Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Dr. med. Peter Pantlen interessante Fragen zu seinem Berufsalltag und Vorurteilen, die ihm als Plastischem Chirurgen begegnen.
jameda: Herr Dr. Pantlen, was hat sie motiviert, Plastischer & Ästhetischer Chirurg zu werden?
Herr Dr. Pantlen: Um ehrlich zu sein war es ein Zufall. Ich lernte während einer chirurgischen Famulatur in den USA am Ende meines Medizinstudiums den plastischen Chirurgen Foad Nahai kennen und war sofort von ihm und seiner Tätigkeit fasziniert. Der Eindruck, den er bei mir als Berufsanfänger hinterließ, war so nachhaltig, dass ich mich für eine Ausbildung zum Plastischen Chirurgen entschied – und dafür bin ich ihm heute noch dankbar!
jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Herr Dr. Pantlen: Am meisten Freude macht mir auch nach all den Jahren nach wie vor das Operieren. Als Plastische Chirurgen sind wir „Handwerker und Künstler“ zugleich. Im Operationsaal kann ich mit all meinen Erfahrungen und Möglichkeiten Wünsche erfüllen. Der Dank sind die zufriedenen Patienten und Patientinnen. Hier sehe ich aber auch die größte Herausforderung: nicht alle Wünsche können erfüllt werden und mitunter muss man Patienten auch ablehnen können und sich selbst immer wieder hinterfragen.
jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Herr Dr. Pantlen: In der Praxis erfahre ich selten Vorurteile. Es sind eher die Medien, die Plastischen Chirurgen gegenüber skeptisch sind und unsere Tätigkeiten, besonders in der ästhetischen Chirurgie verunglimpfen und gerne über schief gegangene Operationen berichten. Statistisch gesehen sind Schadensfälle in der Plastischen Chirurgie jedoch verschwindend gering. Unzufriedenheit mit dem Ergebnis resultiert meiner Erfahrung nach in erster Linie aus einer schlechten Beratung und Aufklärung. Nur ein gut aufgeklärter Patient weiß, was er erwarten kann und was machbar ist.
jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Herr Dr. Pantlen: Patienten sind immer dann gut zu führen, wenn man sich um Sie kümmert und Sie ernst nimmt. Und mit ein wenig Humor lässt sich auch eine unangenehme und lange Therapie meistens für die Patienten erträglich gestalten. Unser „größter Feind“ in der ästhetischen Chirurgie ist die Ungeduld. Trotz der sanften und wenig invasiven Verfahren, die wir heute nutzen können, muss das Gewebe nach einem chirurgischen Eingriff abschwellen. Das braucht Zeit, die in unserer schnelllebigen Gesellschaft häufig nicht vorhanden ist. Hier rate ich den Patienten von vornherein, sich diese Zeit zu nehmen!
jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Herr Dr. Pantlen: Inzwischen reagiere ich diesbezüglich sehr gelassen. Früher habe ich ein derartiges Verhalten häufig persönlich genommen, inzwischen muss ich sagen: jeder ist für sein Leben in gewisser Weise auch selbst verantwortlich. Ich kann nicht die komplette Lebensverantwortlichkeit für meine Patienten übernehmen. Aber grundsätzlich habe ich zu fast zu 100 % sehr nette Patienten mit denen ich gut umgehen kann und die sich an meine Empfehlungen halten.
jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Herr Dr. Pantlen: Über das deutsche Gesundheitssystem wird sehr viel geschimpft. Allerdings nur von uns Deutschen. Das Ausland bewundert uns für unsere medizinische Versorgung. Hier muss ich eine Lanze für unser System brechen, denn tatsächlich haben wir weltweit eine der besten Versorgungen überhaupt. Durch meine Tätigkeit im Ausland für Interplast weiß ich, wovon ich spreche. Sicherlich wüsste ich ad hoc einige Punkte, die man ändern könnte – das überlasse ich aber lieber unseren Standespolitikern, so kann ich mich einzig und allein um das Wohl meiner Patienten kümmern.
jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Herr Dr. Pantlen: Das lässt sich so allgemein schwer beantworten. Ich denke, ein guter Arzt muss seinen Prinzipien treu bleiben, sollte sich viel Zeit für die Patienten nehmen, gut zuhören können und sich auch selbst immer wieder hinterfragen. Wir können aus unseren Fehlern lernen und wir wissen alle: auch Ärzte sind nicht unfehlbar. Manchen Kollegen fehlt diese Selbsteinsicht schwer.
jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Herr Dr. Pantlen: Ich bleibe durch regelmäßige Kongressbesuche und ärztliche Fortbildungen auf dem Laufenden und kann so mein Angebot optimieren. Jedoch setzt sich nicht jeder Trend durch und daher halte ich es für sinnvoll, neue Therapieverfahren erst nach ausgiebigen, internationalen Studien in meiner Praxis einzuführen. Damit bin ich bisher zum Wohle meiner Patienten bestens gefahren.
jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Herr Dr. Pantlen: Ich habe jetzt fast 20 Jahre Berufserfahrung. Aus dieser Zeit sind mir unzählige Erlebnisse im Gedächtnis geblieben – mit 60 werde ich ein Buch darüber schreiben – selbstverständlich anonymisiert und man kann sich jetzt schon auf viele kuriose Geschichten freuen….
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