Artikel 19/02/2022

Sanfte Haarwunschbehandlungen mit den FU-Methoden

Dr. med. Christian Schmitz Plastischer & Ästhetischer Chirurg, Handchirurg
Dr. med. Christian Schmitz
Plastischer & Ästhetischer Chirurg, Handchirurg
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Die Haare sind ein wichtiges Persönlichkeitsmerkmal. Haarausfall, Probleme mit dem Haarwuchs oder angegriffenes Haar belasten die Betroffenen oft stark. Glücklicherweise verfügt die moderne Medizin über verschiedene Methoden, Haarausfall aufzuhalten oder das Haar dauerhaft zu kräftigen. Männer und Frauen mit bereits fortgeschrittenem Haarausfall profitieren von immer weiter verbesserten Verfahren der Eigenhaartransplantation.

Am Anfang sollte eine gründliche Untersuchung stehen

Haarausfall kann diverse Ursachen haben:

  • Androgenetischer Haarausfall: Diese auch als erblich bedingter Haarausfall bekannte Variante kommt am weitaus häufigsten vor. Er geht zurück auf eine Überempfindlichkeit der Haarwurzeln im vorderen und oberen Kopfbereich gegen das männliche Hormon Testosteron. Auch Frauen können davon betroffen sein.
  • Krankheitsbedingter Haarausfall: Dazu zählt zum Beispiel der sogenannte kreisrunde Haarausfall (Alopecia areata), der sich in einzelnen haarlosen Flecken auf der Kopfhaut äußert. Verschiedene andere Erkrankungen können diffusen, teilweisen oder vollständigen Haarausfall zur Folge haben.
  • Temporärer Haarausfall: Dabei handelt es sich um eine vorübergehende Erscheinung. Er beginnt häufig mit sprödem, dünnem oder kraftlos wirkendem Haar. Hintergrund sind häufig Nährstoffmangel, falsche Ernährung, Einnahme bestimmter Medikamente, Stress oder andere psychische Probleme.

Verschiedene Formen des Haarausfalls können auch zusammen auftreten. Wenn Sie unter Haarausfall leiden, sollten Sie sich von einem Spezialisten untersuchen lassen. Dermatologen und Haarwunsch-Mediziner verfügen gewöhnlich über die beste Expertise auf dem Gebiet. Ein Allgemeinmediziner kann gegebenenfalls abklären, ob eine bestimmte Ursache dahintersteckt.

Häufigster Behandlungsanlass ist erblich bedingter Haarausfall

Unter androgenetischem, beziehungsweise erblich bedingtem, Haarausfall leiden schätzungsweise 80 % der Männer und bis zu 50 % der Frauen. Gewöhnlich bleibt eine Haarkranz-Zone über den Ohren und am unteren Hinterkopf von solchem Haarausfall unberührt. Die Erscheinungsform ist bei den Geschlechtern unterschiedlich:

  • Bei Männern geht es häufig zu Beginn des Erwachsenenalters mit Geheimratsecken und einer zurückweichenden Haarlinie los. Nach Bildung einer „Tonsur“ am hinteren Oberkopf können die Haarausfall-Zonen immer weiter zusammenfließen. Meist ist der Höhepunkt des Haarausfalls im vierten Lebensjahrzehnt erreicht.
  • Frauen sind meist in Lebensphasen mit Hormonumstellungen wie nach Schwangerschaften und in der Menopause (Wechseljahre) betroffen. Bei ihnen gehen die Haare vorrangig in der Scheitelzone und diffus in größeren Kopfbereichen aus.

Arzneimittel werden oft als Erstes probiert

Androgenetischen Haarausfall muss heutzutage niemand mehr einfach hinnehmen. Viele Betroffene wenden zunächst Tinkturen zum Einreiben der Kopfhaut oder Mittel zur oralen Einnahme wie Minoxidil oder Finasterid an. In der Regel haben sie durchaus einen Effekt gegen Haarausfall.

Sie können allerdings erhebliche Nebenwirkungen mit sich bringen. Die Einnahme sollte daher möglichst unter ärztlicher Aufsicht stattfinden. Viele Patientinnen und Patienten stören sich auch an dem großen Behandlungsaufwand. Schließlich müssen die Mittel täglich eingenommen oder angewendet werden, mitunter sogar mehrmals am Tag. Viele Betroffene suchen daher nach praktikableren Alternativen.

