Artikel 14/02/2020

Das jameda-Interview: 9 Fragen an Herrn Oguz Selim Ilkgün

Oguz Selim Ilkgün Hals-Nasen-Ohren-Arzt
Oguz Selim Ilkgün
Hals-Nasen-Ohren-Arzt
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Ilkgün interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Hals-, Nasen-, Ohrenarzt.

jameda: Herr Ilkgün, was hat sie motiviert, Hals- Nasen- Ohrenarzt zu werden und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?

Herr Ilkgün: Die Hals- Nasen- Ohrenheilkunde beschäftigt sich u.a. mit verschiedenen Sinneswahrnehmungen (Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen, Gleichgewicht). Diese zu verstehen und ihre Krankheiten zu behandeln, ist eine tolle Sache. Die Ergebnisse vieler Behandlungen sind schnell sichtbar und man bekommt zeitnah Rückmeldung vom Patienten.

Diese Rückmeldungen steigern meine Motivation, auch nach über 13 Jahren ärztlicher Tätigkeit. Mir gefällt zudem das breite Patientenspektrum in der HNO-Heilkunde - alle Geschlechter und nahezu alle Altersgruppen sind unter den Patienten wieder zu finden.

Ich habe mich schon während meines Studiums sehr für Operationen interessiert und entsprechend die Gelegenheit genutzt, um sämtliche operativ tätige Fächer zu erkunden. Unter allen hat mich die HNO-Chirurgie besonders begeistert, weil sie eine sehr feine Chirurgie ist und an einem extrem wichtigen Körperteil (Kopf/Hals) durchgeführt wird.

jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht diesen so besonders?

Herr Ilkgün: Schon sehr früh während meiner Assistenzarztzeit haben mir meine Vorgesetzten großes operatives Geschick und Talent bescheinigt. In dieser Weiterbildungszeit lernte ich zudem den respektvollen Umgang mit Patienten. Während meiner langjährigen klinischen Tätigkeit - davon über sieben Jahre als Oberarzt in dem renommierten Dominikus Krankenhaus Düsseldorf - habe ich sämtliche Krankheitsbilder gerne behandelt.

Operativ verhält es sich ähnlich. Die mikroskopische Ohrchirurgie mit ihren Feinheiten, die vielschichtige Nasenchirurgie, Operationen von Kindern, verschiedenste plastische Operationen gehören zu meinem Standardrepertoire. In der Nasenchirurgie findet sich oft die besondere Kombination aus funktioneller Indikation (Nasenatmungsbehinderung) und ästhetischer Indikation (störende Nasenform).

Der versierte HNO-Chirurg ist in der Lage, beide Beschwerdebilder in einer Operation zu beheben, in Form einer funktionellen Septorhinoplastik (innere und äußere Nasenkorrektur).

jameda: Gibt es ein medizinisches Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?

Herr Ilkgün: Selbstverständlich gibt es diese Vorbilder. Es gab stets Oberärzte und Chefärzte, von denen man fachlich aber auch insbesondere menschlich lernen konnte. Einen guten Arzt macht nicht nur aus, dass er fachlich exzellent aufgestellt ist. Es kommt darauf an, dieses Wissen angemessen anwenden zu können. Dabei ist es wichtig, sich auf Patienten einstellen zu können.

Man muss ein Gespür für die Erwartungen des Patienten haben. Erst wenn man die individuellen Gegebenheiten berücksichtigt und die Behandlung auf Augenhöhe mit dem Patienten durchführt, kann ein erfolgreiches Ergebnis daraus resultieren.

jameda: Gibt es in der Gegenwart Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?

Herr Ilkgün: In meiner Praxis wende ich mit großem Erfolg den Video-Kopfimpulstest (engl. HIT: head impulse test) in der Schwindeldiagnostik an. Viele Kliniken verfügen nicht über dieses wissenschaftlich und klinisch etablierte Diagnostikverfahren, das im Stande ist, alle sechs Bogengänge in den Ohren zu untersuchen. Dieser Test lässt sich schnell und einfach durchführen, ohne, wie bisher üblich, selbst ausgeprägten Schwindel zu provozieren. Damit kann ich Patienten helfen, die sich unter anderem seit Jahren mit Schwindelbeschwerden plagen und man diesen bis heute die Ursache dafür nicht nennen konnte.

jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?

Herr Ilkgün: Eine große Herausforderung ist es, den Patienten als Mensch nicht aus dem Fokus zu verlieren. Kliniken und Arztpraxen haben mit vielen Auflagen u.a. von Behörden und Ämtern, der Kassenärztlichen Vereinigung und anderen zu tun. Regelmäßig kommen neue dazu. Da kann es schnell passieren, dass der Patient im Alltag zur ‘Nebensache’ wird. Man fühlt sich teilweise wie eine Nummer behandelt.

Ich habe gelernt, die Dinge aus der Perspektive eines Patienten zu betrachten. Daher ist es mir ein wichtiges Anliegen, dass das beschriebene Gefühl bei meinen Patienten nicht entsteht. Die vielen positiven Rückmeldungen bestätigen mich darin.

jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?

Herr Ilkgün: Ich bekomme oft als positive Rückmeldung, dass sich Patienten während meiner Behandlung wohl und gut aufgehoben fühlen. Das merke ich oft auch daran, dass sie sich gerne und lange mit mir unterhalten. Dabei haben meine Patienten keine Scheu, Themen, die sie auf Anhieb nicht verstanden haben, nochmal anzusprechen. Ich pflege es mit meinen Patienten auf Augenhöhe zu kommunizieren und Sachverhalte einfach und verständlich zu erklären.

jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?

Herr Ilkgün: Ich schätze besonders die offene und ehrliche Art meiner Patienten. Dabei sind Lob und Tadel wichtige Themen für mich. Ein Lob bedeutet Bestätigung und Freude, Tadel bedeutet Ansporn, sich zu verbessern.

jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?

Herr Ilkgün: Während meiner Assistenzarztzeit in Mönchengladbach versorgten wir einen kleinen afghanischen Jungen, der Opfer einer Tretmine in seiner Heimat geworden war. Dieser Junge wurde fernab seiner Familie mit Folgen seiner schweren Verletzungen und Behinderungen von verschiedenen Fachrichtungen unserer Klinik versorgt und operiert.

Es war ein sehr langer Aufenthalt in der Klinik. Alle Krankenschwestern pflegten den Jungen nahezu mit mütterlicher Zuwendung. Weihnachten verbrachte er Zuhause bei der leitenden Stationsschwester. Während dieser Zeit lernte er deutsch sprechen.

Die Zuversicht dieses Jungen und seine positive Einstellung zum Leben, trotz des schweren Schicksals, sind für mich bleibende Eindrücke. Ebenso wird mir die leidenschaftliche Einstellung des Personals zum Helfen in Erinnerung bleiben.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Herr Ilkgün: Wenn sie ärztliche Hilfe aufsuchen, achten sie auf Ihr Bauchgefühl. Falls Sie in einer Praxis mit  ‘Massenabfertigung’ landen, sind Sie dort falsch. Jeder hat das Recht auf eine anständige und respektvolle Behandlung. Dies beginnt schon am Empfang.

Zur Person

  • Facharzt für Hals- Nasen- Ohrenheilkunde
  • Plastische Operationen
  • Klinische Weiterbildung in der Maria-Hilf-Klinik Mönchengladbach
  • Facharzt und Oberarzt im Dominikus Krankenhaus Düsseldorf (Leitung: Dr. Grün/Dr. Robbers) - ab 2017 Schön Klinik Düsseldorf

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