Artikel 12/02/2014

Furunkel - keine ungefährliche Hauterkrankung

Dr. med. Cüneyt Gündogan Hautarzt (Dermatologe), Allergologe
Dr. med. Cüneyt Gündogan
Hautarzt (Dermatologe), Allergologe
furunkel-hauterkrankung

Der lateinische Begriff Furunculus lässt sich in „kleiner Dieb“ übersetzen, allerdings verbirgt sich hinter einem Furunkel keineswegs eine harmlose Hautirritation, sondern eine äußerst schmerzhafte Entzündung eines Haarbalgs, inklusive des Gewebes das diesen umgibt. Als Auslöser gilt in der Regel der Staphylococcus aureus, eine Bakterienart. Zunächst ist meist nur ein erhabener rötlicher Knoten zu sehen. Dann schwillt das Gewebe außen herum an und Eiter tritt an die Oberfläche bzw. verschließt die Stelle mit einem Pfropf.

Ein Furunkel ist schmerzhaft und gehört in die Sprechstunde des Hautarztes. Manchmal entleert sich der Furunkel zwar von selbst und heilt oftmals unter Narbenbildung ab, aber es sollte unbedingt vermieden werden, dass sich die Bakterien weiter im Gewebe verbreiten. Empfehlenswert ist es daher, Furunkel ambulant operativ zu entfernen. Hierbei öffnet der Hautarzt das Furunkel mit dem Skalpell und entleert die Eiteransammlung. Die Wunde wird bis zur vollständigen Heilung täglich mit einer desinfizierenden Lösung behandelt. Die Gabe eines Antibiotikums kann Begleitinfektionen ausbremsen.

Überall wo es Körperbehaarung gibt, können prinzipiell auch Haarbalgentzündungen entstehen, so etwa beim Herauswachsen neuen Haares nach verschiedensten Haarentfernungsmethoden. Nicht jede Haarbalgentzündung mündet in ein Furunkel. Wenn das umliegende Gewebe jedoch ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen und schmerzhaft entzündet ist, spricht man von einem Furunkel. Das gleichzeitige Auftreten mehrerer Furunkel nebeneinander nennt man Karbunkel.

Furunkel treten häufig in der Region der Kopfhaare, aber auch unter den Achseln, an beharrten Schenkeln und im Intimbereich auf. Mangelnde Körperhygiene und enge scheuernde Kleidung begünstigen das Entstehen. Allerdings machen es lange Wannenbäder und ausgiebiges Duschen den Bakterien ebenfalls leicht, in die aufgeweichte Haut einzudringen und Entzündungen hervorzurufen. Ein stabiles Immunsystem kann diesen Angriff normalerweise gut abwehren. Gefährdet sind jedoch Patienten, die an Diabetes Mellitus leiden oder Nierenprobleme haben. Entsprechend Betroffene sollten auf jeden Fall ihren Hautarzt aufsuchen und ihre Furunkel umgehend behandeln lassen. Unter keinen Umständen sollte man versuchen, das Furunkel selbst durch Ausdrücken zu entleeren. Dadurch könnten die Keime anstatt heraus eher noch tiefer in die Haut gedrückt werden. Die große Gefahr besteht darin, dass die Entzündung dann systemisch werden, also durch den ganzen Körper wandern könnte. Auch Nasenfurunkel können unbehandelt gefährlich werden, da die Bakterien hier nur kurze Wege zum Gehirn haben. Ein Furunkel ist also keineswegs harmlos und sollte zeitnah therapiert werden, um Komplikationen zu vermeiden. Bis zum Arztbesuch sollten folgende Empfehlungen beachtet werden:

  • Feuchte und warme Umschläge können dabei helfen, dass das Furunkel reift und sich von selbst entleert.
  • Das Auftragen einer schieferölhaltigen „Zugsalbe“ kann dies ebenfalls begünstigen. Zugsalben gibt es mit verschiedenen Wirkstoffkombinationen, die je nach Lokalisation des Furunkels angewendet werden können.
  • Umschläge mit Kamillentinktur wirken entzündungshemmend.
  • Jede Form von Manipulation am eitrigen Furunkel sollte vermieden werden. Sorgfältige Hygiene ist wichtig, um Familie und Mitbewohner nicht mit den Bakterien anzustecken.

Wenn plötzlich hohes Fieber, geschwollene Lymphknoten und ein allgemeines Krankheitsgefühl auftreten, könnte sich die Entzündung generalisiert, also über den ganzen Körper ausgebreitet haben und muss umgehend behandelt werden. Im schlimmsten Fall droht eine Sepsis (Blutvergiftung). Jedes Furunkel im Gesicht birgt wegen der Nähe zum Gehirn ebenfalls ein großes Risiko.

Sollten Furunkel immer wieder auftreten (Furunkulose) kann man über eine Maßnahme, die einer Impfung ähnelt, nachdenken. Dazu werden jene Erreger verwendet, die sich im Eiter des chirurgisch behandelten Furunkels befunden haben. Manchmal gelingt es damit, das Immunsystem weniger anfällig für diese Keime zu machen. Auch das operative Entfernen früherer Entzündungsherde und des umliegenden Gewebes kann ein Behandlungsansatz bezüglich eines wiederholt an der gleichen Stelle auftretenden Furunkels sein.

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