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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. Gaiser interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Orthopäde.

jameda: Herr Dr. Gaiser, was hat Sie motiviert, Arzt zu werden?

Herr Dr. Gaiser: Als ehemaliger Leistungssportler und nach fast 30 Jahren aktiver Schwerathletik war ich schon immer vom Bewegungsapparat des Menschen mit all seinen Muskeln begeistert. Im Bewegungsapparat treffen geniale Einfachheit und hochkomplexe Vorgänge aufeinander. Außerdem trifft man viele Charakterzüge des Leistungssportlers beim Mediziner wieder, wie Durchsetzungsvermögen und Ausdauer.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie  die größten Herausforderungen?

Herr Dr. Gaiser: Am meisten Freude macht mir das Behandeln mit den eigenen Händen und mittels Techniken der Manualmedizin. Als ärztlicher Osteopath bin ich vollkommen weggekommen vom reinen Verordnen und Überweisen. Die Diagnostik und Therapie des Patienten bleibt bei mir in einer Hand. Die größte Herausforderung sehe ich in der Behandlung von komplexen Krankheitsbildern und lang andauernden Schmerzzuständen, bei denen der Therapie-Erfolg bisher ausblieb.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?

Herr Dr. Gaiser: Ein besonders hartnäckiges Vorurteil, das von Patienten, aber auch Ärzten ausgeht: Ein Patient kann keine Schmerzen im Bereich des Bewegungsapparates haben, wenn auf Bildern wie z.B. dem MRT kein krankhafter Befund zu sehen ist. Als erfahrener Orthopäde und ärztlicher Osteopath weiß ich, dass bei Schmerzen neben den sichtbaren strukturellen Befunden eine Vielzahl von funktionellen Störungen vorhanden sein kann. Ursache können eine Muskelschwäche oder ein -ungleichgewicht, Statikprobleme, Beckenschiefstand und Beinlängendifferenzen, aber auch Stresszustände durch Arbeit oder Familie sein.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?

Herr Dr. Gaiser: In der Regel sind dem Patienten durch ein ausführliches, aufklärendes Gespräch und ein empathischer Zugang Ängste vor unangenehmen Therapien zu nehmen. Wir besprechen gemeinsam Therapieablauf und -ziele. Für ein gutes Therapie-Ergebnis wird häufig Durchhaltevermögen benötigt. Die meisten Patienten wissen das.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?

Herr Dr. Gaiser: Ich führe ein Gespräch mit dem Patienten und weise ihn darauf hin, dass er am Steuer sitzt und ich ihm nur den Weg zeigen kann. Das setzt ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis voraus. Ist es nicht vorhanden oder nicht zu erreichen, würde ich die Therapie beenden und den Patienten an einen Kollegen verweisen. Zum Glück kam das in meiner medizinischen Laufbahn bisher nur einmal vor.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?

Herr Dr. Gaiser: Ich würde mich dafür einsetzen, dass die „gesprochene Medizin“ wieder in den Vordergrund rückt und wir wegkommen von der „Gerätemedizin“. Die „3-Minuten-Medizin“, bei der der Arzt nur von einem zum nächsten Behandlungszimmer rennt, muss beendet werden. Das setzt jedoch voraus, dass sich das bisherige Vergütungssystem ändert.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?

Herr Dr. Gaiser: Neben der Fachexpertise, die wir alle besitzen, fehlt leider einigen Kollegen das Einfühlungsvermögen und die Wertschätzung des Patienten. Ich versuche jeden Patienten so zu behandeln, wie ich selbst behandelt werden möchte. Das ist mir jedoch nur möglich, weil ich der Kassenmedizin den Rücken gekehrt habe und nur noch privatärztlich tätig bin.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?

Herr Dr. Gaiser: Mich fasziniert die Stoßwellentherapie, sowohl radial als auch fokussiert. Ich wende sie regelmäßig bei den klassischen Indikationen wie Fersensporn, Kalkschulter und Tennisellenbogen an. In letzter Zeit verwende ich die Stoßwelle aber auch zunehmend in der Triggerpunkttherapie der Muskeln und Faszien. In meiner Praxis sind die neuesten Stoßwellentherapiegeräte im Einsatz. Als weiteres physikalisches Verfahren verwende ich den Laser, klassisch (hochenergetisch) aber auch in der Form der Laser-Akupunktur (niederenergetisch).  Diese Verfahren setzte ich komplementär zu osteopathischen Methoden, der klassischen Akupunktur, den Injektionstherapien mit Hyaluronsäure und plättchenreichen Plasma oder Botox ein.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?

Herr Dr. Gaiser: Ich habe einmal eine Patientin behandelt, die wegen therapieresistentem Schwindel nur  noch mit Hilfsperson laufen konnte. Alle bisherigen Arztbesuche verliefen erfolglos – die Lage schien aussichtslos. Nach einer einjährigen Therapiezeit war die Patientin wieder komplett symptomfrei, hatte eine neue Ausbildung mit Auszeichnung abgeschlossen und war in eine andere Stadt gezogen, um ihr neues Leben zu genießen. Sie schrieb mir später einen langen Dankesbrief und bezeichnete mich darin als ihren „Helden“. Ich war zu Tränen gerührt und mir wurde in diesem Moment klar, welche Macht wir Ärzte besitzen. Es  erfüllte mich mit großem Stolz.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Herr Dr. Gaiser: Bleiben Sie in Bewegung. Körperliche Aktivität beugt Herz- und Kreislauferkrankungen vor, erhält Muskulatur und Knochen und schützt sogar gegen Demenz, wie die neuesten Studien zeigen.

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