Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. med. Otto Bundschuh interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Neurochirurg.
jameda: Dr. med. Otto Bundschuh, was hat Sie motiviert, Arzt zu werden, und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?
Dr. med. Otto Bundschuh: Schon in meiner Jugend hat mich interessiert, wie der Mensch funktioniert. Das Verstehen von Zusammenhängen bei Erkrankungen und die möglichen Therapieoptionen waren die Grundlage für die Liebe zur Medizin.
Menschen zu helfen sollte oberstes Gebot sein. Nach meiner Ausbildung zum Neurochirurgen, wollte ich die gleichen guten Ergebnisse wie durch Operation auch mit Hilfe von Bestrahlungen erzielen. Somit war die Strahlenanwendung bei Kopftumoren für mich immer eine gute Alternative zur Operation.
jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht diesen so besonders?
Dr. med. Otto Bundschuh: Mein Schwerpunkt liegt in der Behandlung von Erkrankungen im Kopfbereich durch Bestrahlungen (mit dem Gamma-Knife-Gerät). Hierbei wird die Strahlung meistens einmal und sehr fokussiert, sehr präzise und sicher appliziert. Die hohe Präzision einer solchen Technik hat mich immer sehr beeindruckt.
jameda: Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?
Dr. med. Otto Bundschuh: Als großes Vorbild in meinem jetzigen Tätigkeitsbereich der Radiochirurgie hat mich der Begründer der modernen Strahlanwendung Prof. Dr. Lars Leksell beeindruckt. Er hat sich als erfahrener Neurochirurg in den 1960- und 1970-iger Jahren der radiochirurgischen Methode angenommen und wollte genauso präzise und erfolgreich mit Strahlen wie mit dem Skalpell sein.
jameda: Gibt es aktuell Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?
Dr. med. Otto Bundschuh: In den letzten 20 Jahren hat die moderne Bildgebung mittels MRT (Kernspintomographie) die präzise Eingrenzung und Darstellung des zu bestrahlenden Areales (meistens Tumore) deutlich verbessert. Insgesamt sind die Behandlungserfolge besonders bei unseren Krebspatienten durch die additiven Immuntherapiemöglichkeiten vergrößert.
jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?
Dr. med. Otto Bundschuh: Wir sollten die Bestrahlungsmöglichkeiten bei unseren Krebspatienten mit den Immuntherapieoptionen zusammen mit den onkologischen Kollegen so vergrößern, dass noch mehr Erfolg bei der Tumorbehandlung erreicht wird.
jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?
Dr. med. Otto Bundschuh: Ich lege sehr großen Wert auf eine klare und umfassende Aufklärung über die Therapieoptionen und ihre möglichen Nebenwirkungen. Der Patient muss wissen, was er hat und welche Behandlungen es gibt. Das MRT-Bild und die Befunde sollen dem Patienten in leicht verständlicher Weise erklärt werden. Der Patient, der zu uns kommt, hat prinzipiell Angst. Wir müssen versuchen, ihm diese Angst durch eine ruhige Atmosphäre und eine hohe Empathie zu nehmen.
jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?
Dr. med. Otto Bundschuh: Generell sind unsere Patienten sehr dankbar. Da unsere Methode der Bestrahlung nur in wenigen Zentren in Deutschland möglich ist, sind Patienten gerne bereit, mehrere hundert Kilometer zu uns zum Gespräch oder auch zur Behandlung zukommen. Viele schätzen die einzeitige Bestrahlung als sehr gute Alternative zur Operation. Viele sind auch schon im Vorfeld sehr gut informiert, dass insgesamt eine hohe Akzeptanz vorhanden ist.
jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?
Dr. med. Otto Bundschuh: Einige Krebspatienten hatten mehrjährige Verläufe mit guten Erfolgen, aber teilweise auch mit Rückschlägen, sodass durch uns auch manchmal mehrere Behandlungen notwendig waren. Es beeindruckt mich immer wieder, dass wir durch unsere neuen Möglichkeiten besonders heutzutage solch lange Überlebenszeiten erreichen können. Dies bestärkt mich darin, für jeden Krebspatienten zu kämpfen.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Dr. med. Otto Bundschuh: Bei Symptomen sollte immer eine klare und genaue Diagnostik erfolgen. Bei Beschwerden am Kopf sollte eine möglichst hochauflösende MRT-Kontrolle erfolgen. Auch nach einer Behandlung von Hirntumoren ist eine gute Nachsorge wichtig. Hierzu gehören eine konsequente und regelmäßige Befunderhebung und ein vertrauensvolles Arzt-Patient-Verhältnis. Der Patient muss immer einen Ansprechpartner haben.
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