Das Karpaltunnelsyndrom (KTS) ist die häufigste Form des Medianus-Kompressionssyndroms. Das bedeutet, dass im Karpaltunnel Druck auf den Medianusnerv ausgeübt wird.
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Typische Anzeichen sind Kribbeln in den Händen, Kraftlosigkeit oder Taubheit der Finger. Diese Symptome treten anfangs vor allem nachts auf. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kommt es zu einer funktionellen Schwäche bis hin zur Atrophie eines weiteren Nervs, der für die Stellung des Daumens zuständig ist.
So wird es insbesondere morgens immer schwieriger, runde Dinge zu greifen. Festes Zugreifen wie beim Auswringen eines Putzlappens oder das Greifen des Autolenkrades, verstärken die Beschwerden weiter.
Die Schädigung beruht auf der Kompression des Nervs selbst, und/oder der vaskulären (Blutgefäße betreffenden) Strukturen, die den Nerv mit Nährstoffen versorgen. Beides führt zu einer Herabsetzung der Nervenleitgeschwindigkeit. Informationen werden also über den Nerven nur noch unzureichend weitergeleitet.
In der Literatur wird daraufhin gewiesen, dass das KTS meist idiopathisch, also ohne erkennbaren Grund entsteht. Dennoch gibt es zwei Prinzipien, die die Problematik verdeutlichen:
Als generelle Risikofaktoren für die Entstehung gelten häufige drehende oder dehnende Tätigkeiten des Handgelenkes, Übergewicht, Schwangerschaft und kürzlich eingetretene Menopause.
Erhärtet sich beim Arzt der Verdacht auf ein KTS, wird neben funktionellen Tests des Handgelenks auch die Nervenleitgeschwindigkeit im Seitenvergleich an beiden Handgelenken getestet.
Therapiert wird anschließend mit
Sollte all dies keine Wirkung erzielen, bleibt im letzten Schritt die OP. Hier wird das Band, das den Karpaltunnel umschließt, entweder endoskopisch oder in einer offenen OP gespalten.
Dr. Andrew Still, Begründer der Osteopathie, prägte folgenden Satz: ‘Osteopathie ist erstens Anatomie, zweitens Anatomie und drittens Anatomie!?’ Doch was meint er damit?
Einfach gesagt bedeutet es, dass der Ort der auftretenden Symptome nicht zwangsläufig auch der Entstehungsort einer Erkrankung ist.
Wenn wir den Medianusnerv betrachten, befindet sich sein Ursprung in der Wirbelsäule. Hier bilden sich Nervenfasern, die über den seitlichen Halsbereich zur Achsel wandern und dort den Medianusnerv entstehen lassen. Von dort zieht er sich dann schließlich bis zur Hand.
Wenn wir nun den Karpaltunnel betrachten, sehen wir im Querschnitt, dass er sich in ein kleines und ein großes Fach aufteilt. Während durch das kleine Fach nur eine Sehne verläuft, liegen in dem großen Fach einerseits der Medianusnerv, aber auch neun weitere Sehnen, eingebettet in Bindegewebe.
Es können also auf dem langen Weg der Nervenfasern von der Wirbelsäule zur Hand an vielen Punkten Störungen auftreten. Aber auch die Engstelle des Karpaltunnels selbst können solche Störungen bedingen.
Viele Funktionen im Körper beeinflussen sich gegenseitig. Im Fall des KTS können Blockaden oder Verrenkungen von Wirbelkörpern ein auslösender Faktor sein. Genauso wie Engpässe im Schultergürtel, die zu Einengungen der Nervenfasern führen. Sie können zum Beispiel auch durch muskuläre Verspannungen entstehen, deren Ursache häufig Stress ist.
Können Blut und Lymphflüssigkeit nicht richtig abfließen, kommt es zu einer Anschwellung des Gewebes. Das führt bei einem Engpass wie dem Karpaltunnel dazu, dass Druck auf den Nerv entsteht, seine Versorgung beeinträchtigt wird und die Nervenleitfähigkeit sinkt.
Den Laien überraschend es sicher, dass auch die inneren Organe aus der Ferne auf die Nerven wirken können und so zu Problemen am Karpaltunnel führen. Ursächlich können hier Störungen der Leber, Gallenblase, Magen oder des Herzens sein. Genauso können aber auch Vernarbungen die faszialen Ketten beeinflussen, die dann wieder zu Engpässen führen und damit zur Störung des Nervensystems.
Das Karpaltunnelsyndrom kann für den Patienten sehr belastend sein und zu Arbeitsausfällen bis hin zur Berufsunfähigkeit führen. Mit konservativen Methoden kann zwar lokal behandelt werden. Aber aufgrund der Komplexität der körperlichen Zusammenhänge und Einflüsse, ist diese Behandlungsform nicht immer langfristig erfolgreich.
Daher ist ein Osteopath, der nicht nur anatomisch intensiv geschult ist, sondern auch eine ganzheitliche Herangehensweise hat, ein guter Ansprechpartner. Er kann durch tiefergehende Untersuchungen des gesamten Körpers mögliche Ursachen des Syndroms behandeln und nicht nur die Symptome.
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