Team jameda
Für Haarausfall gibt es viele Gründe: entweder ganz natürliche genetische Ursachen oder aber auch eine Haarerkrankung. Gibt es Haarwuchsmittel, die wirklich helfen?
Bei fünf Prozent liegt dem Haarausfall eine Erkrankung der Kopfhaut zu Grunde: Die Haarwurzeln entzünden sich und können vernarben. Bei 95 % fallen sie wegen einer Störung im Haarwachstumszyklus aus.
Jedes Haar durchläuft einen Zyklus, der aus einer Wachstums- und einer Ruhephase besteht. Es fällt aus, bevor eine neue Wachstumsphase einsetzt. Die Haare gehen diesen Zyklus nacheinander durch, damit ständig Haare auf dem Kopf sind und nicht alle Haare gleichzeitig in der Ruhephase.
Die häufigste Störung sowohl bei Männern als auch bei Frauen ist die verkürzte Haarwachstumsphase. Diese Störung ist hormonell-genetisch bedingt.
Der anlagebedingte Haarausfall kann bei Männern bereits in der Pubertät einsetzen. Er erreicht entsprechend des männlichen Hormonspiegels ab dem 25. Lebensjahr einen Höhepunkt.
Die Geschwindigkeit des fortschreitenden Haarverlustes ist individuell und kann zur Glatze führen. Bei Frauen beginnt der Haarausfall durchschnittlich zehn Jahre später. Die Haare dünnen im Scheitelbereich allmählich aus. Eine Glatze ist aber nicht zu befürchten.
Die Veranlagung ist vererbt. Bei Betroffenen werden die Haare in den Geheimratsecken und in der Vertexregion (am oberen Hinterkopf) feiner und wachsen nicht mehr so lange. In der Folge bilden sich mehr kürzerer Haare anstelle der langen und kräftigen. Dieser Vorgang kann man bei einer Trichoskopie messen, einer speziellen Haarwurzelanalyse.
Jeder hat unzählige Haarfollikel, quasi kleine Organe in der Kopfhaut, die das Haar bilden. Sie sitzen tief in der Haut. Hier befindet sich auch die Haarzwiebel, die man im Volksmund auch als Haarwurzel bezeichnet. Die Haarfollikel können selbst Hormone durch ihre eigenen Enzyme produzieren. Betroffene sind mit verschiedenen Enzymen und Rezeptoren anders ausgestattet, wodurch sich die Hormone anders auswirken. Testosteron wird vermehrt in das stärkere Dihydrotestosteron umgewandelt.
Dieses schädliche Hormon sendet ein Signal an den Haarfollikel und sagt: „Wir wollen keine Haare mehr“. Das Haar wird im Wachstum gehemmt. Damit verkümmern die Haare, Haarwachstumsphasen werden immer kürzer und am Ende ist nur noch Flaumhaar sichtbar.
Das Haar wird so dünn, dass man es kaum noch sieht. Die Haarfollikel bilden auch keinen Farbstoff mehr aus. Die Kopfhaut wird nicht mehr abgedeckt, was ansonsten einen Schutz gibt und zu fülligem Haar führt.
Beim anlagebedingten Haarausfall versuchen wir, die Umwandlung vom kräftigen Haarfollikel und das Verkümmern der Haare zu verhindern. Mit den verfügbaren Methoden kann man Flaumhaar nur schwer wieder aufwecken. Man sollte daher früh mit der Behandlung anfangen.
Bei Flaumhaaren kann man vielleicht die Länge verdoppeln, wenn es stimulierbar ist. Aber das Haar wird nicht mehr füllig und kräftig. Dieses Ziel sollte immer in der Anfangsphase anvisiert werden, denn je früher man den Spezialisten aufsucht, desto größer ist die Chance auf Erfolg. Da können die meisten Shampoos und Lotionen nicht mithalten. Die Mittel, die wirklich helfen, wurden in der Medizin entdeckt.
Die Behandlung für Männer hängt vom Alter und von der Aktivität und Ausprägung des Haarausfalls ab. Finasterid beispielsweise wurde seit den späten Neunzigern zunächst als Mittel gegen Prostatavergrößerung, dann als Lifestyle-Produkt eingesetzt. Denn zufällig stellte man fest, dass es auch das Haarwachstum fördert. Finasterid hemmt die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron. In 90 % der Fälle stoppt es auch den Haarausfall. In 50 bis 60 % der Fälle verbessert sich das Erscheinungsbild innerhalb von sechs Monaten und die Haare wachsen nach.
