Artikel 17/06/2017

Hashimoto-Enzephalopathie: Warum die Diagnose selbst Mediziner vor Herausforderungen stellt

Team jameda
Team jameda
hashimoto-enzephalopathie

Seltene Erkrankungen mit individuell sehr unterschiedlich ausgeprägten Symptomen bereiten auch Ärzten Kopfzerbrechen. Lesen Sie in diesem jameda Gesundheitstipp, wie sich die Diagnose einer Hashimoto-Enzephalopathie herauskristallisiert.

Sehr seltene entzündliche Gehirnerkrankung

Die Hashimoto-Enzephalopathie (HE) ist eine entzündliche Gehirnerkrankung, die in Zusammenhang mit der Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis auftreten kann. Die Gehirnerkrankung ist sehr selten, doch Frauen sind dabei fünfmal häufiger betroffen als Männer.

Ursachen und Entwicklung der HE sind noch nicht vollständig erforscht. In der internationalen Klassifikation von Krankheiten ICD10 wird die HE nicht namentlich aufgeführt, sondern unter G04.8 Sonstige Enzephalitis eingeordnet.

Welche Symptome treten auf?

Die in Schüben auftretende Gehirnerkrankung äußert sich mit folgenden Symptomen:

  • schlaganfallähnliche Ereignisse
  • epileptische Anfälle
  • Halluzinationen
  • Verwirrtheit
  • Psychosen
  • Depressionen
  • Bewegungsstörungen
  • kognitive Einschränkungen

Die Erkrankung ist nicht heilbar, die Symptome jedoch sind mit Kortison und immunsuprimierenden Mitteln gut kontrollierbar. Gemäß der aktuellen Leitlinien ist die Prognose im Allegemeinen günstig.

Hashimoto-Enzephalopathie per Ausschlussdiagnose

Da es für die Hashimoto-Enzephalopathie noch keine einheitlichen Befunde gibt, nach denen man eine Diagnose stellen könnte, wird die Erkrankung per Ausschlussverfahren bestimmt. Dazu werden Symptome und Krankengeschichte aufgenommen.

Eine vorliegende Hashimoto-Thyreoiditis erleichtert die Diagnosestellung, die Schilddrüsenerkrankung muss aber nicht unbedingt gleichzeitig auftreten. Wie bei der Hashimoto-Thyreoiditis sind bei der HE erhöhte Spiegel von Autoantikörpern gegen das Speicherprotein Thyreoglobulin (Tg-Antikörper) und gegen die Schilddrüsen-Peroxidase (TPO-Antikörper) zu finden. Da diese Werte jedoch auch bei anderen Autoimmunerkrankungen und auch bei gesunden Menschen erhöht sein können, sind sie als alleiniges Diagnosemittel unzureichend.

In einem Elektroenzephalogramm (EEG) und einem Magnetresonanztomogramm (MRT) zeigen sich Veränderungen, eine zellreiche Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit weist auf die entzündlichen Prozesse im Gehirn hin. Vom Krankheitsbild der HE sind Gehirnleiden wie z. B. Demenz, Epilepsie, virusbedingte Entzündungen und Gefäßerkrankungen des Gehirns klar abzugrenzen. Die Diagnose einer HE wird bestätigt, wenn sich die Symptome durch Zugabe von Kortison deutlich gebessert haben.

Behandlung der Gehirnerkrankung

Zur Behandlung einer HE werden stark entzündungshemmende Kortisonabkömmlinge wie z.B. Methylprednisolon eingesetzt. Die Dosierung richtet sich dabei nach der Schwere der Enzephalopathie. Das Medikament wird über zwei bis drei Wochen gegeben und dann über sechs bis zehn Monate langsam ausgeschlichen.

Bei wiederkehrenden Schüben kann Methylprednisolon zusammen mit immunsuprimierenden Mitteln wie Azathioprin oder Methotrexat verabreicht werden. Vereinzelt sind auch Therapien mit Immunglobulinen und Plasmaersatz beschrieben.

Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.

Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.


www.jameda.de © 2023 - Wunscharzt finden und Termin online buchen.

Diese Webseite verwendet Cookies.
Surfen Sie weiter, wenn Sie unserer Cookie-Richtlinie zustimmen.