Team jameda
Vergesslichkeit und Denkschwierigkeiten können Zeichen einer Demenz aber auch anderer Erkrankungen sein. Lesen Sie in diesem jameda Gesundheitsspecial über Formen von Demenz, Auslöser und Krankheitsverlauf sowie Behandlungsmöglichkeiten.
Das Dementielle Syndrom beschreibt einen Krankheitszustand, der vom Verlust der geistigen Fähigkeiten bestimmt wird. Die Begriffe „dementiell, dement und Demenz“ leiten sich aus dem Lateinischen ab und bedeuten so viel wie „ohne Geist“. Von einem Syndrom spricht man, da der Erkrankungszustand durch ein Muster verschiedener Symptome, einem Symptomenkomplex, charakterisiert ist. Die Hauptkrankheitszeichen sind die Abnahme des Gedächtnisses und des Denkvermögens, so dass die Lebensführung erheblich eingeschränkt ist, das Bewusstsein ist dabei nicht getrübt. Für die Diagnosestellung einer Demenz nach der Internationalen Klassifikation der Krankheiten ICD-10 müssen diese Symptome chronisch über mindestens sechs Monate bestehen. Unterteilen lassen sich Demenzerscheinungen nach Schweregraden in die Vorstufe einer leichten kognitiven Störung, ein leichtes, mittelgradiges und fortgeschrittenes dementielles Syndrom.
Die nachlassende geistige Leistungsfähigkeit erfasst den kognitiven, emotionalen und sozialen Bereich, je nach Ursache in unterschiedlichem Ausmaß: Betroffen können das Denk-, Sprach- und Erinnerungsvermögen sowie die Wahrnehmung und Verarbeitung von Gefühlen sein, auch zwischenmenschliche Kontakte werden schwierig bis unmöglich. Körperlich bauen die Patienten im Laufe der Krankheit stark ab, Ursache für den Tod sind meist Ausgezehrtheit, Infektionen wie Lungenentzündung oder akutes Herz-Kreislauf-Versagen.
Je nach Ursache lassen sich verschiedene Demenzformen unterscheiden:
Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz, etwa 60-70% aller Demenz-Patienten leiden daran. Sie geht mit dem fortschreitenden Untergang von Nervenzellen im Gehirn einher, verursacht durch Ablagerungen von Amyloid-Plaques und Tau-Proteinen in der Großhirnrinde. Der Auslöser für die Ablagerungen ist unbekannt, bisher ist Alzheimer nicht heilbar. Die Erkrankung schreitet langsam fort. Nach der Diagnosestellung leben Patienten durchschnittlich noch acht Jahre. Man kann die Alzheimer-Demenz in drei Stadien unterteilen, die charakteristische Symptome hervorbringen:
Frühstadium:
Mittleres Stadium:
Fortgeschrittenes Stadium:
Etwa 15-20% aller Demenzen entstehen durch den Blutkreislauf. Hier führen Gefäßveränderungen im Gehirn zu Durchblutungsstörungen, sodass Gehirnzellen absterben und damit zum Absterben von Gehirnzellen. Ursachen für die Minderdurchblutung sind Schlaganfall, Mikroangiopathie und vaskuläre Enzephalopathie. Bei der Multi-Infarkt-Demenz lassen viele kleine Schlaganfälle, die zunächst unbemerkt bleiben, Nervengewebe zugrunde gehen. Oft liegen Mischformen aus Alzheimer und vaskulärer Demenz vor. Zu den typischen Symptomen einer vaskulären Demenz gehören:
Die Lewy-Körper-Demenz ist der Alzheimer-Erkrankung sehr ähnlich. Etwa 10% der Demenz-Patienten sind davon betroffen. Charakteristisch für die Erkrankung ist eine hohe Anzahl von Lewy-Körperchen, Proteinablagerungen in den Nervenzellen der Großhirnrinde und des Hirnstammes. Diese Eiweißeinschlüsse finden sich aber auch bei Parkinson-Erkrankten in der Substantia nigra des Gehirns, sowie bei Alzheimer-Patienten und alten, gesunden Menschen. Charakteristische Krankheitszeichen der Lewy-Körper-Demenz sind