Nach aktuellen Erkenntnissen kann Finasterid irreversible Effekte haben, wenn man es regelmäßig einnimmt. Sie gehen von Potenzstörungen über Libidoverlust bis hin zu Depressionen. Aber nur ein kleiner Prozentanteil der Menschen sind betroffen, die das Präparat einnehmen.
Bei geringem Haarausfall oder ab 40 Jahren, meist dann, wenn noch ein Restbestand an Haaren vorhanden ist, wird Minoxidil empfohlen. Eigentlich ein Mittel, das bei Bluthochdruck hilft und schon in den 1970er Jahren in den USA entwickelt wurde. Seit 1988 ist es für die Therapie von erblich bedingtem Haarausfall zugelassen. Minoxidil stoppt den Haarausfall in 50 bis 60 Prozent der Fälle und verbessert das Erscheinungsbild in zehn bis 30 Prozent der Fälle.
Doch Vorsicht: Solche Therapien sollten nicht auf eigene Faust gestartet werden. Der Haarspezialist untersucht vorab, ob hinter dem Haarausfall nicht doch etwas anderes steckt.
Beim anlagebedingten Haarausfall achtet man auch darauf, ob es zusätzliche Faktoren gibt, die eine Rolle spielen. Zum Beispiel Erkrankungen des Haarbodens oder Ekzeme, die mit entsprechendem Shampoo oder lokalen Cortison-Tinkturen behandelt werden. Heutzutage wird auch der Lebensstil wie der allgemeine Gesundheitszustand, Ernährung, Rauchen oder UV-Schutz thematisiert.
Bei Frauen steht der Wirkstoff Minoxidil im Vordergrund. Es ist das Haarwuchsmittel der ersten Wahl für sie, denn bei ihnen wirkt es besser als bei Herren. In mehr als 70 % der Fälle hat man Erfolg damit. Aber auch hier sollte ein Haarspezialist eine Untersuchung beginnen.
Auch bei Frauen werden selbstverständlich weitere Faktoren analysiert, wie Zustand die Kopfhaut, Eisenmangel oder Schilddrüsen-Störungen. Allein schon der Beginn der Einnahme oder das Absetzen der Pille kann verzögert zu Haarausfall führen. Auch drei, vier Kilogramm Gewichtsverlust kann dahinter stecken.
Minoxidil ist sehr unproblematisch, es verkürzt die Haarruhephase und verlängert die Haarwachstumsphase. Dadurch verschiebt sich der Anteil der Haare von der Ruhe- in die Wachstumsphase. Prozentual sind mehr Haare am Wachsen. Gleichzeitig werden die Haare länger und dicker. Aufgrund der Verkürzung der Haarruhephase werden am Anfang der Therapie alle Haare, die in der Ruhephase sind, innerhalb von 4 bis 6 Wochen ausgehen. Es gibt zu Beginn also einen paradoxen verstärkten Haarausfall. Die Therapie greift erst nach acht Wochen.
Da Minoxidil den Haarwuchs stark fördert, können auch im Stirn-, Schläfen- und seitlichen Wangenbereich Haare sprießen. Die Therapie wird lebenslang durchgeführt. Nach der Einleitungsbehandlung, die sechs bis zwölf Monate dauert, geht man zur Erhaltungsbehandlung über. Hört man auf, fallen die Haare wieder aus. Und bei den Herren bis 40 Jahren gilt das gleiche mit Finasterid.
Haarausfall ist vergleichbar mit der Alterung von anderem Gewebe. Man hat herausgefunden, dass Haarwurzelzellen beim anlagebedingten Haarausfall empfindlich auf oxidativen Stress auf Zellebene reagieren.
Forschungsarbeiten unterstützen die Vermutung, dass Schäden an der Erbsubstanz entscheidend zum Alterungsprozess beitragen. Die DNA in Zellen steht ständig unter Angriffen erbschädigender Einflüsse wie etwa Chemikalien, ultraviolettem Licht oder ionisierender Strahlung. Täglich wehren die Zellen die Schäden durch Reparaturmechanismen ab. Sind sie zu groß, müssen die Zellen vernichtet werden. Dabei bildet sich die Stammzellenpopulation neben der Genetik zurück. Im Alter können diese Einflüsse immer schlechter bekämpft werden.
