Artikel 07/03/2020

Die riesige Bedeutung der Darmflora: Aufbau & Immunabwehr

Dr. med. Bernhard Ost Frauenarzt (Gynäkologe)
Dr. med. Bernhard Ost
Frauenarzt (Gynäkologe)
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Der griechische Arzt der Antike Hippokrates (300 vor Chr.) hat vor über 2000 Jahren schon die Bedeutung des Darmes für die Ursache von vielen Krankheiten erkannt und gesagt: „Der Darm ist der Vater allen Übels.“ Das bewahrheitet sich heutzutage mehr denn je.

Fachübergreifende Forschung

Wir blicken in der Medizin auf einige Jahrzehnte Erforschung der Darmflora zurück. Diese Forschung wurde intensiv durch Ärzte und Wissenschaftler der Naturheilkunde betrieben. Inzwischen aber hat sich die Schulmedizin dieses Themas angenommen.

Anlass für die nun sehr viel intensivere Forschung war die Entdeckung, dass bei Krebspatienten eine Chemotherapie deutlich erfolgreicher ist, wenn die Darmflora des Patienten in ihrer Zusammensetzung gesunder geartet ist als wenn dort pathologische (krankmachende) Keime überwiegen.

Der Darm als Immunabwehr

Die Gesamtheit aller physiologischen und pathologischen Keime, die in uns vorhanden sind, nennt man Mikrobiom.

Wir unterscheiden unterschiedliche Mikrobiome in unserem Organismus je nach organisch bezogener Region. So definieren wir ein intestinales Mikrobiom (das Mibrobiom des Darmes) wie auch ein vaginales Mikrobiom und das der oberen Luftwege.

Das intestinale Mikrobiom ist größte und immunologisch bedeutendste. Der Darm selbst ist das größte Immunorgan in unserem Organismus.

So ist der Darm aufgebaut

Zur inneren Oberflächenvergrößerung ist der Innenraum des Darmes in Zotten und Krypten (die Zwischenräume zwischen den Zotten) wie eine Ziehharmonika gegliedert und diese wiederum mit weiten winzigen Zotten (Mikrovilli) überzogen. So wird die Fläche weiter vergrößert. Wenn man sich nun vorstellt, dass all diese großen und winzigen Falten plattgebügelt wären, käme man auf ca. 400 m² und das entspricht der Größe eines Fußballfeldes. Diese gesamte Fläche ist mit Schleim überzogen und darin leben die verschiedenen Darmbakterien.

Die Gesamtzahl aller Darmkeime schwankt zwischen 1500 bis 2000 Keimen. Federführend für eine gesunde Darmflora sind die Laktobazillen (= Milchsäurebakterien). Für die Schleimbildung im Darm sind ganz spezielle Keime zuständig.

Gibt von diesen Keimen zu wenig, wird zu wenig Schleim gebildet. Wird zu wenig Schleim gebildet, wird die Darmwand poröser und krankmachende Keime können besser durch die Darmwand in andere Organe perfundieren. Dieses Krankheitsbild ist das Liki-gut-Syndrom.

Wie kann der Darm nachhaltig unterstützt werden?

Es gibt sehr umfassende Laboruntersuchung der Darmflora mit denen man eine Komplettanalyse der Darmbesiedelung feststellen kann. Das Ergebnis einer solchen Untersuchung beschreibt die Diversität der vorhandenen Keime (die unterschiedlichen Keime), liefert aber bislang noch keine Korrelationen zu bestimmten Erkrankungen und auch keine Hinweise auf gezielte therapeutische Vorgehensweisen.

Eine gestörte Darmflora zeigt sich u.A. auch an diversen Symptomen wie wechselhafte Stuhlgänge und chronische Blähungen. Präparate mit physiologischen Darmkeimen zur Darmsanieren überschwemmen den Markt. Sie enthalten in der Regel einige ausgesuchte Lakto- bzw. Bifidobakterien.

In wie weit eine Kur mit solchen Produkten die Darmflora verändert oder die eingenommen
Keime im Darm sesshaft werden, bleibt primär eine Hoffnung und kann kein Versprechen
sein. Der französische Mikrobiologe Bechamp hat schon vor über 100 Jahren gesagt, dass der Keim an sich nichts bedeutet, sondern das Milieu.

Es gilt also, in erster Linie das Milieu im Darm zu verbessern, damit die köpereigene physiologische Flora sich wieder ausbreiten kann und zugeführte Milchsäurebakterien eine bessere Chance haben, sesshaft zu werden. Es gibt durchaus sehr preiswerte therapeutische Optionen.

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