Artikel 07/06/2016

Beschwerden beim Stuhlgang - sind es Hämorrhoiden? Teil 2

Dr. med. Lela Ahlemann Hautarzt (Dermatologe), Phlebologe, Proktologe
Dr. med. Lela Ahlemann
Hautarzt (Dermatologe), Phlebologe, Proktologe
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Häufig stellen sich Patienten mit Schmerzen im Enddarmbereich vor. Und oft hegen sie die Vermutung, dass es ihre Hämorrhoiden sind, welche diese verursachen. Hämorrhoiden als primäre Ursache für Missempfindungen beim Stuhlgang sind jedoch ungewöhnlich! Häufiger sind es die sekundären Folgen eines unerkannten Hämorrhoidalleidens, die die größten Beschwerden verursachen: Risse in der Afterschleimhaut (Analfissur), Gerinnsel (Analvenenthrombosen) oder entzündliche Gangsysteme (Fisteln). Da diese Erkrankungen häufig durch vergrößerte Hämorrhoiden mitbedingt werden, spricht man vom ‘hämorrhoidalen Symptomenkomplex’.

In diesem Teil geht es um die Analfissur.

Grundsätzliches

Liebe Patienten/ Patientinnen, bitte beachten Sie, dass der Artikel Informationen zu den häufigen Erkrankungen des Enddarmbereiches geben soll. Dieser Artikel hilft Ihnen, Beschwerden zu verstehen und grob einzuordnen. Er ersetzt jedoch keinen Besuch beim Facharzt!
Da die Erkrankungen des Afters oft Symptome produzieren, die sich ähneln, kann ein Laie in der Regel eine gutartige von einer bösartigen Erkrankung nicht ohne Untersuchung durch einen Facharzt unterscheiden.

Was genau versteht man unter einer Analfissur?

Es handelt sich um einen länglichen Riss in der Schleimhaut des Analkanals. Dieser ist mit der Fingerkuppe nach wenigen Zentimetern tastbar und mehr oder weniger schmerzhaft: während manche Patienten aufgrund starker Schmerzen kaum eine Tastuntersuchung ertragen können, gibt es andere, die eher ein leichtes ‘Pieksen’, Brennen oder Jucken wahrnehmen. Die Reaktionen des Körpers auf diese Erkrankung sind somit sehr unterschiedlich.

Symptome

Häufigstes Symptom der Analfissur - neben den angesprochenen Schmerzen - ist die Blutung beim Stuhlgang, die im WC oder aber beim Abwischen auf dem Toiletten-Papier sichtbar wird. Ein weiteres Symptom ist der Juckreiz im Analbereich.

Eine Fissur kann von alleine abheilen, wenn die Bedingungen dazu optimal sind. Leider gelingt dies nicht immer, da aufgrund der Schmerzen oder Missempfindungen und aufgrund von vergrößerten Hämorrhoiden ein Teufelskreis entsteht: die Fissur schmerzt, der darunter liegende Anteil des Schließmuskels verkrampft aufgrund der Schmerzen, hierdurch werden Blutgefäße eingeengt und die Durchblutung reduziert. Dies hindert die frische Fissur an der Abheilung.

Hinzu kommen meist vergrößerte Hämorrhoiden, die aufgrund ihrer Schwellung (siehe Teil 1 meines Artikels) ihre Abdichtungsfunktion nicht richtig wahrnehmen. Fäkulenter Schleim läuft über die Wunde und hindert die Fissur am Abheilen. Wenn der/die Betroffene dann auch noch den Stuhlgang weich und dünn hält, damit er den After verlässt, ohne diesen zu dehnen (weil es Schmerzen verursacht), dann sind die Voraussetzungen für eine chronische, d.h. nicht-abheilende Fissur gegeben.

Behandlungsmöglichkeiten der Analfissur

Was hilft nun? Zunächst sollte der Schmerz behandelt werden, denn der verursacht den Muskelkrampf. Dazu helfen spezielle Cremes und Gele für den Analbereich.

Zusätzlich sollten die Durchblutung der eingerissenen Schleimhaut angeregt und der Schließmuskeldruck lokal gesenkt werden, damit die Fissur abheilen kann. Hier können spezielle Wirkstoffe helfen. Der Proktologe kann Ihnen eine Heilsalbe, die diese Wirkstoffe enthält, verschreiben.

Falls vergrößerte Hämorrhoiden vorhanden sind, sollten diese durch den Proktologen behandelt werden, z.B. durch Verödung (Sklerosierung) oder Gummiring-Abbindung. Wenn Hämorrhoiden nicht behandelt werden, bleibt das Durchsickern von geringen Mengen an Darmschleim bestehen und die Fissur wird an der Abheilung gehindert bzw., der Boden für eine erneute Fissur wird geebnet.

Der Patient/die Patientin sollte eine konsequente Analhygiene, z.B. mit Sitzbädern, durchführen, um entzündliches Sekret zu beseitigen. Der Stuhlgang darf nicht dünn und weich gehalten werden. Ein zu breiiger Stuhl setzt sich in der Fissur fest und verstärkt die Entzündung. Außerdem fördert ein zu weicher - ebenso wie ein zu harter - Stuhl das Fortschreiten von einem möglicherweise zugrundeliegenden Hämorrhoidalleiden.

Botox-Injektionen gegen die Analfissur

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit ist die Injektion von Botulinumtoxin in den Schließmuskel.
Dieses Präparat ist aus den Medien vor allem hinsichtlich seiner Wirksamkeit bei der Faltenbehandlung bekannt.

Leider bleibt oft unerwähnt, dass es auch in der Behandlung von Leiden, die mit erhöhtem Muskeldruck einhergehen, eine wertvolle Therapieoption ist. Es vermag den Schließmuskeldruck für einige Wochen effektiv zu senken. In dieser Zeit kann eine Analfissur abheilen. Studien haben gezeigt, dass es eine effektive Methode sein kann, die Kosten werden von den gesetzlichen Krankenversicherungen jedoch nicht übernommen.

Falls all diese Maßnahmen nicht ausreichen, um den Riss zu beseitigen, können in Absprache mit dem Arzt zunächst verschiedene alternative Therapieverfahren ausprobiert werden. Ihr Arzt hat die größte Erfahrung, was solche Therapien betrifft und sollte daher der erste Ansprechpartner sein, bevor Sie hierfür Zeit und Geld investieren.

Die Analfissur-Operation

Falls trotz aller Bemühungen die Fissur nicht abheilt, bleibt als letzte Möglichkeit die Operation, bei der die Fissur herausgeschnitten wird, um ein frisches neues Wundbett für die Abheilung zu schaffen. Grundsätzlich gilt hier, dass die gleichen Gründe, die die ursprüngliche Fissur an der Abheilung gehindert haben (Feinkontinenzstörung durch vergrößerte Hämorrhoiden, breiiger oder zu harter Stuhl, etc.) auch die OP-Wunde an der Abheilung hindern können. Daher sollten die oben genannten Maßnahmen auch in diesem Fall berücksichtigt werden.

In meinem nächsten Artikel möchte ich mich mit der Therapie des Hämorrhoidalleidens befassen.

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