Wenn die Abwehrarbeit gegen oxidativen Stress nachlässt und noch zusätzliche Stressfaktoren, z.B. psychoemotionaler Stress und Umweltstress (UV-Strahlen, Rauchen etc.) dazu kommen, sind die empfindlichen Haarzellen den Angriffen nahezu schutzlos ausgeliefert. Auf den anlagebedingten Haarausfall bezogen bedeutet das, dass die Alterung des Haares vorangetrieben wird.
Darum werden all die Maßnahmen, die die Alterung ein wenig hinausschieben, auch für das Haar als sinnvoll erachtet. Das heißt: ausgewogen essen und extreme UV-Einwirkung, Zigarettenrauch und zu starken Stress vermeiden. Ein gesunder Lebensstil kann die Genetik zwar nicht aushebeln, aber er kann den Prozess verlangsamen.
Ein Beispiel ist das Jetop-Hair-Verfahren. Seit Jahren wird mit einem weltweit patentierten System gearbeitet, dessen Wirksamkeit wissenschaftliche Studien der Universität Hamburg und Universität Leipzig belegen. Mithilfe modernster Technik wird Sauerstoff mit bis zu 720km/h gezielt ohne Nadeln oder Spritzen bis tief unter die Haut gebracht.
Es werden Substanzen eingeschleust, die den Haarwuchs anregen, Haarausfall vermindern, die Kopfhaut pflegen und optimal auf eine eventuell geplante Haartransplantation vorbereiten. Jetop-Reagenzien enthalten verschiedende Wirkstoffe. Zum Beispiel CapaxylTM, das die Enzyme des Haarfollikels schützt und Schäden reduziert, die durch Entzündungen hervorgerufen wurden. Es hemmt die entzündungsfördernden Cytokine, mindert damit den oxidativen Stress an den Haarfollikeln und hemmt direkt die schädigende Wirkung des Dihydrotestosteron.
Ein anderer Ansatz ist eine PRP-Behandlung, die ergänzend bei aktivem Haarausfall und nach Haartransplantationen zum Einsatz kommen kann. Dabei werden aus dem eigenen Blut entnommene Plättchen in die Kopfhaut eingebracht. Von folgender Vorstellung geht man aus:
Die Blutplättchen, die in die Kopfhaut eingebracht werden, werden dadurch aktiviert. Sie 'denken sich“, dass eine Wundbehandlung starten muss. Deshalb setzen sie ihre Wachstums- und Wundheilungsfaktoren frei und stimulieren dadurch Durchblutung und Haarstammzellen. Die Behandlung wird mehrmalig durchgeführt, um das Wachstum effektiv zu verstärken und langfristig anzuheizen. Es handelt sich um eine Initialtherapie, die mit einer Erhaltungstherapie ergänzt wird.
Aus unserer Erfahrung muss man festhalten: Wenn eine Frau das Gefühl hat, dass sie vermehrt Haare verliert, gibt es dafür Gründe. Führt man die entsprechenden Untersuchungen durch, wie mikroskopische Untersuchungen und Analysen des Haarwurzelzustandes, kann die Diagnose gestellt und eine entsprechende Behandlung eingeleitet werden.
Bei den Männern beginnt die Therapie meist erst dann, wenn der Betroffene schon bemerkt, dass die Haare ausdünnen.
Bei Haarausfall sollte man beim Haarspezialisten zügig die Ursachen abklären. Grundsätzlich ist es so, dass man viel mehr erhalten als wiederherstellen kann. Das heißt, je früher man die Behandlung beginnt, desto größer ist die Erfolgschance. Denn Medikamente und andere Therapien können die Haare immer nur während der Wachstumsphase beeinflussen. Sind Haare bereits in der Ruhephase, fallen sie auf jeden Fall aus - mit oder ohne Behandlung. Erst beim nachwachsenden Haar kann das Medikament wieder wirken und dazu führen, dass weniger Haare ausgehen.
Ob die Behandlungen helfen, lässt sich also frühestens nach drei bis sechs Monaten beurteilen. Sind Haarwurzeln erst einmal abgestorben, bleiben Medikamente und deren Anwendung erfolglos.
Haarwuchsmittel gehören zu den sogenannten Lifestyle-Präparaten, die überwiegend das eigene Wohlbefinden oder das Aussehen verbessern sollen. Die Kosten werden deshalb nicht von der GKV erstattet. Gleiches gilt für die Beratungskosten.
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