Team jameda
Klingt exotisch, ist es aber nicht: Unsere Lieblingskatzen stecken uns mit Toxoplasma an und wir merken es nicht einmal. Nur für wenige Menschen ist die Erkrankung gefährlich. Lesen Sie hier, was die Toxoplasmose ist, wie man sich ansteckt, wer besonders gefährdet ist, wie Sie sich dagegen schützen können und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Die Toxoplasmose ist eine ansteckende, infektiöse Erkrankung, die durch den Erreger Toxoplasma gondii verursacht wird. Die Übertragung auf den Menschen findet direkt oder indirekt über die Katzen statt, die den Erreger mit ihrem Kot ausscheiden.
Die Toxoplasmose ist weltweit verbreitet. Aber weil sie oft symptomlos verläuft, wissen die meisten Menschen nicht, dass sie die Infektion durchgemacht haben.
Beim Menschen steigt die Wahrscheinlichkeit, an Toxoplasmose erkrankt zu sein, mit jedem Lebensjahrzehnt um 10 Prozent. So haben ungefähr 70 Prozent der 60-Jährigen Antikörper gegen den Toxoplasmose-Erreger im Blut.
Die meisten stecken sich durch kontaminiertes Gemüse oder durch den Verzehr von Tieren an, deren Futter mit Katzenkot verunreinigt wurde. Das Immunsystem reagiert auf die Infektion, indem es Antikörper bildet, die den Erreger bekämpfen. Danach ist der Mensch lebenslang gegen Toxoplasmose immun.
Die kontaminierten Katzen erkranken bei der Erstinfektion selten. Wenn doch, dann haben sie Durchfall, husten- und schnupfenähnliche Beschwerden sowie Atemprobleme. Eine chronische Toxoplasmose kommt nur bei Katzen mit Störungen des Immunsystems vor.
In Deutschland haben 45 bis 75 Prozent der Hauskatzen Antikörper gegen Toxoplasmose. Das bedeutet, dass sie mindesten einmal im Leben daran erkrankt waren, aber nur 1 bis 2 Prozent der Katzen – meist erstinfizierte Jungtiere – scheiden den Erreger aus. In Deutschland ist die Toxoplasmose bei Haustieren meldepflichtig.
Der Erreger kann auch durch Schmierinfektion beim Reinigen der Katzentoilette auf den Menschen übertragen werden. Gefährdet sind auch ungeborene Kinder: Ab der 7. Schwangerschaftswoche kann sich der Embryo über die Plazenta anstecken.
Nach der Aufnahme der Erreger durch kontaminierte Lebensmittel durchdringen sie die Darmwand und wandern über die Blut- und Lymphbahnen zu anderen Organen, insbesondere den Muskeln und dem Gehirn. Dort vermehren sie sich durch Zweiteilung innerhalb der Zellen.
Meistens verläuft eine Toxoplasmose bei Katze, Mann und Frau ohne Symptome. Folgende Beschwerden können dennoch auftreten:
Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem, wie zum Beispiel bei AIDS-Patienten oder bei Patienten, die Transplantate erhalten haben, drohen nach einer Toxoplasmose gefährliche Komplikationen, wie zum Beispiel:
Wird ein Embryo zu Beginn der Schwangerschaft mit Toxoplasma gondii infiziert, ist er von Augennetzhautentzündungen und Erblindung, Gehörschäden, Wasserkopf oder Kalkablagerungen im Gehirn, körperlichen und geistigen Behinderungen oder vom Tod bedroht.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich das ungeborene Kind einer Schwangeren mit einer Neuinfektion ansteckt, beträgt im 1. Drittel der Schwangerschaft 15 Prozent, im 2. Drittel 45 Prozent und im 3. Drittel 65 bis 70 Prozent.