Die Haarwunschmedizin bietet verschiedene Möglichkeiten

Abgesehen von den erwähnten Mitteln aus der Apotheke stehen spezialisierten Ärztinnen und Ärzten heute zum Beispiel nicht- oder minimalinvasive Injektionsbehandlungen oder operative Methoden zur Verfügung:

  • Haarwurzelbehandlung mit plättchenreichem Blutplasma
  • Kopfhaut-Pigmentierung (Scalp Micropigmentation)
  • Eigenhaartransplantation mit der Streifen- oder Einzelhaar-Methode

Abhängig vom Ausmaß des Haarausfalls können alle diese Behandlungsansätze ihren Effekt haben. Jede Behandlung sollte ganz individuell auf das Haarproblem der Patientin oder des Patienten abgestimmt sein.

Behandlung mit plättchenreichem Plasma (PRP)

Diese Methode wird auch in der Zahnmedizin, in der chirurgischen Orthopädie und in der Sportmedizin mit Erfolg angewandt. Sie nutzt den wachstumsfördernden Effekt, den konzentriertes, plättchenreiches Blutplasma (engl. „platelet-rich plasma“ = PRP) auf die Haarwurzeln haben kann. Die PRP-Haarwurzelbehandlung eignet sich bei erblich bedingtem Haarausfall und manchen stress- oder nährstoffmangelbedingten Haarproblemen.

Für die Behandlung nimmt die Ärztin oder der Arzt der zu behandelnden Person einige Milliliter Blut ab. Das Blut kommt in eine Spezialzentrifuge. Sie trennt die besonders potenten Blutbestandteile von anderen Anteilen. Über mehrere kleine Injektionen, die die Behandlerin oder der Behandler über die gesamte Kopfhaut verteilt, gelangt das Blutkonzentrat in unmittelbare Nähe der angegriffenen Haarwurzeln. Die Behandlung wird je nach Bedarf mit einigen Wochen Abstand wiederholt.

Das konzentrierte PRP ist sehr nährstoffreich. Es enthält zahlreiche Thrombozyten (Blutplättchen), Wachstumsfaktoren und andere gehaltreiche Proteine. Sie können wertvolle Stammzellen in der Kopfhaut aktivieren. Zudem fördern sie die Ausbildung neuer Blutgefäße und aktivieren Zellwachstum und -regeneration.

Kraftlos wirkendes Haar kann durch das Verfahren wieder vitalisiert werden. Auch kleinere lichte Stellen können durch dichteren Haarwuchs wieder aufgefüllt werden, weiterer Haarausfall wird vielfach aufgehalten. Seine Grenze findet das Verfahren, wenn die Haarwurzeln bereits abgestorben sind.

Die Behandlung ist ausgesprochen verträglich. Leichte Rötungen und Schwellungen an den Injektionsstellen gehen in aller Regel schnell wieder zurück. Unverträglichkeiten sind wegen der ausschließlichen Verwendung von Eigenblut ausgeschlossen.

Kopfhautpigmentierung für voller wirkendes Haar

Bei schon ausgedehnterer Kahlheit bis hin zur Glatzenbildung kann sich eine optische Haarauffüllung anbieten. Sie wird auch gern von Patientinnen und Patienten in Anspruch genommen, die sich (noch) nicht für den operativen Eingriff der Haartransplantation entscheiden möchten.

Bei diesem „Kopfhautpigmentierung“ oder auch „Scalp Micropigmentation“ genannten Verfahren werden unter ärztlicher Aufsicht kleine Farbpigmente in die Kopfhaut eingebracht. Sie gleichen der natürlichen Haarfarbe der betroffenen Person. Auf diese Weise lässt sich zum Beispiel eine Kurzhaarfrisur täuschend echt nachahmen. Oder es werden lichte Stellen so effektiv kaschiert, dass die Kopfhaut nicht mehr auffällig durchscheint und der Haarausfall kaum mehr auffällt. Die dafür erforderlichen Mikro-Tätowierungen können in verschiedener Tiefe eingebracht werden. Sie verblassen dann entweder nach einiger Zeit von selbst wieder oder bleiben länger erhalten.

