Team jameda
Manche Frauen bleiben Ihr Leben lang von der unangenehmen Erfahrung einer Blasenentzündung verschont. Die Glücklichen! Andere Frauen haben den häufigen Harndrang, das Brennen beim Wasserlassen und die Schmerzen in der Blase nur ein- bis zweimal in ihrem Leben, nehmen ein Antibiotikum und haben für die nächsten Jahre Ruhe. Und manche werden immer wieder von den quälenden Beschwerden heimgesucht und leiden nicht nur selber, oft wird auch eine Partnerschaft in Mitleidenschaft gezogen. Unterleibkrämpfe sind unangenehm, Sex dann schmerzhaft und da die Symptome häufig nach dem Geschlechtsverkehr beginnen, vermeiden betroffene Frauen bewusst oder unbewusst das Liebesspiel. Gelegentlich sind es auch die Männer, die Angst haben, ihrer Freundin wieder und wieder Schmerzen zu verursachen und seltener „wollen’, als sie eigentlich möchten. Beides führt zu einer verkrampften Sexualität, behindert die spontane Erotik in der Beziehung und hat schon zu Trennungen geführt. Daher sollten bei häufigeren Blasenentzündungen rechtzeitig alle Faktoren abgeklopft werden, die eine Infektion fördern können.
Allgemeine Basics: Hege & Pflege der Blase
’Kopf kühl und Füße warm, hält Arzt und Apotheker arm!’ so riet der Dichter Eugen Roth schon vor vielen Jahren: Füße warm halten, im Winter gerne Stiefel eine Nummer zu groß tragen, in die richtig dicke Socken hineinpassen; im Sommer nicht auf kalten Steinen sitzen und am Strand den nassen Badeanzug wechseln, all das hat jede Frau wohl schon als kleines Mädchen gehört. Viel Trinken, damit die Blase gut durchspült wird, sollte ebenfalls selbstverständlich sein. Möglichst nach jedem Sex Wasser lassen, um Keime, die in den Harnröhreneingang hineingerieben wurden, wieder heraus zu spülen.
Auch die Basics der Hygiene sollten bekannt sein: sich beim Toilettengang immer von vorne nach hinten abwischen, um Darmkeime nicht nach vorne in Richtung Harnröhre zu verschmieren. Den Genitalbereich regelmäßig mit reichlich warmem Wasser waschen, aber auch nicht mehr. Übertriebene Hygiene, zu reichlicher Gebrauch von Duschgel und Waschlotionen kann die Haut der Vulva austrocknen und zu kleinen Einrissen führen, in denen sich Bakterien sammeln. Zu häufige Verwendung von Seifen und anderen Waschmitteln führt selbst bei angepasstem pH-Wert dazu, dass die guten Milchsäureschutzbakterien vom Scheideneingang weg gewaschen werden. Bei sehr trockener Haut im Genitalbereich ist nach jedem Duschen oder Baden Fettpflege Pflicht: ein kleiner Klecks Haselnuss-Öl oder Jojobawachs reicht meistens aus, um die Venuslippen unempfindlicher zu machen, es gibt aber auch spezielle Fettpflege-Cremes für den Genitalbereich in der Apotheke. Rasierschäume enthalten viele keimhemmende Substanzen, da sie laut Kosmetikverordnung nach Anbruch 6 Monate haltbar sein müssen, und keine Bakterien in der Tube oder Dose wachsen dürfen. Sugaring oder Waxing sind schonender für die normale Standort-Flora.
Spezielle Basics: Der Schutzflora Gutes tun & Verhütung überdenken
Die Milchsäurebakterien (Döderlein´sche Lactobazillen) in der Vagina haben verschiedene Aufgaben. Zum einen produzieren sie Milchsäure, ein hoher pH-Wert hindert viele Darmbakterien daran, sich in der Vagina auszubreiten. Bakterien haben meistens ein sogenanntes pH-Optimum, in dem sie sich wohl fühlen. Escherischia coli, der häufigste „böse Bube’, der zwar ein normaler Bewohner des menschlichen Darms ist, in der Blase aber sehr unangenehm auffallen kann, braucht alkalisches Milieu, um sich zu vermehren. Da Sperma alkalisch ist und den Vaginal-pH-Wert über Stunden verändert, hilft es manchen Frauen nach dem Verkehr eine spezielle Vitamin-C-Tablette, die eigentlich zur pH-Verbesserung bei Frühgeburtsneigung gemacht ist, einzuführen. Auch andere ansäuernde Präparate z. B. mit Milchsäure können die eigenen Döderlein-Bakterien unterstützen, schnell wieder einen guten, sauren pH-Wert herzustellen, der die Ausbreitung von Darmkeimen hemmt. Die Lactobazillen können aber teilweise noch mehr. Einige Stämme bilden neben der Milchsäure noch Bakterizine, das sind Substanzen, die andere Bakterien abtöten. Fehlen die „Fleißigen’ Döderlein, ist eine höhere Infektanfälligkeit da.
Was brauchen Milchsäurebakterien um sich wohlzufühlen? Unter andrem Östrogen in ausreichender Menge. Kleine Mädchen vor der Pubertät und Frauen nach den Wechseljahren haben kaum Lactobazillen in der Vagina, die Flora ist ohne Östrogeneinfluß natürlicherweise ganz anders zusammengesetzt. Im Moment ist in der Frauenheilkunde ein Trend da, immer niedriger dosierte Anti-Baby-Pillen zu verordnen. Grundsätzlich ist das sehr zu begrüßen. Eine geringere Hormondosis belastet die Leber weniger und trägt ein geringeres Thromboserisiko mit sich. Aber unter sehr niedriger Östrogenzufuhr können sich die Milchsäurebakterien nicht optimal vermehren. Frauen sind nicht alle gleich und haben unterschiedliche Bedürfnisse, auch in der Hormonmenge, die für ihr Wohlbefinden sorgt. Eine große kräftige Frau mit 1,83 cm Modelmaß hat ein größeres Verteilungsvolumen des Körpers, als die kleine Elfe mit 1,55 cm, selbst wenn beide schlank sind. Manchmal reicht der Wechsel von einer Pille mit 20µg Ethiylestradiol (dem Östrogen) zu einer mit 30µg aus, um seltener Opfer der Blasenentzündung zu werden. Gelegentlich muss auch der Gestagenanteil der Pille überdacht werden. Manche Frauen werden ihre Neigung zu Harnwegsinfekten los, wenn sie auf Verhütung ohne Hormone umsteigen. Frauen, die mit einem Diaphragma oder Femcap verhüten, sollten von spermiziden Gelen mit Nonoxinol-9, das nicht nur Spermien, sondern auch Milchsäurebakterien abtötet, auf spermiostatische Gele mit Milchsäure oder Zitronensäure wechseln. Auf jeden Fall ist es sinnvoll, bei häufigen Harnwegsinfekten die Verhütung zu überdenken.
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