Bei der frontotemporalen Demenz stirbt Nervengewebe im Stirn- und Schläfenlappen des Gehirns ab. Während Alzheimer bei alten Menschen ab 65 Jahren auftritt, setzt die frontotemporale Demenz auch bei Jüngeren unter 60 ein. Der Stirn- und Schläfenbereich des Gehirns beherbergt die Gefühlskontrolle, soziale Fähigkeiten und die Fähigkeit zur Einsicht, so dass sich aus der Zerstörung dieses Areals typische Symptome ergeben:
Symptome einer Demenz können aufgrund zahlreicher Erkrankungen auftreten, dazu gehören
Ist das Kurzzeitgedächtnis über mehrere Monate so stark eingeschränkt, so dass der Alltag Probleme bereitet, besteht der Verdacht auf eine Demenz. Erste Anlaufstelle für eine Untersuchung ist der Hausarzt. Er kann, da er den Patienten meist schon länger kennt, seine Entwicklung einschätzen und gegebenenfalls eine Überweisung zum Neurologen ausstellen. Zur Diagnosestellung einer Demenz gehören die Krankengeschichte, eine körperliche Untersuchung, Laboruntersuchung des Blutes, neurophysiologische Tests und bildgebende Verfahren wie Röntgen, CT, MRT und PET.
Demenzen sind in der Regel nicht heilbar. Dementielle Symptome aufgrund anderer Krankheiten können zurückgehen, wenn die Grunderkrankung behandelt wird. Ziel der Demenz-Therapie ist es, das Fortschreiten der Erkrankung hinauszuzögern, die Symptome zu lindern und die Selbstbestimmung und Eigenständigkeit des Patienten möglichst lange zu erhalten. Zur Arzneimitteltherapie gehören Antidementiva, Antidepressiva und Neuroleptika. Nichtmedikamentöse Maßnahmen beinhalten u. a. Verhaltenstherapie für den Betroffenen sowie Schulungen für betreuende Angehörige.
Zu den Antidementiva gehören die Acetylcholinesetrasehemmer Donepezil, Galantamin und Rivastigmin. Sie sind bei Alzheimer-Demenz im leichten bis mittelgradigen Stadium zugelassen, auch Ginko biloba kann in diesen Stadien der Alzheimer-Erkrankung Besserung bringen.
Der Arzneistoff Memantin wird im schweren Stadium der Alzheimer-Erkrankung eingesetzt. Genannte Medikamente werden auch bei Mischformen angewandt. Bei Lewy-Körperchen-Demenz werden sie im Off-Label-Use gegeben. Ihr Einsatz ist dabei von der Erfahrung des Arztes und dem individuellen Einzelfall abhängig.
Patienten mit vaskulärer Demenz können von Gingko biloba profitieren. Leichte und mittelschwere Demenz aufgrund von Morbus Parkinson kann mit Rivastigmin in Kapselform behandelt werden, Donepezil und Rivastigmin als Pflaster gelten hier als Off-Label-Use. Für frontotemporale Demenz können die Leitlinien zur Behandlung von Demenzen keine wirksame Medikation empfehlen.
Oft fallen Patienten nach der Diagnosestellung der Demenz in eine Depression. Hier werden zur Behandlung Antidepressiva aus der Gruppe der Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer eingesetzt. Entwickeln Patienten Wahnvorstellungen und Halluzinationen, sind sie extrem unruhig oder verhalten sich aggressiv und können unter besonderer Vorsicht Neuroleptika gegeben werden.
Zu den nichtmedikamentösen Behandlungsstrategien bei Demenzen gehören Verhaltenstherapie, kognitives Training, autobiografische Arbeit, Realitätsorientierung, Kunst-, Musik- und Tanztherapie, Ergotherapie und Milieutherapie.
Es ist nicht einfach, die Diagnose Demenz zu verkraften. Da heute die Erkrankung jedoch schon im Anfangsstadium festgestellt werden kann, haben Patienten die Möglichkeit, sich aktiv darauf einzustellen. Sind Sie betroffen, vertrauen Sie sich nahestehenden Personen an und richten Ihren Alltag für ein Leben mit der Diagnose ein:
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