Artikel 15/05/2021

Das jameda-Interview: 9 Fragen an Frau Dr. Ulrike Benecke

Team jameda
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Frau Dr. Ulrike Benecke interessante Fragen zu ihren Erfahrungen als Zahnärztin.

jameda: Frau Dr. Benecke, was hat Sie motiviert, Zahnärztin zu werden, und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?

Frau Dr. Benecke: Zunächst wollte ich Humanmedizin studieren – die Zahnmedizin war, aufgrund mangelnder Vorbilder in meinem Umfeld, nicht auf meinem Radar. Erst nach diversen berufsorientierenden Praktika stand für mich fest: Ich werde Zahnärztin.

In den letzten Jahren habe ich mich insbesondere auf das Gebiet der Parodontologie und der ästhetischen Zahnmedizin spezialisiert. Mein Ziel ist es, Menschen ein neues und schöneres Lächeln zu zaubern.

jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht ihn so besonders?

Frau Dr. Benecke: Etwa 70 % der erwachsenen Bevölkerung leidet an Parodontitis, einer Erkrankung, die schleichend und meist unbemerkt voranschreitet. Dieser ‘Volkskrankheit’ möchte ich meine Aufmerksamkeit und mein ganzes Können widmen.

Als Parodontologin hat man die Möglichkeit, Menschen tatsächlich von der Krankheit (Parodontitis, Zahnfleischrückgang) in die Gesundheit zu überführen. Diese Zusammenarbeit ist auch in meinem anderen Tätigkeitsschwerpunkt, der ästhetischen Zahnmedizin, entscheidend.

Das Ziel ist es, den Patienten mithilfe aller angrenzenden Disziplinen der Zahnheilkunde zu einem gesunden, wunderschönen Gebiss und einem strahlenden Lächeln zu verhelfen.

jameda: Gibt es ein medizinisches Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?

Frau Dr. Benecke: Auf meine eigene fachliche Fortbildung lege ich ausgesprochen großen Wert und investiere viel Zeit und Energie, um immer auf dem aktuellen Stand der Zahnmedizin zu behandeln.

Dabei schaue ich viel nach links und rechts und halte es allgemein mit den Worten von Professor Alexander Gutowski: ‘Lerne von denen, die bereits bewiesen haben, dass sie es können und orientiere dich nicht an denen, die es irgendwann mal machen wollen.’

jameda: Gibt es in der Gegenwart Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?

Frau Dr. Benecke: Ich fotografiere während meiner Behandlungen häufig im Patientenmund. Dies zwingt mich, mich auch später nochmal mit meiner eigenen Arbeit auseinanderzusetzen und zu erkennen, wo es noch besser geht, demütig zu bleiben und niemals leichtsinnig zu werden.

Auch die Kommunikation mit dem Patienten wird dadurch erleichtert. Denn endlich kann ich ihm zeigen, worum es bei meiner Arbeit in seinem Mund geht.

jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?

Frau Dr. Benecke: Der Fachkräftemangel ist auch im Bereich der Zahnmedizin mittlerweile angekommen und deutlich zu spüren. Die Herausforderung der Zukunft wird für viele Praxen darin bestehen, zu fördern und zu fordern, gutes Personal zu binden und möglicherweise auch in fachfremden Quereinsteigern die Leidenschaft für die zahnmedizinische Arbeit zu wecken.

jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?

Frau Dr. Benecke: Ich bemühe mich, den Patienten umfassend über seine individuelle Situation und die notwendige Therapie aufzuklären. Dafür nehme ich mir Zeit. Denn für mich ist es ausgesprochen wichtig, dass der Patient seine Erkrankung versteht.

Nur dann kann er sich therapieunterstützend richtig verhalten. Dies wiederum wird mir häufig positiv zurückgespiegelt: Der Patient kommt von der passiven in eine aktive Rolle. Er versteht die Zusammenhänge und kann damit selbständig seinen Heilungsprozess unterstützen.

jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?

Frau Dr. Benecke: In meinem Beruf habe ich mit allen möglichen Menschen zu tun – zum Zahnarzt geht schließlich jeder. Damit arbeite ich tatsächlich täglich mit einen Querschnitt der Gesamtbevölkerung.

Diese Begegnungen lehren mich oft, wie bereichernd es sein kann, mit Menschentypen umzugehen, die man normalerweise nicht in seinem unmittelbaren Bekanntenkreis hat.

Die Lehre, die ich aus vielen Situationen ziehe ist, dass es wichtig ist, miteinander zu reden – Menschen haben unterschiedliche Sichtweisen, unterschiedliche Werte in ihrem Leben, doch oft findet man Schnittstellen, die man so nie erwartet hätte.

jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?

Frau Dr. Benecke: Es ist wunderbar, die Dankbarkeit vieler Patienten zu erleben, die nach umfassenden, langen Behandlungen endlich in die zahnärztliche Nachsorge, das lebenslange Recall, entlassen werden können.

Oft hat man viele gemeinsame Stunden verbracht, der Patient hat Zeit, Mühe, Energie und Geld investiert. Das schweißt zusammen.

Ich erinnere mich an einen jungen Patienten, der anfänglich große Zahnarztangst hatte. Ich hatte sogar überlegt, ihn in Narkose zu behandeln. Doch im Endeffekt ging es mit Vertrauensaufbau und eben viel ‘Menschlichkeit’ tatsächlich über viele Behandlungssitzungen.

Die Dankbarkeit dieses Patienten zu erleben, war wunderschön. Sein neu erwecktes Vertrauen ist etwas, das ihm nicht genommen werden kann. Er hat es aus eigener Kraft geschafft, sich von seiner Angst zu befreien – was gibt es Schöneres, als Menschen so in die Selbstermächtigung zu begleiten?

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Frau Dr. Benecke: Es heißt immer so schön: ‘Gesund beginnt im Mund’. Dieser Spruch ist leicht daher gesagt und doch ist er im Kern so wahr.

Mein Tipp ist: Übernehmen Sie als Patient Verantwortung für Ihre Mundgesundheit, seien Sie kritisch, informieren Sie sich über das, was mit Ihnen gemacht wird und pflegen Sie Ihre Zähne mit der Hingabe, die sie verdienen.

Gesundheit ist etwas, das wir oft erst wirklich schätzen, wenn sie nicht mehr da ist. Wir sind in der Zahnmedizin erst am Anfang zu verstehen, welchen Einfluss die Mundgesundheit auf den gesamten Körper hat. Doch für mich ist vollkommen klar: Ein gesunder Körper ohne gesunde Mundhöhle ist schlichtweg nicht möglich!

Zur Person

Ich bin geboren und aufgewachsen in Magdeburg und nach meinem Studium in Göttingen und meiner Assistenzzeit in Hanau auch wieder hierhin zurückgekehrt. Damit ist Magdeburg nicht nur meine Geburtsstadt, sondern tatsächlich meine Heimat – im Kopf wie im Herzen. Mittlerweile habe ich auch mit meiner Familie hier feste Wurzeln schlagen können.

Ich liebe meinen Beruf, der mich täglich Neues lernen lässt und mich zwingt, niemals stehenzubleiben. ‘Leben’ kennt nur Wachstum. Es gibt nichts, das lebt und nicht wächst, denn wächst etwas nicht, ist es der Definition nach tot. Nach diesem Motto ist es mein Bestreben, mich in jedem Bereich meines Lebens immer weiterzuentwickeln, voranzugehen und später sagen zu können: what a ride!

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