Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Priv.-Doz. Dr. med. habil. Alexander Bartella interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Mund-Kiefer-Gesichtschirurg.
jameda: Herr Priv.-Doz. Dr. med. habil. Alexander Bartella, was hat Sie motiviert, Mund-Kiefer-Gesichtschirurg zu werden, und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?
Herr Dr. med. dent. Bartella: Das Gesicht in all seinen Facetten und Untereinheiten hat mich schon ganz früh als Student der Anatomie sehr fasziniert! Es gibt in keinem Bereich unseres Körpers eine so hohe Dichte an Nerven, Blutbahnen und wichtigen Strukturen. Ist hier auch nur ein kleiner Teil nicht intakt, haben wir Probleme mit der sozialen Interaktion, dem Essen, Sprechen, Schlucken, Lachen und Kauen.
Um hier bestmöglich behandeln zu können, sind deswegen für die Facharztausbildung zum Mund- Kiefer- und Gesichtschirurgen neben dem Studium der Medizin auch das Studium der Zahnmedizin und eine fünfjährige Facharztweiterbildung notwendig. Diese fundierte Ausbildung ermöglicht es, einfache und komplexe Probleme aus allen Perspektiven zu sehen und den Patienten dadurch die optimale Behandlung zu ermöglichen.
jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht ihn so besonders?
Herr Dr. med. dent. Bartella: In der funktionellen und ästhetischen Chirurgie! Funktionell bieten wir insbesondere die Implantologie, also künstliche Zahnwurzeln, an, um das Kauen, Sprechen und Schlucken wieder ganz natürlich werden zu lassen.
Dank der umfassenden Ausbildung und bewährter Technologien ist es möglich, auch für jede ‘aussichtslose’ Situation eine Lösung zu finden. Die Liebe zur ästhetischen Chirurgie hat mich erst später in der Ausbildung ergriffen.
Es gibt viele Patienten, die unter kleinen oder großen Makeln im Gesicht sehr leiden. Es ist ein wundervolles Gefühl, diesen Patienten helfen zu können und festzustellen, dass sie mit einem neuen Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein durch ihr Leben gehen.
jameda: Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?
Herr Dr. med. dent. Bartella: Das ist eine Frage, die wirklich nicht einfach zu beantworten ist, da es mehrere Personen gibt. Zum einen habe ich die Tätigkeit meines Großvaters und meines Onkels immer sehr bewundert. Hier wurde immer solide Medizin für die Patienten gemacht und es ist auch ein Beweggrund, warum ich vom Universitätsklinikum Leipzig zurück nach Westfalen gekommen bin.
Hier habe ich die Freude und Ehre, die Praxisräume in dritter Generation nutzen zu können. Zum anderen hat mich aber auch Dr. Mark Berman, plastischer Chirurg in Beverly Hills (Kalifornien, USA), in meiner frühen chirurgischen Ausbildung sehr inspiriert. Er hat mein initiales Interesse für die kosmetische Chirurgie geweckt und als einer der ersten Chirurgen weltweit Volumenaugmentation mit Eigenfett durchgeführt.
Und natürlich, last but not least, mein letzter Chef, Prof. Dr. Dr. Bernd Lethaus, hat mich unheimlich viel chirurgisch, aber auch menschlich gelehrt. Es ist so wichtig, dass nicht jeder Patient ‘alles, was möglich ist’ bekommt, sondern nur das, was ihm auch wirklich guttut und ihm weiterhilft.
jameda: Gibt es aktuell Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?
Herr Dr. med. dent. Bartella: Ja! Sehr viele sogar! Auch wenn ich die Praxisräume übernommen habe, hat sich das ‘Innenleben’ um 180° gedreht und wir sind im 21. Jahrhundert angekommen! Wir haben beispielsweise ein hochauflösendes 3D-Röntgen mit einer reduzierten Strahlendosis. Dadurch muss man die Patienten nicht mehr zu einem Radiologen schicken und die Strahlung für ein Bild ist geringer als die Strahlendosis, der man bei einem Flug nach Mallorca ausgesetzt ist.
Zusätzlich haben wir uns einen intraoralen Scanner geholt, mit dem sie keine Abdrücke mehr brauchen. Patienten schätzen hier insbesondere, dass sie keinen Würgereiz mehr verspüren. Mit den Daten können wir noch am Tag einer Implantatinsertion eine neue Zahnkrone fräsen und einsetzen. Für die Patienten ist es besonders schön, dass sie keine Prothese als Zwischenlösung brauchen.
Aber auch viele, weniger im Vordergrund befindliche Geräte machen die Operationen heute deutlich sicherer und schonender für die Patienten. Beispiele sind hier ein 3D-Drucker für Implantatschablonen oder auch eine spezielle Zentrifuge zur Herstellung von PRF, einem körpereigenen Stoff, der die Wundheilung verbessert. Insgesamt können wir durch diese vielen Bausteine die höchste Versorgungsqualität für unsere Patienten garantieren – und das ist ein sehr schönes Gefühl!
jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?
Herr Dr. med. dent. Bartella: Wichtig ist insbesondere in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, dass die Patienten im Fokus bleiben. Bei all den wundervollen Möglichkeiten, die man hat, spielen oft Krankenkassen eine limitierende Rolle. Hier würde ich mir sehr wünschen, dass man von dem Gedanken der ‘Regelversorgung’, also der Minimalversorgung, hin zu dem Gedanken der ‘optimalen Versorgung’ kommt.
Beispielsweise denke ich, dass ein Implantat, das durchschnittlich 15 Jahre oder länger hält, eine bessere Versorgung ist als eine Zahnbrücke, für die zwei gesunde Zähne beschliffen werden müssen. Das ist nur ein Beispiel von vielen, aber hier sehe ich ein Umdenken als eine große Herausforderung an.
jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?
Herr Dr. med. dent. Bartella: Das müssen Sie in erster Linie meine Patienten fragen (lacht, Anm. d. Red.)! Ich denke aber, dass das Wichtigste immer gute Medizin mit dem Patienten im Mittelpunkt ist. Es ist wichtig, die Patienten so zu versorgen, dass es zu ihnen persönlich passt und sie am Ende glücklich sind.
jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?
Herr Dr. med. dent. Bartella: Ich mag den Patientenkontakt sehr und freue mich jeden Tag über meinen Beruf! Ich schätze an den meisten meiner Patienten die Bodenständigkeit. Häufig sind die Patienten schon gut informiert über Therapien, die es gibt und man kann gemeinsam einen Weg für die optimale Behandlung finden.
jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?
Herr Dr. med. dent. Bartella: Das war in meiner Zeit als Oberarzt am Universitätsklinikum in Leipzig. Ich wurde nachts von einem Assistenzarzt hereingerufen, weil bei einem vierjährigen Mädchen die Unterlippe durch einen Hundebiss fast vollständig zerstört war.
Wir konnten sie in einer Notoperation erfolgreich rekonstruieren. Als die Kleine wieder gesund, mit Ihrer Mutter und einem Blumenstrauß in meine Sprechstunde kam, war das ein wundervoller und prägender Moment, den ich nicht vergessen werde.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr Dr. med. dent. Bartella: Nicht rauchen! Zähneputzen! Gemüse (mag nicht jeder – ist aber gesund!), keinen Alkohol mit mehr als 12 %!
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