Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. Robert Krämer interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Plastischer & Ästhetischer Chirurg.
jameda: Herr PD Dr. Krämer, was hat Sie motiviert, Plastischer & Ästhetischer Chirurg zu werden?
Herr PD Dr. Krämer: Bereits während meines Medizinstudiums hat mich die Wiederherstellung des Körpers fasziniert. Deshalb begann ich schon sehr früh, parallel zum Studium zu forschen und Wege zu finden, die Durchblutung von Haut und Weichteilen und damit eben auch die Wundheilung und Hautregeneration zu verbessern. Dieses Thema auch in meiner täglichen Arbeit zu behandeln, motivierte mich schon immer. Deshalb komme ich neben meiner klinischen Tätigkeit im Knappschaftskrankenhaus Dortmund weiterhin in meiner Freizeit meinen Verpflichtungen in Forschung und Lehre als Dozent am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein nach.
jameda: Was macht Ihnen im Klinikalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Herr PD Dr. Krämer: Die größte Herausforderung ist das Lösen von Problemen, mit denen Kollegen nicht weiterkommen. Wenn durch Trauma, Infektion oder Tumoren große Hautareale fehlen oder Wunden nicht mehr mit einfachen Maßnahmen verschlossen werden können, dann ist die Expertise des Plastischen Chirurgen gefragt. Er kann durch die Verpflanzung ganzer Gewebeblöcke, sogenannter Lappenplastiken, jeden Haut- und Weichteildefekt an jeder Stelle des Körpers verschließen. Dieses lösungsorientierte Denken und der damit verbundene Einsatz für betroffene Patienten macht mir in meinem Klinikalltag die meiste Freude.
jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Klinik?
Herr PD Dr. Krämer: Als klinisch tätiger Plastischer Chirurg wird man oft mit dem Begriff des „Schönheitschirurgen“ konfrontiert, was per se ja eine schöne Assoziation ist. Nichtsdestotrotz umfasst aber das Aufgabenfeld des Plastischen Chirurgen in der Klinik weit mehr als die reine „Schönheitschirurgie“. Neben den bereits genannten Aufgabenfeldern gehören beispielsweise auch die Entfernung bösartiger Tumore an Haut und Weichteilen, die Rekonstruktion kleinster Nerven an der Hand bis hin zum großen Armnervengeflecht sowie die Behandlung großflächiger Hauterkrankungen wie bei Verbrennungen zum Betätigungsfeld des Plastischen Chirurgen. Gerade die chirurgische Expertise in diesen Teilgebieten der Plastischen Chirurgie eröffnet dann aber wiederum die Befähigung zum „Schönheitschirurgen“, weshalb die Ästhetische Chirurgie in meiner Klinik selbstverständlich auch einen relevanten Teilbereich darstellt.
jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Herr PD Dr. Krämer: Patienten kommen häufig nach einem langen Leidensweg zum Plastischen Chirurgen. Oft wurden schon viele Operationen durchgeführt, die nicht zum Ziel geführt haben. In diesen Momenten ist der Kontakt zu einem Arzt, der das gesamte Spektrum der Plastischen Chirurgie auf klinischem und akademischem Niveau anbieten kann, oftmals ein Hoffnungsschimmer. Er kann Lösungen aufzeigen, die vorher sehr schwierig erschienen. Das motiviert Patienten natürlich ungemein.
jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Herr PD Dr. Krämer: Üblicherweise habe ich kein Problem mit Patienten, die nicht meinem Therapieplan folgen. Patienten, die mich aufsuchen, haben bestimmte Vorstellungen und Wünsche. Ich bespreche im Vorfeld jeder Behandlung mit den Patienten, was sie erwarten können und was ich dafür an Kooperation voraussetzen muss. Das führt in den allermeisten Gesprächen zu einer belastbaren Vertrauensbasis. Erst dieses gute Verhältnis schafft die Grundlage, dass Therapiepläne auch eingehalten werden.
jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Klinik anwenden?
Herr PD Dr. Krämer: Der Plastische Chirurg benötigt für besonders filigrane Operationen ein OP-Mikroskop. In meiner Klinik ist eines der modernsten Geräte im Einsatz, die aktuell auf dem Markt sind. Auch was das Thema ‘Strahlenschutz’ angeht, wird in meiner Klinik durch ein spezielles Röntgengerät im OP darauf geachtet, dass bei handchirurgischen Operationen nur geringste Strahlendosen verwendet werden. Aber auch im Rahmen der Ästhetischen Medizin steht als innovatives, nicht-invasives Therapieverfahren ein Gerät zur fokussierten Stoßwellentherapie bereit. Es wurde insbesondere für die Behandlung von Cellulite wissenschaftlich validiert.
jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Klinik, das Sie nie vergessen werden?
Herr PD Dr. Krämer: Der letzte Fall, den ich im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck behandelte, war ein 12-jähriger Junge, der mit ca. 80 % tief verbrannter Körperoberfläche nach einem Stromunfall an einer Hochspannungsleitung eingeliefert wurde. Im Verlauf wäre er mehrfach fast verstorben. Durch unseren unermüdlichen Einsatz im OP und auf unserer Intensivstation konnten wir ihn schlussendlich retten. Mittlerweile spielt er wieder Fußball in seinem früheren Verein und ist unendlich dankbar.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr PD Dr. Krämer: Spielen Sie nicht mit dem Feuer! Beim Grillen haben Spiritus oder Brandbeschleuniger nichts verloren!
Privatdozent Dr. med. Robert Krämer ist Facharzt für Plastische & Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie sowie Notfallmedizin und hat an der Medizinischen Hochschule Hannover sowie an der University of Pittsburgh studiert. Ausgezeichnet wurde er u. a. mit dem Forschungspreis der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungstherapie. Er ist als Lehrkörper des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein für Plastische & Ästhetische Chirurgie sowie Handchirurgie tätig.
Das Knappschaftskrankenhaus Dortmund bietet mit seiner Infrastruktur sowohl die Patientensicherheit eines Akutkrankenhauses als auch den Komfort einer Privatklinik mit klimatisierten Patientenzimmern im obersten Stockwerk. Kurze Wege prägen das Haus mit einer freundlichen und zuvorkommenden Belegschaft.
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