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Unsere Hand stellt ein funktionelles Meisterwerk dar. Sie ist höchst beweglich, führt komplexe Bewegungsmuster fließend aus und ermöglicht sowohl hochsensible feinfühlige Greiffunktionen als auch kraftvolles Zupacken und Festhalten.

Der Daumen als Allround-Talent der Hand

Der Daumen ist die zentrale Schlüsselfigur beim Greifen. Beim Spitz- und Schlüsselgriff sowie beim Faustschluss ist der Daumen mit beteiligt. Im Daumen sind An- und Abspreizbewegungen, Beugebewegungen, aber auch das Gegenüberstellen gegen die Finger II bis V, das sogenannte Opponieren, möglich. Er hat einen extrem hohen Freiheitsgrad und ist hohen Belastungen ausgesetzt. Die eigentliche Gelenkfläche, die die Kraft überträgt, ist relativ klein, sodass hohe Druckbelastungen im Gelenk auftreten.
Im Gelenk werden die benachbarten Knochen von Gelenkknorpel überzogen. Hierbei handelt es sich im gesunden Zustand um ein glattes elastisches Material, das zusätzlich durch eine Art flüssiges Gleitmittel, die Gelenkflüssigkeit, „geschmiert“ wird. Raut sich der Knorpel auf, vermindert sich die Gleitflüssigkeit. Kommt es zu Deformitäten im Knorpel, erhöht sich die Reibung, was zu einem verstärktem Knorpelabrieb führt. Ein Teufelskreislauf mit Gelenkreizungen, Entzündungen und Funktionsstörungen beginnt.
Im Bereich der Hand ist die Daumensattelgelenksarthrose (Rhizarthrose) die häufigste aller Fingerarthrosen. Sie betrifft Frauen häufiger als Männer und tritt typischerweise jenseits des 40. Lebensjahres auf. Die Rhizarthrose tritt familiär gehäuft auf und ist bei jedem 3. Patienten beidseits vorhanden.

Beschwerden und Symptome der Rhizarthrose

Zunächst bemerkt der Patient Schmerzen beim kraftvollen Zugreifen, oft bei Drehbewegungen z.B. beim Öffnen eines Drehverschlusses, beim Schlüsseldrehen oder beim Auswringen eines Lappens. Die Schmerzen treten typischerweise am unteren Ende handgelenknah auf. Neben den Schmerzen kommt es zu Schwellungen und zum späteren Zeitpunkt auch zu Verformungen des Gelenkes. Auch der Kraftverlust beim Greifen sowie eine zunehmende Bewegungseinschränkung sind möglich.

Mögliche Ursachen

Es gibt sogenannte sekundäre Arthrosen, bei denen eine Vorschädigung des Gelenkes besteht. Dies ist insbesondere nach Verletzungen (Knochenbrüche oder Gelenkverrenkungen) sowie bei Stoffwechselstörungen z.B. der Gicht oder bei entzündlichen Erkrankungen wie bei der rheumatoiden Arthritis der Fall. Häufiger ist die sogenannte idiopathische Rhizarthrose, d.h. eine Arthrose ohne erkennbare Ursachen. Da die Rhizarthrose familiär gehäuft und bei Frauen vermehrt auftritt, werden auch genetische Faktoren sowie hormonelle Einflüsse diskutiert.

Wie läuft die Diagnose ab?

Die typische Beschwerdeschilderung des Patienten lässt eine Rhizarthrose vermuten. Bei der ärztlichen Untersuchung zeigen sich eine umschriebene Druckschmerzhaftigkeit über dem Sattelgelenk sowie ein Verschiebeschmerz. Es kommt zu Deformitäten und auch zu Überwärmungen mit Schwellung im Gelenk. Eindeutig nachweisen lässt sich die Rhizarthrose im Röntgenbild. Ist dieses nicht eindeutig, sollten mittels Ultraschall die über das Daumensattelgelenk ziehende Sehnen untersucht werden, um hier Sehnenentzündungen zu erkennen.

Sind die Schmerzen von Gefühlsstörungen, Kribbeln, Taubheitsgefühlen begleitet, so muss unbedingt ein sogenanntes Karpaltunnelsyndrom, d.h. eine Druckbelastung eines Nervs im Handgelenk, ausgeschlossen werden.

Darüber hinaus ist ein schnappender Daumen von der Rhizarthrose zu unterscheiden.
Hierbei kommt es typischerweise bei Beuge- und Streckbewegungen des Daumens zu einer schnappenden Bewegung des Daumens, sodass dies klinisch eindeutig von der Rhizarthrose unterschieden werden kann.

