Team jameda
Sehr oft höre ich von Patienten in der Sprechstunde den Satz: ‘Herr Doktor, ich habe_
einen Hallux!’. Meine Antwort darauf versetzt sie erstmal in Erstaunen, denn sie lautet: 'Wäre schlimm, wenn Sie keinen hätten…’. Das Missverständnis ist schnell behoben, denn sie erfahren dann, dass Hallux einfach nur Großzehe auf Latein bedeutet. Was die Patienten in Wirklichkeit plagt ist der so genannte Hallux va_______lgus…__
Klinisches Bild
Der Hallux valgus ist eine oft sehr schmerzhafte Verdickung auf der Innenseite des Fusses. Dabei steht der Großzeh nicht gerade, sondern weicht hin zu den Kleinzehen ab und es kommt oft in Konflikt mit der zweiten Zehe. Nicht selten deformiert sich dann diese zu einer Hammerzehe. Am Fußinnenrand und direkt vor dem Großzehengelenk ist ein mehr oder weniger ausgeprägter Ballen zu beobachten. An dieser Stelle bildet sich oft ein Schleimbeutel als Folge des erhöhten Drucks durch die Schuhe. Auch Druckschmerz und Hornhaut an der Fußsohle können ihren Ursprung in einem Hallux valgus haben.
Ursachen
Der Hallux valgus wird häufig als Zivilisationskrankheit bezeichnet. Das ist auch in gewisser Hinsicht richtig, denn Studien haben einen direkten Zusammenhang zwischen Schuhwerk und Großzehenballen deutlich gemacht. Schuhe sind aber nicht die einzige und bei weitem nicht die wichtigste Ursache. Es gibt z.B. Frauen, die ein Leben lang spitze Schuhe mit hohen Absätzen tragen und trotzdem keinen Hallux valgus kriegen… Wie so oft, ist auch hier die Vererbung (d.h. die Gene) größtenteils verantwortlich. Es gibt also Menschen, die eine Veranlagung dafür haben. Weiterhin, spielt das Geschlecht eine große Rolle. Bei Frauen tritt die Deformität etwa zehn Mal häufiger auf, als bei Männern! Zuletzt sei erwähnt, dass der Hallux valgus gehäuft bei Krankheiten des Bindegewebes, sowie bei bestimmten Syndromen zu beobachten ist.
Was kann man dagegen tun?
Die Erfahrung hat gezeigt, dass konservative Maßnahmen, wie z.B. Einlagen, spezielle Schienen oder Fußgymnastik, den Hallux valgus leider nicht beheben können… Um die deformierte Großzehe wieder gerade zu bekommen, muss operiert werden. Dabei werden verschiedene Korrekturen an dem Mittelfuß- und Großzehenknochen vorgenommen, welche immer mit Eingriffen an den Weichteilen kombiniert werden sollten. Moderne Verfahren mit dem Einsatz von resorbierbaren (d.h. sich selbst auflösenden) Schrauben, sowie der Anwendung der Regionalanästhesie zur postoperativen Schmerztherapie, machen eine weitgehend rasche und schmerzfreie Mobilisierung des operierten Patienten möglich. Spezielles Schuhwerk erlaubt die sofortige Vollbelastung des operierten Fußes…
Was sind „Zuckerschrauben“?
Resorbierbare Schrauben lösen sich mit der Zeit von selbst im Körper auf. Der große Vorteil: eine zweite Operation zur Entfernung von evtl. störenden Metallschrauben entfällt! Diese Schrauben sind ein Polymer von Lactid- und Glykolsäure (also Milch- und Zuckersäure). Deswegen werden sie auch als „Zuckerschrauben“bezeichnet. Unsere Nachuntersuchungen zeigten, dass die resorbierbaren Schrauben, hinsichtlich Stabilität und allergischen Reaktionen, keine Nachteile gegenüber den herkömmlichen Metallschrauben haben. Die Operation sollte auf jeden Fall von einem erfahrenen Fußchirurgen durchgeführt werden…
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