Das Prinzip der Haartransplantation

Mit einer Haartransplantation kann eine darauf spezialisierte Ärztin oder ein Arzt Kahlstellen am Kopf, in der Bartzone oder an den Augenbrauen vollkommen authentisch auffüllen. Der neue Haarwuchs besteht aus eigenen Haaren, die mitsamt ihren Wurzeln aus der hinteren Kopfregion verpflanzt worden sind.

Sie bleiben erfahrungsgemäß lebenslang erhalten und sind von angestammten Haaren nicht zu unterscheiden. Sie können in aller Regel auch nicht mehr ausfallen. Das liegt daran, dass Haare aus dem seitlichen und hinteren Haarkranz gegen androgenetischen Haarausfall gewöhnlich immun sind.

Eine Haartransplantation dauert mehrere Stunden und findet ambulant statt. Die Kopfhaut in Spender- und Auffüllzone wird normalerweise rasiert und dann örtlich betäubt. Unter bestimmten Umständen kann auf die Rasur aber auch verzichtet werden. Die Patientin oder der Patient kann während der Behandlung lesen, Musik hören oder Filme anschauen.

FUE- und FUT-Verfahren

Heutzutage sind bei der Haartransplantation zwei verschiedene Grundtechniken der Haargewinnung in Verwendung:

  • Bei der sogenannten Einzelhaar-Transplantation per FUE (Follicular Unit Extraction) werden die Grafts am Hinterkopf einzeln mit einer Hohlnadel entnommen. Das kann auch automatisiert mit einem Roboter geschehen. Das FUE-Verfahren hat den Vorteil, dass die Behandlung nahezu keine Spuren hinterlässt. Nach dem Abfallen des Wundschorfs sind die entstehenden Närbchen nur aus allernächster Nähe zu erkennen. Es werden nur so viele Grafts entnommen, dass es zu keiner merklichen Ausdünnung der Haare am Hinterkopf kommt. Mit FUE können in zwei Sitzungen bis zu 3.600 Grafts gewonnen werden.
  • Das FUT-Verfahren (Follicular Unit Transplantation) ist auch als Streifentechnik bekannt. Hier schneidet die Ärztin oder der Arzt hinten einen breiteren Kopfhautstreifen aus. Die Haut wird anschließend vernäht. Aus dem Kopfhautstreifen werden ebenfalls einzelne Grafts gewonnen. Das Einpflanzen erfolgt auf die gleiche Weise. Bei FUT kommen insgesamt mehr Grafts zusammen als bei FUE, nämlich mehrere Tausend. Allerdings bleibt am Hinterkopf eine längliche Narbe zurück. Werden die Haare dort mindestens 1 cm lang getragen, ist sie nicht zu sehen. Es ist möglich, später mit FUE gewonnene Haare in das Narbengewebe einzupflanzen, um die Narbe weitgehend unsichtbar zu machen.

Das Einpflanzen der Haare

Das Einpflanzen der hinten gewonnen Haare geschieht bei FUE wie bei FUT prinzipiell auf dieselbe Weise:

  • In der Auffüllzone schafft die Ärztin oder Arzt mit dem Skalpell kleine Hautschlitze.
  • Die zuvor entnommenen Grafts, follikuläre Einheiten, die aus einem bis fünf Haaren bestehen, werden dort eingesetzt.
  • Die Kopfhaut muss sich nach der OP einige Tage erholen. Während dieser Zeit sollen die Haare nicht gewaschen und mit einer Kopfbedeckung geschützt werden.

Wegen vorübergehenden Nährstoffmangels fallen die verpflanzten Haare zunächst aus. Die Mehrzahl der Follikel und Haarwurzeln bleibt jedoch erhalten. Bei technisch einwandfrei arbeitenden, erfahrenen Ärztinnen und Ärzten ist die Einwuchsrate prinzipiell höher. Aus den sich regenerierenden Haarwurzeln wachsen nach einigen Wochen bis Monaten neue vitale Haare hervor. Sie verbleiben üblicherweise dauerhaft.

Moderne und schonende Verfahren

Die modernen Verfahren der Haartransplantation, insbesondere die minimalinvasive FUE-Variante, gelten als ausgesprochen schonend. Außer vorübergehenden Rötungen, Schwellungen und Taubheitsgefühlen ergeben sich nur äußerst selten unerwünschte Wirkungen. Bei der FUT-Variante, bei der am Hinterkopf geschnitten werden muss, kann es zu den üblichen Komplikationen einer chirurgischen Operation kommen.

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