaus bestätigte sich dieser Wunsch. Da auch ein großes Interesse für künstlerische und handwerkliche Dinge vorhanden war, erfolgte ein leichtes Abdriften. So wurde es die Zahnmedizin.
jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Dr. Kujat: Freude: Die tägliche Arbeit im Team mit unseren kleinen und großen Patienten – um Sie zum Lachen zu bringen.
Herausforderung: Die Kieferorthopädie benötigt bis zum guten Ergebnis zum Teil Jahre. Kleine ästhetische Korrekturen gehen sehr schnell. Aber das Zusammenspiel im Zusammenbeißen und Kiefergelenk, also der Funktion, erfordert eine entsprechende Diagnostik und Dauer der Therapie. Es ist häufig die große Herausforderung in unserer Fachrichtung dem Patienten diesen Zusammenhang zu vermitteln.
jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Dr. Kujat: Viele Patienten sehen hinter der Kieferorthopädie nur gerade Zähne und denken, es werden nur Kinder behandelt. Ein Vorurteil, das manchmal noch auftaucht lautet, das Alter sei ein Hinderungsgrund. Aber durch einen falschen Biss können vielfältige Probleme von Schäden an den Zähnen und Kiefergelenken bis zu unklaren Schmerzen entstehen (CMD-Therapie). Hier liegt ein Schwerpunkt unserer Therapie bei erwachsenen Patienten in Zusammenarbeit mit z. B. HNO und Zahnarzt. Für schöne Zähne mit passender Funktion ist man nie zu alt.
jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Dr. Kujat: Es heißt ja immer Medizin schmeckt nicht und Kieferorthopädie dauert lange. In unserem Fachbereich gibt es Therapieoptionen, die eine schmerzärmere und gegebenenfalls auch schnellere Therapie ermöglichen. Hier versuchen wir, den Patienten mit Vor- und Nachteilen aufzuklären, um das individuelle Optimum zu finden.
jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Dr. Kujat: Unsere Planung wird mit den Patienten und bei Bedarf mit den Angehörigen besprochen. Wenn die Mitarbeit nicht klappt, wird versucht, im gemeinsamen Gespräch Lösungsmöglichkeiten zu finden. Der Patient ist meist entscheidend mitverantwortlich für den Therapieerfolg. Wir müssen im Team arbeiten, um erfolgreich zu sein. Wenn es hier Probleme gibt, kann man wie im täglichen Leben nach Kompromissen suchen. Aber es gibt auch Fälle – gerade bei mangelhafter Mundhygiene – in denen eine Behandlung nicht fortgeführt werden kann, da das Gesamtsystem „Zahn“ sonst Schaden nehmen kann.
jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Dr. Kujat: Wir neigen immer zum Klagen über unser System. Leider haben wir viel bürokratischen Aufwand. So gibt es hier sicher Punkte, die verbesserungswürdig sind. Aber es gibt kein Land, das ein vergleichbar hohes Niveau an medizinischer Versorgung für jeden bietet. Manchmal wäre es schön, wenn Eigenverantwortung stärker belohnt werden würde. In der Kieferorthopädie wird es über den Eigenanteil ja zum Teil versucht.
jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Dr. Kujat: Durch meine Tätigkeit, auch im Bereich der Ausbildung in Deutschland und im Ausland, lerne ich viele wissbegierige Kollegen kennen. In unserem Beruf braucht man Empathie und vergrößert ständig sein spezifisches Wissen. Durch Entwicklung neuer Techniken und Therapien, z. B. Digitale Techniken oder minimalinvasive Therapien, wird der interdisziplinäre Austausch immer wichtiger. Dieses Streben, es im Team besser zu machen, ist ein wichtiger Teil, der intensiviert werden sollte.
jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapien oder Geräte, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Dr. Kujat: Wir versuchen, neue Methoden und Techniken frühzeitig zu beobachten und – wenn es sinnvoll für die Behandlung ist – in das Repertoire zu integrieren. Die interessanteste Entwicklung ist für uns die digitale Abformung mit dem Workflow dahinter bis zur komplett individuellen Zahnspange. Der Patient kann so schon vorher sein Ergebnis sehen. Das hilft bei der Motivation. Aber der Behandler muss den Therapieweg bestimmen. Er ist in der Lage auf Fehlentwicklungen zu reagieren und gegenzusteuern. Das wird heute bei allen digitalen Planungsmöglichkeiten manchmal vergessen. Hinter dem Zahn steht ein Mensch.
jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Dr. Kujat: Es gibt Patienten, die sehr umfangreiche Eingriffe z. B. mit der Zahnspange und einer Operation von beiden Kiefern erfahren. Die Behandlungen führen dazu, dass sie am Ende, wenn sie in den Spiegel schauen, fast eine andere Person sind. Aber häufig steht vor Beginn der Therapie ein langer Leidensweg und der Patient war mit seinem Erscheinungsbild unzufrieden. Am Ende dann in glückliche Augen zu sehen und ein Lächeln zu erhalten ist unser Lohn.
Eine Patientin kam nach einiger Zeit mit Nachwuchs und einem Kuchen für‘s Team in die Praxis, um sich noch einmal für ihr Lächeln zu bedanken.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Dr. Kujat: Erkennen Sie, dass nur Sie für sich verantwortlich sind. Suchen Sie sich bei Bedarf frühzeitig Unterstützung. Das heißt im Bereich der Zähne: Prophylaxe, damit Sie gesund bleiben und im Bereich der Kieferorthopädie: Haltespangen, sogenannte Retentionsspangen, sonst kann es im Laufe des Lebens wieder zu Verschiebungen der Zähen kommen.
Dr. Kujat ist Fachzahnarzt für Kieferorthopädie und MSC für Kieferorthopädie. Z. Z. Masterstudiengang für linguale Kieferorthopädie. Mitglied zahlreicher nationaler und internationaler Vereinigungen sowie nationaler und internationaler Referent zu Themen der modernen Kieferorthopädie (unsichtbare Therapie, Lingualtechnik, CMD Therapie).
Die Praxis mein-smile besteht aus zwei Bereichen:
Kieferorthopädie – hier betreuen ein eingespieltes Team aus Ärzten und zahnmedizinischen Fachangestellten unterstützt von Zahntechnikern die Patienten. Der Schwerpunkt liegt auf ästhetischer und auf Wunsch unsichtbarer Therapie. Aber immer häufiger kommen durch die interdisziplinäre Ausrichtung auch Patienten mit Schlaf-Schnarch-Problemen in die Praxis.
Physiotherapie: mit allen Bereichen der Physiotherpie
Unser gemeinsames Motto: Lachen bewegt
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