Konservative Behandlungsmöglichkeiten

Wir unterscheiden die nicht operativen (konservativen) von den operativen Behandlungen. Alle Rhizarthrosen sollten zunächst nicht operativ behandelt werden. Bei leichten Arthrosen kommen lokale entzündungshemmende Maßnahmen wie z.B. das Verabreichen von entzündungshemmendem Gel (z.B. Diclofenac-Gel, Ibuprofen-Gel) zur Anwendung. Packungen mit Essig-saurer-Tonerde oder entzündungshemmende Pasten (z.B. Enelbin- oder Quark-Umschläge) helfen entzündliche Beschwerden zu verbessern. Die Einnahme von entzündungshemmenden Medikamenten stellen die nächste Behandlungsstufe dar.

Zur Entlastung im Alltag wird eine sogenannte Orthese, d.h. eine kleine Bandage über dem Daumensattelgelenk getragen. Diese vermindert die Belastung des Gelenkes und reduziert die schmerzhaften Bewegungen.

Gute Ergebnisse zeigen auch Ultraschallanwendungen als sogenannte Phonophorese sowie Reizstromstimulationen, Schmerzbehandlungen mittels TENS (transcutane elektrische Nervenstimulation). Diese TENS-Geräte können dem Patienten auch zur häuslichen Anwendung verordnet werden.

Zur Verbesserung der Gleitfähigkeit werden körpereigene Gelenkschmierstoffe (Hyaluron) in das Gelenk injiziert.

Bei schweren Entzündungen appliziert der Arzt auch entzündungshemmende Stoffe (z.B. Kortison) in das Gelenk. Diese dürfen jedoch nicht öfter eingesetzt werden, da es sonst zu Medikamentenschädigungen des Gelenkes kommen kann.

Zur Schmerzbehandlung besteht darüber hinaus die Akupunktur-Therapie sowie die Schmerz- und Entzündungsdämpfung und die Röntgenreizbestrahlung.

Insbesondere bei chronisch entzündlichen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis besteht die Möglichkeit einer sogenannten Radiosynoviothese (RSO). Hierbei werden minimale Mengen einer radioaktiven Substanz in das Gelenk appliziert, die zu einer Unterdrückung und Schädigung der entzündungsauslösenden Gelenkschleimhaut führen.
Zur Besserung der Bewegungseinschränkungen sind ergotherapeutische Behandlungen wie Kapseldehnungsmobilisationen, sogenannte manuelle therapeutische Maßnahmen, angezeigt.

Operative Maßnahmen

Versagen diese konservativen Maßnahmen, so sind operative Maßnahmen zu empfehlen. Wir unterscheiden zum einen die versteifenden Operationen von den elastischen Operationen ohne Fremdmaterial und die sogenannten Implantationen von Fremdmaterial (Endoprothesen).
Bei sehr jungen Patienten wird eine gelenkerhaltende Behandlung angestrebt, sodass wir häufig die Entfernung der Schmerznerven, die sogenannte Denervierung oder eine arthroskopische Debridement, eine Art Gelenkreinigung, erfolgt. Am gängigsten ist die Entfernung eines Gelenkpartners, des sogenannten Trapezknochen. Das verhindert, dass Knochen auf Knochen reibt. Zum Auffüllen des hierdurch entstehenden Knochendefektes wird ein Sehnenbündel eingesetzt. Man bezeichnet dies auch als „Bioprothese“. Die Ergebnisse sind sehr zufriedenstellend, in fast 90% finden sich gute bzw. sehr gute Ergebnisse. Nachteilig wirkt sich aus, dass die Kraft beim Faust- und Spitzgriff reduziert wird. Der Eingriff findet überwiegend ambulant statt. Eine Ruhigstellung mittels Gips oder Bandage wird je nach Operateur zwischen 2-6 Wochen empfohlen.

Die Versteifungsoperation (Arthrodese) führt zwar zu einer starken Belastbarkeit des Gelenkes, jedoch auch zu einer erheblichen Bewegungseinschränkung des Daumensattelgelenkes. Es folgt eine vermehrte Belastung der Nachbargelenke und dadurch zu deren höherem Verschleiß. Deshalb wird die versteifende Operation nur selten eingesetzt.

Der Ersatz mittels künstlichem Gelenk, sogenannte Endoprothese, ist im Daumensattelgelenk mit erheblichen möglichen Komplikationen verbunden, sodass man diese Methode selten einsetzt. Insbesondere die Lockerung des künstlichen Gelenkes stellt hierbei eine Problematik dar.

Zusammenfassung

  • Die Rhizarthrose ist die häufigste Arthrose der Fingergelenke.
  • Sie tritt bei Frauen vermehrt auf und ist bei jedem 3. Patienten beidseitig.
  • Symptome sind zunächst belastungsabhängige Schmerzen verbunden mit Bewegungseinschränkungen und Versteifungen.
  • Bei den meisten Patienten genügt eine konservative Behandlung, was die Alltagsfunktion schmerzfrei ermöglicht.
  • Versagen die konservativen verfahren, so stehen mehrere operative Verfahren zur Verfügung. Als häufigste und erfolgsversprechende Maßnahmen hat sich hier die sogenannte Resektionsarthroplastik durchgesetzt.

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