Im 1. Drittel der Schwangerschaft entwickeln 70 Prozent der infizierten Kinder eine akute Toxoplasmose, die meistens zur Fehlgeburt führt. Für 27 Prozent der Frühgeborenen und 12 Prozent der reif geborenen infizierten Kinder endet die Erkrankung tödlich. Im 2. und 3. Drittel der Schwangerschaft entwickeln 75 bis 90 Prozent der infizierten Kinder epileptische Anfälle, Schäden der Leber, der Lunge, des Herzmuskels und der Hirnhaut.
Eine akute Toxoplasmose kann aufgrund spezieller Blutwerte erkannt werden. Die spezifischen Antikörper gegen Toxoplasma gondii werden im Blut mithilfe des Sabin-Feldman-Tests nachgewiesen. Eine hohe Antikörper-Konzentration bedeutet, dass eine akute Infektion vorliegt, eine niedrige Antikörper-Konzentration dagegen lässt auf eine vergangene Infektion schließen.
Ein Drittel aller Frauen haben vor einer Schwangerschaft Antikörper gegen Toxoplasmose im Blut und sind somit vor einer Neuansteckung geschützt. Ihre Anzahl nimmt aber ab. Das heißt, dass immer mehr Frauen ungeschützt sind und sich zum ersten Mal während der Schwangerschaft infizieren könnten. Aktuell stecken sich ungefähr 0,2 Prozent aller schwangeren Frauen zum ersten Mal mit dem Erreger der Toxoplasmose während der Schwangerschaft an. Deswegen wird das sogenannte ,Screening‘‘ umso wichtiger.
Das Screening besteht aus einer Erstuntersuchung, die möglichst früh stattfinden sollte, am besten vor der 9. Schwangerschaftswoche. Hat die Schwangere zu diesem Zeitpunkt keine Antikörper gegen Toxoplasmose, sind alle 8 Wochen Kontrollen zu empfehlen. Die Abschlussuntersuchung findet zum Zeitpunkt der Geburt statt und kann entweder mit Blut der Mutter oder mit Nabelschnurblut durchgeführt werden.
Hat der Arzt den Verdacht, dass ein Neugeborenes infiziert ist, ist ein direkter Nachweis des Erregers im Blut oder in der Gehirnflüssigkeit für die Diagnose hilfreich. Kommt ein Kind mit Verdacht auf Toxoplasmose zur Welt, wird es mindestens 12 Monate lang auf spezifische Antikörper kontrolliert. Darüber hinaus sind bis zur Schulreife jährliche Augen-, Leber- und Schädeluntersuchungen nötig.
Meistens ist eine Therapie nicht nötig, wenn die Toxoplasmose ohne Anzeichen verläuft und die Heilung spontan eintritt. Bei Fieber und Gelenkschmerzen verschreibt der Arzt symptomlindernde Medikamente.
Eine akute Toxoplasmose einer Schwangeren wird mit Antibiotika behandelt. Je früher die Behandlung beginnt, desto weniger Schäden erleidet das Kind. Folgende Wirkstoffe sind dazu geeignet:
Vorbeugung ist insbesondere für immungeschwächte Menschen und schwangere Frauen sehr wichtig. Folgenden Maßnahmen sind nützlich:
Eine Toxoplasmose-Infektion hat fast jeder unbemerkt überstanden. Die meisten werden direkt oder indirekt von Katzen angesteckt. Sie merken es nicht, wenn es passiert, weil die Erkrankung meistens automatisch und ohne Folgen ausklingt. Schwerwiegende Folgen hat die Toxoplasmose allerdings bei Menschen mit einem schwachen Immunsystem und bei ungeborenen Kindern, wenn die Mutter sich während der Schwangerschaft zum ersten Mal ansteckt. Bei diesen Hochrisikogruppen sind Vorbeugungsmaßnahmen und die Früherkennung der Erkrankung äußerst wichtig.
Informationen des Robert Koch-Instituts über Toxoplasmose
www.schwanger-info.de - Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
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